lauro_12849669@steve
Guten Morgen,
möchte zunächst auf den Satz des sicheren Hafens eingehen. Ich denke nicht, dass dieser verloren geht, eher im Gegenteil. Wenn mein Partner mich in der Gesamtheit sieht, erfasst und annimmt, ich mit ihm meine tiefsten Ängste und Bedürfnisse besprechen kann und nicht bei jedem Handeln meinerseits mit Verlustängsten reagiert, dann fühle ich mich sicher und geliebt. Wenn ich ständig einen Teil von mir verleugnen muß, damit ich ihm vermeintlich nicht weh tue, dann kennt er mich doch garnicht, wie soll ich dann glauben, dass er MICH liebt. Er liebt doch nur das was ich zeige und nicht alles.
Das "Fremdgehen" in der Heimlichkeit kann nur ein Abstecher für kurze Zeit sein, denn es frißt einen auf. Die schönen Momente die einem so richtig erscheinen werden immer von negativen Gefühlen begleitet. Aber diese Phase kann zur Klärung der eigenen Bedürfnisse dienen wenn man sie nutzt. Und, dass man diese Vorgehensweise zunächst preferiert liegt auch wieder in Angst begründet. Ich denke dieses ist menschlich, kann aber überwunden werden. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass die Erfahrung die ich gemacht habe, meinem Mann von meinem Innenleben, meinen Bedürfnissen, Ängsten, Zerrissenheit, sprich Affäre erzählt zu haben, hat uns näher zusammen gebracht. Er steht zu mir, liebt mich dennoch und versucht gemeinsam mit mir an der Beziehung zu arbeiten. Neue Absprachen und Regeln aufzustellen.Losgelöst von gesellschaftlichen Normen.Sprich auch wenn wir beide viel Schmerz empfunden haben ist das Ergebnis dennoch positiv. Gerade weil er trotz des Schmerzes bereit ist mit mir den Weg weiter zu gehen ist doch ein Zeichen von Liebe und Wertschätzung. Obwohl ich nicht funktioniert habe, nicht nur wünschenswert gehandelt habe. Mir ist in diesen Momenten klar geworden, dass meine Beziehung nicht nur aus Alltag und Monotonie besteht. Das uns mehr verbindet als dieses. Der Prozeß der Umgestaltung ist noch nicht abgeschlossen es wird noch viele Gespräche und auch Leid geben, aber wir werden den Weg gehen. Ich für mich habe begriffen, dass die ANgst den anderen zu verlieren ein ständiger Begleiter ist und egal mit welchen Regeln man diese ANgst versucht zu minimieren, sie immer unser Begleiter sein wird. Ich kann nur lernen anders mit ihr umzugehen. Denn Garantien, welche der Satz bis, dass der Tod uns scheide, uns vorgaukeln will, gibt es nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Satz in einer Zeit entstanden ist, in welcher die Menschen nur 35 Jahre alt geworden sind. Und die äußeren Zwänge die einen jahrelang in einer Beziehung verharren ließen gibt es auch nicht mehr. Letztendlich sind wir in unserem Sozialstaat alle in der Lage selbständig zu leben.
Und lieben Frauen den Seitensprung? Zunächst nicht, es ist nur eine Bedürfnisbefriedigung wie zu Beginn der Alltagspartnerschaft auch. Biochemische Prozesse die in einem anspringen, natürliche Prozesse die den Fortbestand der menschlichen Rasse sichern wollen. Wenn die Affäre länger währt kann daraus auch Liebe entstehen, wenn diese Beziehung sich nicht nur auf die Sexualität stützt. Frage: Ist Liebe teilbar? Habe ich 100% Liebe und liebe 10 Menschen, liebe ich jeden dann nur zu 10%? Wird die empfunden Liebe mit jedem neuen Menschen den ich liebe für den einzelnen weniger. Ich kann dieser mathematischen Rechnung nicht folgen, geschweige denn sie glauben. Ich denke solche Überlegungen entspringen auch nur wieder aus der Angst seine Einzigartigkeit zu verlieren. Aber wir sind und bleiben Einzigartig auch wenn der Partner uns verlassen sollte und uns dieses Gefühl nicht mehr vermittelt.
