Hi johannapaula,
herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft.
Es ist schon erstaunlich wie sich die Lebensvorstellungen in den letzten Jahrzehnten verschoben haben. Als ich damals (vor fast 10 Jahren) mit 29 mit meinem ersten Kind schwanger war, da war ich noch der Meinung: Wenn ich bis 30 kein Kind habe, dann gar nicht mehr. Für mich war die Vorstellung, dass ich fast 40 bin, wenn meine Tochter 10 ist schon grausam.
Heute sieht die Welt anders aus. Ich bin wunschgemäß nochmal schwanger geworden als ich 36 war und nun werde ich mit fast 39 dieses Jahr mein drittes Kind bekommen. Rückblickend muss ich sagen, dass ich mich heute viel besser mit meiner Rolle als Mutter identifizieren kann als noch vor 10 Jahren. Damals nach abgeschlossenem Studium und erster Berufserfahrung hatte ich ganz andere Ziel-Lebensvorstellungen als ein Kind großzuziehen. Heute, nachdem ich das alles hinter mir habe, fällt es mir deutlich leichter zu sagen: Ja, genau das möchte ich jetzt.
Ich habe auch keine größeren Schwangerschaftsbeschwerden als damals. Im Gegenteil, diese dritte Schwnagerschaft ist mindestens genauso unbeschwerlich wie die erste. Und körperlich bin ich heute fitter als noch mit 29.
Ich habe neulich im Deutschlandfunk einen Beitrag über Spätschwangerschaften gehört, den ich sehr interessant fand. Thematisch wurde da viele Themen angerissen wie Risiken von Spätschwangerschaften, sinkende Chancen auf eine (intakte) Schwangerschaft bedingt durch die abnehmende Fertilität ab 35. Auch die Sicht der Kinder wurde beleuchtet: Wie ist es überhaupt mit Eltern aufzuwachsen, die älter als der Durchschnitt sind!? Aber auch die Erfahrung der anderen Seite: Wie ist es für deutlich ältere Eltern mit den Anforderungen der Kinder Schritt zu halten? Welche Schwierigkeiten gibt es?
Den Beitrag kann man sicherlich noch nachhören im Deutschlandfunk.
Ich sehe sowohl den Vorteil junge Eltern zu sein, weil man dann im "Alter" mit vorhandenen finanziellen Möglichkeiten ganz andere Sprünge machen kann als noch im jungen Erwachsenenalter. Wenn man die Kinder mit Anfang/Mitte 40 groß hat, dann kann man sofern agil noch so viel bewegen. Wenn ich da an uns denke, wir würden gerne bspw. die Annapurna Runde in Nepal machen. Ausgeschlossen mit den Kleinen.
Auf der anderen Seite hätte ich als junge Mutter mit Kind und Studium einer Sache nicht gerecht werden können. Man kann natürlich auch mit Kind studieren, aber man kann nicht wirklich das sorgenfreie Studentenleben mit allen Freiheiten genießen. Das wäre für mich ein zu großer Einschnitt gewesen zumal ich anfänglich gar keine Kinder wollte. Allein die Vorstellung an so kleine heulende Gestalten...
Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Die Vorstellungen sind heute noch andere als noch vor 40 Jahren. Ist 40 das neue 30? Ich weiß es nicht. Ich habe auch von dem Trend gelesen, dass immer mehr junge Menschen (die s.g. Gen Z) früh Eltern werden wollen. Für diese Gruppe sind Karriere und Leistung nicht mehr so wichtig, sondern mehr die Lebensqualität inkl. junger Elternschaft.
Ich jedenfalls freue mich auf die Zeit, die da noch kommt und ich habe -dadurch dass es viele Gleichgesinnte gibt- viel weniger Sorge vor Ausgrenzung. Als meine Mutter damals mit 37 nochmal spät Mutter wurde, da war das noch anders. Meinen Vater, der damals mit fast 47 nochmal Vater wurde, hat man in der Kita und Schule meines Bruders für den Opa gehalten.
So ändern sich die Zeiten. Alles Gute für dich.