ely_12837377schuld, ursache und wirkung
"kein verantwortungsgefühl in der beziehung, keines danach. tritt die wahrheit zutage, dann ist das wehgeschrei groß."
was beeinhaltet die verantwortung, die man für seinen partner oder ihm gegenüber trägt?
wahrheit ist ein anfang.
verantwortungsbewusstsein bedeutet für mich, auch erschreckende wahrheiten zuzulassen und zu integrieren. dazu kann auch die persönliche wahrheit gehören, dass es möglich ist, sich trotz intakter partnerschaft in einen weiteren menschen zu verlieben. oder diesen zumindest als anziehend zu erleben.
als mir das *passiert* ist, habe ich versucht, zumindest diesem bereich meiner verantwortung rechnung zu tragen und habe meinem gefährten von diesen gefühlen erzählt. und du hast recht, das wehgeschrei war auf beiden seiten groß. es hat uns beiden den sicheren boden unter den füßen weggerissen. und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde meine liebe für nichtig und ungültig erklärt (du hast mich nie geliebt, du weißt nicht, was liebe ist). ich hatte unsere liebesbeziehung aus "purem egoismus verbockt". es ist niemals zu einem fremdgehen oder betrug, nicht einmal zu einer lüge gekommen, und doch hatte ich unsere liebe verraten, war betrügerin und lügnerin. ja, tritt *die* wahrheit zutage, ist das wehgeschrei groß.
wir haben mir die alleinschuld am scheitern zugeteilt, weil ich durch meine egoistischen empfindungen (egoistisch, weil sie nicht auf meinen partner gerichtet waren) die basis, die er benötigte, zerstört habe. und weil ich aus *purer selbstsucht* weder bereit noch in der lage war, besagte empfindungen aus meinem fühlen auszuklammern.
mittlerweile frage ich mich jedoch, ob ich (oder der andere, nachdem ich ähnliches nochmal mit vertauschten rollen erlebt hab) die verantwortung für das ende unserer beziehung wirklich ganz alleine zu tragen habe. dieser gedanke - das ist mir wichtig - ist weitgehend frei von schuldzuschreibungen. ich würde wohl kaum von einem anderen menschen verlangen, seine persönlichen grenzen meinetwegen zu verbiegen, verschieben, erweitern (je nach standpunkt) - und doch glaube ich, dass jeder für seine eigenen grenzen (und deren weite bzw. enge) ganz alleine verantwortlich ist.
wenn ich nur unter bestimmten bedingungen lieben kann, dann ist das so. und es kann gut sein. aber darf ich einen anderen menschen für die daraus resultierende enge und *begrenztheit* (ich meine den fakt; völlig wertfrei) verantwortlich machen bzw. zur verantwortung ziehen?
das sind meine gedanken zur *schuldfrage*. oder zur bestimmung von ursache und wirkung.
was ich meine ist, dass die eigentliche ursache für das scheitern einer beziehung viel tiefer zu finden bzw. zu suchen ist und nicht im fremdgehen oder fremdverlieben o.ä. begründet ist. und dass die angesprochenen konsequenzen in art und umfang doch sehr stark von den eigenen grenzen abhängen. soll heißen: es sind daher auch andere wirkungen, sprich konsequenzen möglich und nachvollziehbar. und: lebbar.
ich möchte betrug nicht rechtfertigen. aber irgendetwas in mir sieht nur sehr mäßig ein, dass jede handlung meines partners, auf die ich mit verletzung reagiere, auch immer automatisch und zwangsläufig als verletzung erlebt und gedeutet werden muss. ist meine verletzbarkeit nicht sehr abhängig von meiner art zu deuten und zu bewerten?
es fällt so leicht, dem anderen mutwilligkeit oder absicht zu unterstellen. schließlich hätte er doch wissen können und wissen müssen, was er mir damit antut. besonders in diesem fall. aber nicht jede gedankenlosigkeit ist purer boshaftigkeit entsprungen. auch dann nicht, wenn es sich so anfühlt.
hm, wenn man wirklich so vordergründig der (überflüssigen) schuldfrage nachgehen will und sie an selbstsucht misst, wieso wird dann eigentlich der *egoismus*, der in feindseligkeit und unversöhnlicheit liegt, am liebsten ausgeklammert, und der, der dem fremdgehen innewohnt, so überbetont?
ein lieber gruß