Liebe Community!


Ich (38) habe ein Problem mit meiner neuen Freundin (34). WIr haben uns vor 4 Monaten im Internet kennengelernt und es hat sofort beim ersten Treffen gefunkt. Sie ist sehr liebevoll, sensibel, zärtlich und einfühlsam, ich kann mich bei ihr fallenlassen. Ich liebe diese Frau wirklich sehr.


Allerdings lebt sie selbst total zurückgezogen, hat keine Freunde (nicht einmal eine einzige Freundin!), keine Familie, nichts. Ihr Hobby ist das Malen, das kann sie echt gut, oder sie hat ihren eigenen Gemüsegarten, verwertet die Sachen etc. Also, sie geht eigentlich nur zum Arbeiten außer Haus, ansonsten zieht sie sich zu Hause zurück - etwas unternehmen tut sie ausschließlich mit mir.


Ich finde das äußerst seltsam, ich meine, ein Mensch, der absolut keine sozialen Kontakte hat?? Ich habe selbst einen sehr großen Freundeskreis und eine nicht grad kleine Familie, und ich habe sie bereits den wichtigsten Menschen in meinem Leben vorgestellt. Für mich gehört das einfach dazu, ich will,dass sich meine Partnerin in mein Leben einfügt, ein Teil davon wird. Sie will das aber nicht!


Sie hat mir nach dem dritten Treffen mit verschiedenen meiner Freunde und Familienmitgliedern gesagt, jetzt habe sie die "Vorstellungsrunde" hinter sich, und gut isses...Sie will mich zu keinem Treffen mit meinen Freunden begleiten und auch nicht zB sonntags zu meinen Eltern mit essen gehen. Sie meint, Treffen mit Menschen würden sie unter Hochstress setzen, aber ich solle doch bitte auf jeden Fall meine Sozialkontakte weiterpflegen - allerdings ohne sie.


Was stimmt nicht mit ihr? So ein zurückgezogenes Leben kann doch niemanden glücklich machen?? Ich liebe sie sehr, aber ich will gemeinsam mit meiner Partnerin mit Freunden ausgehen, gemeinsam in Urlaub fahren, sich am Wochenende gegenseitig einladen, Familienfeiern zusammen erleben etc. Sie weigert sich, hat letztens gemeint, sie könne sich ein, zwei "Pflichtbesuche" (!) im Jahr vorstellen, aber das würde ihr mehr als reichen.


Was stimmt nicht mit ihr? Ich meine, sowas ist doch nicht normal?

    Liebe Claudia! Also bin ich nicht allein damit, dass sowas nicht normal ist.


    Ihre Sicht ist halt, dass sie mich ja in keinster Weise in meinem Leben beschneidet, weil ich doch bitte unbedingt alle Kontakte weiter pflegen soll. Sie wolle das halt nicht für sich...


    Ich weiß nicht, was ich tun soll! Sie ist charakterlich (und auf vom Äußeren her) die tollste Frau, der ich je begegnet bin, sowas von einfühlsam, immer freundlich und liebevoll, immer ein offenes Ohr. Ich will jetzt nicht einfach Schluss machen...


    Hat vielleicht jemand einen Rat? :)

    • rax hat auf diesen Beitrag geantwortet.
      ruzgar_12711738

      Hallo,
      die Vorstellungen darüber, was normal ist, sind sehr unterschiedlich. Das, was Menschen brauchen, damit es ihnen gut geht, ist auch sehr unterschiedlich. Es ist vollkommen irrelevant, was die Mehrheit für normal hält. Niemand muss sich in seinem persönlichen Bereich einem Mehrheitsdiktat zu unterwerfen.


      Mein Rat:
      Respektiere sie so, wie sie ist.
      Versuche nicht, sie damit unter Druck zu setzen, was du für normal hältst.
      Versuche nicht, sie damit unter Druck zu setzen, was die Mehrheit für normal hält.
      Anerkenne, dass sie dich mit deinen anders Sein (anders als sie) repektiert.


      Was ist eigentlich los mit dir, dass du vier Monate nicht bemerkst, dass sie anders lebt, als du? Vielleicht hast du es bemerkt, hast du das auch beachtet und für wichtig genommen? Hast du vorher, in diesen vier Monaten nie mit ihr darüber gesprochen, ob sie ihre Lebensweise ändern will?