Ich glaube, dass Partnerschaften die auf Verständnis und freiheitlichem Denken beruhen auf Dauer die besseren Chancen haben lange zu überdauern. Denn Druck, sei es von aussen oder von innen erzeugt immer Gegendruck. Und Druck löst negatives aus, man wird im schlimmsten Fall krank. Ich möchte nicht wissen wieviele Menschen sich mit somatischen Symptomen herum schlagen, die in der Psyche, bedingt durch Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse, begründet sind.
Zum Thema Gewalt: Du sagst, dass diese in der menschlichen Natur begründet ist und wir ihr nicht nachgeben. Dies sehe ich anders. Wir leben in einer Zeit, die von Kriegen, Gewalt und Terror dominiert wird. Gewagte These: Das angestaute Testosteron bahnt sich seinen Weg in die Aggression und führt zu Gewalt. Schauen wir mal auf die Affen(Bonobos) sie nutzen die Sexualität um Aggressionen in den Griff zu bekommen. Unterscheiden wir uns da wirklich so sehr? Natürlich wollen wir dieses, aber ist es dadurch auch so? In meinen Augen nicht. Ich kenne einige Männer/ Frauen die aufgrund sexueller Unausglichenheit agressiv werden und diese Aggresssionen in Form von subtiler Gewalt ausleben. Wenn du ganz ehrlich bist wirst du diesen Mechanismus auch bei dir schon entdeckt haben. Wenn wir dieses als Tatsache anerkennen kommt nun die Frage: Wie gehen wir mit dem natürlich Urtrieb um? Wohin kanalisieren wir die aufgestauten Urtriebe? Gibt es wirklich eine anderweitige dauerhafte Entlastung als durch Sex? Frage: wenn du Hunger hast und ich dir immer als Alternative etwas zu trinken anbiete, wirst du dann dauerhaft entspannt und glücklich bzw. zufrieden? Wenn du sexuelle Bedürfnisse hast und immer Sporttreiben gehst um diese Energien loszuwerden, wirst du dann glücklich? Ich glaube nicht daran. Und immer die eigene Frau zu bedrängen, die in ihrer Lust einem völlig anderem Zyklus unterworfen ist als der Mann.Frauen empfinden körperliche Lust in der Regel biologisch bedingt nur einmal im Monat, nämlich in der Zeit der Fruchtbarkeit und dann bitte recht häufig um die Befruchtung zu sichern.Männer hingegen unterliegen dem Programm möglichst viele Frauen und häufig, um das Streuen der eigenen Gene zu gewährleisten. Also, was tun mit der unterschiedlichen Lust?
---Ich habe versucht meinem Mann diesbzgl. seine Bedürfnisse zu befriedigen und habe dann feststellen müssen,dass sich bei mir eine sehr starke Abwehr breit gemacht hat, da ich meinen eigenen Impulsen nicht treu geblieben bin. Nicht Nein gesagt habe obwohl ich es empfunden habe. Ende vom Lied, die Sexualität wurde noch mehr vermindert mit der Folge, dass beide noch unzufriedener wurden. Ich dachte schon, dass meine sexuellen Bedürfnisse nicht mehr vorhanden waren. Und innerhalb meiner Affäre habe ich dann festgestellt, dass dem garnicht so war. Nun kam ich wieder zum NAchdenken. Was läuft schief, dass ich meine Lust nicht mit dem Partner leben konnte? Hätte ich die Affäre nicht gehabt, hätte ich darüber garnicht mehr nachgedacht, hätte es als biologischen Verlauf, Vermehrung abgeschlossen, abgetan.-----
Ich denke das Zusammenkommen zweier Menschen basiert zunächst nur auf diesen natürlichen Prinzipien, die Natur hat ein lebenslanges Verweilen bei einem Partner nicht wirklich vorgesehen. Dass, wir dieses wollen liegt in unserem Sicherheitsbedürfnis und nicht allein sein Wollen begründet. Ist ja auch Ok, nur wie kommen wir dahin, dass wir es bekommen bzw. dem anderen dieses ermitteln? Wie schaffen wir es ein Gefühl von Verbundenheit ohne Gebundensein zu leben?
Tausend Fragen, wenige Antworten.
Habe mich glaube ich auch ein wenig in meinen Gedanken verloren. Hoffe du steigst durch mein Wirrwarr durch und legst nicht allzu viel Wert auf wohl strukturierte Texte. Viel Spaß beim NAchdenken.
Alles Liebe
Teuna