hayley_12554842Muss dazu auch noch was loswerden
ich lebe seit 15 jahren in einem islam. land, wo ich schon beides gesehen habe: zum einen junge mädchen, die von ihren vätern eindringlich zum tragen des kopftuches angehalten werden (meistens gehts dann damit los, wenn sie an die uni gehen und plötzlich stetigen kontakt mit jungs haben werden)- zum anderen, und zwar zum großteil aber auch jüngere wie ältere frauen, die sich vollkommen einflusslos zu diesem schritt entschliessen.
verfassungstechnisch bleibt es den frauen hier jedoch freigestellt.
trotzdem ist es auch hier paradoxerweise an manchen arbeitsplätzen verboten: tv-ansagerinnen, hotelangestellte und reiseleiterinnen - also alle, die irgendwie repräsentativ vor westl. augen erscheinen- dürfen es nicht tragen!
das kopftuch fällt hierzulande natürlich überhaupt nicht sonderlich auf; nicht so wie in deutschland, wo man sich plötzlich darum gedanken macht, ob es freiwillig, erzwungen, protestbeladen, religiös oder politisch getragen wird.
hier wird es getragen, weil der islam es so empfiehlt und nicht, weil sich frauen von den männern unterdrücken lassen!
das kopftuch hat damit ansich überhaupt nichts zu tun!
oder ist schon mal irgendjemand auf den gedanken gekommen, dass der schleier der nonnen ein ausdruck der kirchlichen (kath.-männl.) unterdrückung ist? ist irgendjemand schon mal darauf gekommen, den nonnen vorzuwerfen, ihre religiösität aufdringlich-demonstrativ zu zeigen, und ihnen deswegen zu raten, die kopfbedeckung in der öffentlichkeit doch lieber bleiben zu lassen?
im grunde sind bekopftuchte moslimas nichts anderes als "weltliche nonnen", fromme frauen, die sich zum schutz verhüllen, aber dennoch ein ganz normales leben führen, heiraten und kinder kriegen können.
die viel geäusserte behauptung, frauen werden mit dem kopftuch klein gehalten, zeigt eigentlich nur, dass sich mit dem islam und seinen aussagen zu wenig auseinandergesetzt wird.
denn die gründe liegen viel tiefer! aber dazu muss man erst, wie mondbambus so schön gesagt hat, seine eigenen massstäbe überdenken und andere wertvorstellungen annehmen können.
in der islamischen gesellschaft nämlich, in der frauen mittlerweile sehr wohl am öffentlichen, bzw. berufsleben teilnehmen, gilt bis heute dennoch die geschlechtertrennung, die hauptsächlich den privaten bereich betrifft, sprich: ausser in familie und verwandtschaft gibt es keinen zwischengeschlechtlichen kontakt. (ob man das in europ. augen nun für gut hält oder nicht, steht hier nicht zur debatte.) der kontakt ist also entweder familiär-eng oder beruflich-distanziert.
damit die frau aber in der öffentlichkeit ihre intimssphäre bewahren kann, verhüllt sie ihre reize und macht gleichzeitig deutlich, dass sie öffentlich schlicht als mensch auftritt. nicht als frau, die provozieren könnte, die von dem, was sache ist, ablenken könnte (wie gesagt, wo geschlechtertrennung herrscht, bringt die anwesenheit einer frau nun mal die lage aus dem takt: stellt euch mal eine frau im sexy kostüm in einem reinem männerclub vor ;) ) mit dem kopftuch zeigt sie durchaus auch ihre zugehörigkeit zum islam, aber was ist daran so anstössig? in amerika z.b. tragen juden nach wie vor und völlig unbeeindruckt von unseren diskussionen um die religiöse kopfbedeckung ihr käppchen (wie heisst es noch mal?) sollte man ihnen nicht mal klar machen, dass sowas ein bisschen zu extrem ist?
ich finde, es fehlt nur an aufklärung, um dem kopftuch den stempel der frauenunterdrückung abzuwerfen. und wer behauptet eigentlich, dass frauen im islam generell nichts zu sagen haben? (das gibt es sicher und ist unbedingt zu ändern, aber eben nicht die regel) wer hat denn schon mal einen ausgiebigen einblick in eine typisch islamische familie genossen? ohne die formellen regeln der gastfreundschaft, versteht sich, wo man als fremder ein ganz anderes bild bekommt. privat und unter sich herrscht in den familien nämlich ein ganz anderer wind. sogar in den konversativsten ecken dieses landes sind es immer die mütter, die daheim das zepter in der hand halten und das ruder lenken. sie sind es, die beraten, einfluss nehmen und letzlich entscheiden.
mit und ohne kopftuch.