      Du schreibst wörtlich:
      "Was stimmt nicht mit ihr? Ich meine, sowas ist doch nicht normal?"
      Das zeigt, du mit ihr nie wirklich in Kontakt gekommen bist. Du stellst dich auf ein Podest, von dem du sie nach deinen Kriterien beurteilst. Du lernst sie kennen, und dann willst du sie verändern? Du handelst verächtlich und respektlos.

        ruzgar_12711738

        Hallo,
        so wie du das schreibst, ist deine neue Partnerin ev. ein sehr introvertierter Mensch!
        Du schreibst aber auch dass sie dich unterstützt dass du deine eigenen Bedürfnisse leben kannst! Das finde ich schon mal total toll! Viele wollen ihren Partner verändern!
        Ich an deiner Stelle würde dieser Beziehung eine Chance geben! Manchmal ist Übernähe auch ein Beziehungskiller! Nicht immer Zusammensein, aber sich trotzdem zugewandt sei! Was gibt es Schöneres?

        Klingt fast schon ein wenig nach Angststörung bei ihr.


        Und ja es gibt mehrere Menschen die so sind wie deine Freundin. Zumindest was diese Introvertiertheit (ist das ein Wort?:larme: ) angeht.

        rax

        Hallo Rax,


        das sind harte Worte von dir...nachdem ich meinen ersten Post nochmals gelesen habe, verstehe ich, warum ich vielleicht verächtlich oder respektlos rübergekommen bin.


        Natürlich habe ich gemerkt, dass sie sehr zurückgezogen lebt, und ich habe sie auch darauf angesprochen. Sie meinte, dass sie schon genug Menschen während ihrer Arbeit um sich hat, und sich in ihrer Freizeit davon "erholen" muss....Menschen würden sie stressen....Sie sagt, es passt ihr so, wie es ist, aber ich kann einfach nicht glauben, dass jemand so leben und glücklich sein kann. Ja, ich weiß ja auch, dass man mit manchen Menschen nicht gut klarkommt, aber dass einen Kontakte generell "stressen", kann ich nicht nachvollziehen...


        Als ich mit ihr bei meinen Freunden und meiner Familie war, hatte ich eigentlich nicht das Gefühl, dass sie ein Problem hätte...sie hat immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt, ok, sie war ziemlich still, aber das ist halt einfach ihre Art? Und nach dem dritten Treffen, im Auto, auf der Heimfahrt, meint sie auf einmal, so, jetzt haben mich die wichtigsten Menschen in deinem Leben kennengelernt, und das war's jetzt..?


        Sie quasi zu "zwingen" im Sinne von nicht hinnehmen, wie churchillspruch gemeint hat, naja, ich weiß nicht, wieviel Erfolg ich damit hätte...


        Ich kann halt einfach nicht nachvollziehen, wie jemand freiwillig ohne Sozialkontakte leben kann. Und daher kann ich auch nicht glauben, dass sie wirklich glücklich ist, auch wenn sie das immer mir gegenüber behauptet. Ich würde eingehen, wenn ich so einsam wäre...Ich habe wohl auch gedacht, dass ich sie aus ihrer Einsamkeit retten kann, indem ich sie in meinen Freundeskreis integriere....


        Letztens haben wir wieder einmal darüber diskutiert und da habe ich sie gefragt, wenn Menschen sie so stressen, warum hält sie dann mich aus? Sie meinte, weil sie mit mir eine Verbindung spürt, die sie sonst mit Menschen nur kaum hätte, und weil sie mich aus ganzem Herzen liebt...Ich liebe sie ja auch, ich verstehe sie nur einfach nicht.... :-(((

        • rax hat auf diesen Beitrag geantwortet.
          ruzgar_12711738

          Hallo Ibanez,


          in deinem ersten Post hast du den Aspekt Normalität für sich allein betrachtet. Wenn man dem dann konsequent folgt, stösst man nun mal auf harte Konsequenzen.


          In deinem zweiten Post fokussierst du auf den Aspekt Kommunikation und Verständnis. Und plötzlich wird eine ganz andere Seite von dir sichtbar.


          Du hast entdeckt, dass ihr Lächeln nicht unbedingt Wohlbefinden bedeutet, sondern auch einfach Freundlichkeit trotz grosser Anstrengung sein kann. Da bist du auf dem richtigen Weg: Liebevoll zugewandt nachfragen, das bringt euch weiter.


