Offenheit
eines vorweg und was mir auffällt: deine Zeiten, zu denen du hier im Forum bist lassen nicht auf ein "normales" Familienleben schließen. Weiss sie von deinen Aktivitäten, kennt sie deine Ängste, Nöte und Argumente, die du hier vertrittst? Ich fürchte, sie du informierst sie nicht wirklich und beziehst sie nicht tatsächlich in die Diskussion mit ein. Wie kann sie dann deine Bedürfnisse, deine Ängste und deine besorgten Gefühle um euch verstehen? Einen Satz von dir will ich stellvertretend für andere herausheben: "Und somit ist es schwer ihr die notwendige "Freiheit" zu geben, weil Sie die haben muss, er aber für mich gleichzeitig einen "Gefahr" ist". Hier klingen mehrere Dinge durch, die auf deine wirkliche Geisteshaltung und euren Beziehungskern schließen lassen. Warum meinst du, ihr die Freiheit geben zu dürfen? Nimmst du dir nicht ein Privileg, was dir nicht zusteht? Sie ist frei und kann machen was sie will. Und was sie tut, dafür entscheidet sie sich allein. Das hast du ihr ja auch bestätigt. Dazu ist sie in der Lage. Bei allem, was sie für sich tut, bleibt mir unklar, ob sie die Familie, die Kinder und dich wirklich vernachlässigt. Wie oft trifft sie den Mann oder spricht mit ihm? Kommst du tatsächlich zu kurz? Warum, meinst du, stellt der Mann eine Gefahr für dich dar? Hatte sie nicht schon einmal einen älteren Mann, von dem sie sich getrennt hatte, um sich letztendlich dir, dem Jüngeren zuzuwenden? Wo und mit was dringt der Mann in deine Privatsphäre oder gar in d e i n Leben ein? Er kommt doch nur partiell im Leben deiner Freundin vor. Weil er ihr mal geschrieb en hat oder gesimst? das klingt nicht gerade nach einem intensiven Abendteuer. Hat deine Freundin, wenn sie doch auch ein Kind mit einem älteren Mann schon hat, nicht diese Erfahrung hinter sich gelassen, und meinst du nicht, dass sie sich aus freiem Entschluss mit dem Bewusstsein und dem Willen, neue Erfahrungen mit einem ?Gleichaltrigen? machen zu wollen, für dich entschieden hat? Warum bist du dir so unsicher? Ihr hattet offenbar schon öfter Trennungsabsichten, soweit ich dich verstehe, was nicht ganz einfach ist, da du dich mit vielen Widersprüchen äußerst, was ich in deiner Gefühlslage gut verstehen kann. Wie stabil ist eure Beziehung wirklich? Kannst du nicht auf vergangene Erfahrungen bauen? Erschüttert die bloße Anwesenheit dieses Mannes eure Beziehung und rüttelt an ihren Festen? Wenn dem so ist, habt ihr viel zu klären, denke ich mal. Warum meinst du, ist er nicht nur ein Freund für sie? Was hat er mehr als das? Oder findet sie ihn einfach nur anziehend, weil er ein Künstler ist, offenbar auch ein ernstzunehmender, wenn er tourt. Hat deine Freundin eine künstlerische Ader? Wenn ja, kann ich sie gut verstehen. Mein Vater zog auch junge Frauen in hohem Alter an, weil er malte und sie ihn in seiner Künstlerwelt bewunderten. Aber er war nie mehr für sie, als eben diese Figur, an die sie in ihrem Leben sonst nicht herankamen. Sie liebten einfach das Flair und seine Welt, hatten aber ihre realistische Welt bei sich zu Hause, und liebten deswegen trotzdem ihre Familien, ihre Kinder, ihre Partner. Das Eine hatte mit dem Anderen nichts zu tun. Meine Mutter war skuriler Weise auch immer eifersüchtig, hätte aber eigentlich keinen Grund dazu gehabt. Denn dass Mensche mit Welten ih Berührung kommen wollen, die sich nicht kennen, die geheimnisumwittert sind, das ist doch normal, wenn sie dazu Gelegenheit bekommen. Das ist spannend und bereichernd. Und wie Simone de Beauvoir und Sartre schon immer befunden haben, letztendlich wird die bestehende, eigene Beziehung dadurch bereichert, wenn es denn beide zulassen können. Du schreibst, du wärst von ihr genauso abhängig, wie sie von dir. Diese Abhängigkeit würde mich an deiner Stelle sehr beschäftigen. Abhängigkeiten können schnell brüchig werden, sie sind m.E. keine gute Grundlage für eine dauerhafte Beziehung. Und wie vertragen sich Abhängigkeit und Selbständigkeit miteinander?
Ich habe dir hier bewusst viele gezielte Fragen gestellt, die du nicht mir, sondern dir am besten beantwortest. Findest du adäquate Antworten, die nicht nur auf dein Wohlbefinden gezielt sind und eure Kinder solltest du erst gar nicht gedanklich mit einbeziehen, die sind kein Klebemittel für eine Beziehung, schon weil ihre Anwesenheit zeitlich begrenzt ist in eurem gemeinsamen, partnerschafltichen Leben dann hast du schon eine Menge für eure Beziehung getan. Und diese Arbeit wird keinem von euch erspart bleiben. Deshalb empfehle ich dir, sprich offen mit deiner Freundin über diese Aspekte und Fragen. Sie hat sicher auch einiges dazu zu sagen. Dein nächtliches Versteckspiel klingt nicht gut! zum Schluss noch Eines: was ihre "Depri" angeht, so kann ihr zur Klärung und zum Verständnis sicher dieser Mann helfend zur Seite stehen, was du ja nach eigenem Einschätzen nicht kannst. Und was wäre daran auszusetzen? Ist nicht ein Herauskommen aus der "Depri" für euch ein großer Gewinn? Ich sehe einiges Gute, im Gegensatz zu dir (was ich deinem Gefühl entsprechend verstehen kann, aber festhalten u. klammern das signalisiert ja eben deine Eifersucht sind keine guten Bindemittel) an diesem Mann, den deine Freundin offenbar in einer seelischen Notlage gefunden hat, auch wenn dir das nicht gefällt. Wenn sie gesundet, wird sie diesen Menschen (seine Seele) nicht mehr brauchen, dann braucht sie dich und dann solltest du da sein mit vollem Einsatz und nicht zweifelnd. Ich weiss, dass das sehr schwer ist, aber bei dem Einsatz, den du jetzt zeigst, scheint es für dich nicht unmöglich. Es erfordert von dir vorallem viel Geduld und wenig Nachfragen. Denn dadurch muss sie sich kontrolliert fühlen und eigentlich kontrollierst du sie auch dadurch, was im Widerspruch zu deinen Freiheitsgedanken und Selbständigkeiten steht. Viele Fragen, viele Klärungen und sicher auch einige Entbehrungen, die aber nicht wirklich so eklatant bei mir ankommen, auch wenn sie subjektiv für dich vorhanden sind. Stoppe einfach mal konkret Zeiten, um die Proportionalität tatsächlich einschätzen zu können. Euren, Deinen Zeitanteil von ihr und seinen. Das wäre doch sicher sehr aufschlussreich, oder?
Wünsche dir viel Kraft zum Schweigen und noch mehr zur Geduld.
herzlich Doro