Hallo,
ich wollte nur kurz was einwerfen: Ich bin selber Grundschullehrerin und habe etwas Erfahrung damit. Es gibt seltsamerweise große Unterschiede zwischen verschiedenen Ortschaften. In meinem Wohnort tendieren viele Eltern, ihre Kinder möglichst zurückstellen zu lassen, bestimmt 10%. In meinem Schulort hingegen gibt es kaum Eltern, die eine Rückstellung wünschen, im Gegenteil haben wir in jeder Klasse vorzeitig eingeschulte, sogenannte KANN-Kinder.
Was für das jeweilige Kind besser ist, lässt sich schwer sagen. Es gibt Kinder, für die ist es wirklich ein Segen, etwas jünger schon in die Schule zu kommen. Klar bietet ein guter Kindergarten auch viel Förderung, keine Frage. Aber es gibt halt auch Kinder, die sich schon sehr für schulische Inhalte, wie Lesen, Schreiben, Rechnen, interessieren. Und wenn ich es total spannend finde, lesen zu lernen, wird mich Klavierunterricht nicht davon abhalten. ;-) Natürlich gibt es auch Kinder, die jung in die Schule kommen, was für sie aber nicht von Vorteil ist, es ist mehr der Wunsch ihrer Eltern...
Wir schauen bei uns an der Schule, was die Kindergartenerzieherinnen berichten, diese können die Situation oft auch sehr gut einschätzen, immerhin kennen sie die Kinder schon seit Jahren. Natürlich schauen wir uns auch die Kinder an und achten darauf, ob das Kind auch sozial bereit ist für die Schule, also kann es mit Fremden (z. B. zu mir als Lehrerin) Kontakt aufnehmen, kann es auf Fragen antworten, wie macht es in der Gruppe mit (wir haben immer ein Schulspiel bei der Schulanmeldung, also eine kleine Unterrichtssequenz von 20-30 Minuten mit einer Kleingruppe von 6-8 Kindern)? Kann das Kind Arbeitsaufträge erfassen und verstehen? Wie ist die motorische Entwicklung, sowohl fein- als auch grobmotorisch? Ganz wichtig: Scheint das Kind wirklich selber interessiert an neuen Inhalten - oder wurde es vielleicht nur von zu Hause "gedrillt" um schon früh Buchstaben oder Zahlen zu lernen?
Es gehört also viel mehr zur Schulreife, als das Kennen von Buchstaben und Zahlen. (Mal nebenbei gesagt, nur weil ein Kind Buchstaben und Zahlen kennt und benennen kann, hat das noch GAR nichts mit Lesen- und Rechnenlernen zu tun. Dazu muss man nämlich auch verstehen, was dahintersteckt. Mein Sohn z. B. fand schon als Kleinkind Buchstaben interessant, warum auch immer. Er konnte tatsächlich mit gut zwei Jahren alle Buchstaben benennen - lesen gelernt hat er allerdings ganz regulär mit sechs Jahren in der Schule. Zahlen haben ihn im Kindergartenalter auch interessiert, da war aber auch wirklich tiefergehendes Interesse vorhanden, so dass er bis zur Einschulung schon bis 100 grob rechnen konnte, ohne dass wir ihn dazu gedrängt hätten.)
Ich würde wirklich sehr stark auf die Einschätzung der Erzieherinnen und auch der Schule hören - und auch auf mein Gefühl.
Auf jeden Fall ist es oft eine schwierige Entscheidung und letztendlich weiß man es erst 2-3 Jahre später wirklich, ob sie richtig war.
LG