          Das Diskutieren über die ganz intimen emotionalen Angelegenheiten ist oft sehr schwierig für ein Paar. Aber irgendetwas macht ihr anscheinend richtig. Wenn dann so etwas gesagt wird: "... warum hält sie dann mich aus? Sie meinte, weil sie mit mir eine Verbindung spürt, die sie sonst mit Menschen nur kaum hätte, und weil sie mich aus ganzem Herzen liebt", dann spricht das für euch beide und für euren Umgang miteinander. Ich muss gestehen, das berührt mich sehr, wenn ich das lese.


          Du willst sie verstehen. Da muss man aufpassen, wenn man dem nachgehen will. Zu verstehen ist ein mehrdeutiger Begriff. Das bemerkt man oft im Alltag gar nicht. Wenn man aber eine Beziehung näher ansieht, wird es wichtig.


          Du kannst dir klar werden, dass es ein nachfühlendes Verstehen gibt und ein respektierendes Verstehen. Viele Dinge werdet ihr beide unterschiedlich erleben. Versuche nicht, alles nachfühlen zu wollen. Einfühlen ist gut, aber lerne, dieses nachfühlen Wollen immer wieder los zu lassen. Das liebevolle Ansehen und einfach mit Respekt sehen, wie sie ist, kann viel mehr Nähe und Liebe bedeuten. Möglicherweise ist dir diese Denkweise noch ungewohnt. Dann fühle dem einfach ein wenig nach. Vielleicht hast das auch schon getan, dann vertiefe es.


          Du bist ein geselliger Mensch. Und wenn du gut auch auf dich schaust, wirst du das auch bleiben. Ich denke, dass so eine Beziehung gut gehen kann. Schnuckweides Antwort gibt da gute Einblicke. Sicher wirst du von Freunden und Verwandten immer wieder gefragt werden, wo denn deine Freundin ist. Mach dir da keinen Stress. Im Grunde braucht das niemand zu verstehen. Eine freundliche Antwort wie zum Beispiel, "ihr wisst ja sie ist Künstlerin, sie ist gerade ganz ins Malen vertieft, sie braucht das", stellt alle zufrieden. Auch wenn es niemand nach vollziehen kann, sind sie mit der Auskunft zufrieden. Wenn du das noch mit Wärme im Herzen und in der Stimme sagst, kommt unbewusst sogar das Wesentlich zum Ausdruck.

          ruzgar_12711738

          Sozialphobie. Ohne Psychotherapie erreichst du da null. Also entweder akzeptierst du es (was eure Beziehung früher oder später in den Abgrund stürzen wird) oder du sprichst mit ihr und hoffst, dass sie freiwillig eine Therapie macht (welche helfen kann, aber nicht zwingend muss, wenn sie 34 Jahre lang so gelebt hat).


          Ich wäre für Option 2, denn Option 1 funktioniert nicht. Noch eher würde ich wohl die Beziehung beenden und mir diese Sch... gar nicht erst antun. Denn die Erfolgschancen stehen nicht sonderlich gut. Auf was hinauf solltest du dich jetzt jahrelang (und nicht kürzer wird eine Psychotherapie hier dauern) quälen? Es mag egoistisch klingen, aber GEH.

            kyoko_12923347

            Hallo Valerie,


            deine Antwort hat mich ehrlich gesagt etwas geschockt. Ich kann meiner Freundin doch nicht ernsthaft sagen, sie soll an sich herumtherapieren, bis sie mir "in den Kram passt"? Das wäre mehr als respektlos, sorry.


            Abgesehen davon habe ich Sozialphobie ein wenig gegoogelt, das KÖNNTE zwar hinkommen. Aus Erfahrung in meinem Freundeskreis weiß ich aber, dass so eine Therapie - egal weswegen - immer nur Erfolg hat, wenn sie freiwillig gemacht wird und ein gewisser Leidensdruck dahinter ist (ein Freund von mir hatte lange Drogenprobleme, wollte aber ebenso lange keinen Entzug machen :( Erst als es ihn fast kaputt gemacht hat, ist es von ihm ausgegangen.)


            Euch allen, insbesondere Rax, bissfest und schnuckweide möchte ich von Herzen danken, ihr habt mir wirklich weitergeholfen. Ich werde mir eure Antworten durch den Kopf gehen lassen. Ich habe einfach so ein Verhalten noch nicht erlebt und war ehrlich gesagt überfordert.


            Gestern abend habe ich nochmal mit meiner Freundin über das Thema gesprochen und sie gefragt, ob sie sich nicht wohl gefühlt hat bei meinen Freunden. Sie meinte, das sind eh alles ganz liebe Menschen, aber solche Treffen strengen sie halt einfach so an, dass sie nachher lange Erholung braucht...ok, wie du sagtest Rax, verstehen im Sinne von nachempfinden kann ich es persönlich nicht, aber respektierendes Verstehen...ich werde es versuchen. Sie ist es auf jeden Fall wert <3


            Nochmal vielen lieben Dank euch allen!!!

            • rax hat auf diesen Beitrag geantwortet.
              ruzgar_12711738

              "... respektierendes Verstehen...ich werde es versuchen. Sie ist es auf jeden Fall wert <3"


              Es hilft sicher, egal ob ihr euch noch näher kommt, oder ob ihr euch in Liebe und mit Respekt wieder von einander löst.


              Alles Gute für euch!

              Mein Mann ist auch sehr introvertiert und ihm reichen auch die Kontakte in der Arbeit und die allerengste Familie - aber selbst bei der ist er nicht gerade kommunikativ.
              Unser Glück ist, dass ich auch recht introvertiert bin und es deswegen so gut wie keine Streitpunkte gibt.


              Ich hab zwar ein paar enge Freunde, die ich gerne sehe aber die sehe ich eben alleine. Wenn ich mal meinen Bruder besuche, mache ich das auch alleine.
              Nur wenn mir irgendwas total wichtig ist, dann beknie ich ihn schon mal und er kommt dann mit - das wären halt die Pflichtbesuche, wie dus ausdrückst.


              Ich finds schade, dass du deine Freundin als nicht normal ansiehst und merkwürdig, dass deswegen gleich mal eine Sozialphobie ferndiagnostiziert wird. Wenn sie ganz normal arbeiten geht und dort Leute um sich rum hat, dann scheint sie ja wohl keine Angst vor den Situationen zu haben - sie mag sie halt nicht besonders.
              Man sagt ja immer, dass Introvertierte alleine sein müssen, um sich von den Leuten auszuruhen und Extrovertierte müssen unter Leuten sein, um sich vom Alleinsein auszuruhen. Der Eine kann den Anderen dabei halt nicht verstehen.

              ruzgar_12711738

              Sie kommt mir so vor wie ich. Ich hasse auch wenn Freunde vorbeikommen oder wir gemeinsam irgendwo hingehen wo Freunde / Familie ist. Ich habe auch keinen (außer meinen Freund) und ich liebe es zurückgezogen zu leben. Mit vielen Menschen um mir herum, die ich kenne, heißt für mich purer Stress.

              ruzgar_12711738

              Hallo,
              Also zunächst ist mit ihr alles vollkommen in Ordnung. Ich selber bin auch wie deine Freundin, jedoch nicht ganz so schlimm. Viele Menschen haben es viel lieber, wenn sie für sich allein sind, es macht sie eben glücklicher und sie fühlen sich wohler. Das heißt nicht, dass sie einsam ist oder unglücklich, sondern so ist sie einfach. Ich selber bin manchmal gerne alleine und nicht gerne unterwegs, weil ich mit sehr vielen Menschen-Typen einfach nicht zurecht komme. So ist sie nun mal und du solltest sie nicht ändern wollen oder zwingen, dass sie nirgendwo mit hinkommt. Also sie sollte dir auf jeden Fall schon etwas entgegen kommen, aber darüber solltest du mit ihr nochmal ganz inruhe alleine reden. Wichtig ist, dass du akzeptierst, dass sie genau so glücklich ist, und sie nun mal so ist.

              ruzgar_12711738

              Was stimmt nicht mit ihr??


              Sorry, aber du verdienst diese Frau nicht... Sowas respektloses.. .unfassbar...


              Wer bitte definiert was normal ist?? DU? Nur weil du es anders machst bist du normal??


              Mein Gott du schwärmst von ihr, willst sie aber sofort ändern...


              Da frag ich micht... WAS STIMMT NICHT MIT DIR??

              Das ist ja auch legitim... Es kann dir oder eben ihm ja auch wichtig sein.
              Dann ist sie aber vlt einfach nicht die richtige Partnerin...


              Allein die Aussage "Was stimmt nicht mit ihr" ist so dermassen fehl am Platz...


              Warum müssen alle gleich ticken? Nur weil einige alles gemeinsam machen und den Partner überallhin mit nehmen, müssen dass doch nicht alle machen??

              ruzgar_12711738

              vermutlich hat sie eine sozialphobie.


              ich könnte mit so einem menschen nicht zusammen sein. du wirst verkümmern mit ihr.


              mal sehen, wie lange du es mit ihr aushälst.


              arme frau, schade.