jutte_12150799Spannend
Hallo Teuna,
die Diskussion wird richtig spannend, denn wo sie hinführt weiß ich noch nicht. Aber ein paar Gedanken.
Zunächst einmal ein Patentrezept habe ich auch nicht und es wäre vermessen und arrogant von mir zu sagen du solltest dies oder jenes machen und dann klappts schon. Deshalb hier ein paar Gedanken.
1) Warum ist die Scheidungsrate so hoch? So hoch heißt, höher als früher, denn im internationalen Vergleich liegt die deutsche Scheidungsrate im Mittelfeld. Aber zu früher ist sie drastisch angestiegen. Ich glaube einfach, dass jeder Mensch schlicht alles haben will. Jeder Mensch braucht für sich Sicherheit, Vertrauen und Stabilität, der Mensch braucht aber auch Interessantes und neues im Leben, damit er sich entwickeln kann und seine Persönlichkeit ausprägen kann. Das sind allerdings zwei Pole die nicht zeitgleich miteinander zu vereinbaren sind. Dein Weg ist nun die Stabilität erhälst du bei deinem Mann, die Persönlichkeit entwickelst du mit deinem Freund. So würde ich das zumindest erstmal sehen, wobei du das bitte nicht als abschließendes Urteil sehen solltest, dazu fehlt mir schlicht das Recht.
2) Verlustängste oder diese Ängste in den Griff zu kriegen.
Wenn ich oder jeder Mensch was hat, was ihm unglaublich wertvoll ist, sei es ein Auto oder wie bei mir meine Kinder, dann ergibt sich alleine dadurch das etwas für mich persönlich enorm wichtig ist, das ich Angst habe genau das zu verlieren. In der Philosophie gibt es denn Ansatz des Dualismus, das heißt alles hat eine positive und eine negative Seite. Habe ich beispielsweise viel Geld, habe ich gleichzeitig mehr Angst es zu verlieren. Mein Sohn lag vor ca. 2 Jahren mal im Krankenhaus, eine OP stand an, obwohl ich wußte das es ein Routineeingriff ist, hatte ich eine panische irrationale Angst. Und keiner hat mir gesagt: Hey Junge das sind nur Verlustängste krieg sie in den Griff. Angst ist nunmal ein Gefühl das man nicht abstellen kann. Angst ist sogar positiv, weil die Angst schützt dich vor körperlichen und seelischen Schmerzen. Ich denke nicht das wenn man jemanden liebt die Verlustängste in den Griff bekommen kann und überhaupt in den Griff bekommen sollte. Die Ängste sind ein Signal, das mit der Partnerschaft etwas nicht so ist wie ich es mir vorstlle. Und aus Sicht deines Mannes ist es doch auch so die Ängste sind aus seiner Sicht doch real. Er will dich nicht verlieren, aber er sieht die Tatsache das du einen Freund hast und damit die Gefahr das du ihn verläßt. Also wird er diese Verlustängste nicht in der Griff kriegen können. Wenn er keine Ängste mehr hat, dann liebt er dich nicht mehr, ich glaube so einfach ist das. Liebe und Verlustängste sind zwei Seiten ein und der selben Münze.
3) Zitat:"Wenn es für mich aber nicht reicht, muß ich dann mehr von ihm fordern???" Du forderst doch mehr von ihm. Alleine dadurch das du einen Freund hast, zeigst du ihm doch das er dir nicht reicht. Er allerdings möchte dir genügen, also forderst du mehr von ihm. D.h. du setzt ihn unter Druck. Aber was sollst du anderes tun, weil du für dich brauchst deinen Freund.
Ich persönlich habe für mich akzeptiert, das es keinen Partner geben kann der alle meine Bedürfnisse zu jeder Zeit befriedigen kann. Denn dummerweise ändern sich diese Bedürfnisse auch noch, man sagt dann immer ich entwickle meine Persönlichkeit. Kann man nennen wie man will, meine Bedürfnisse ändern sich. Und genau in dem Moment muß ich Kompromisse eingehen, wenn ich die Partnerschaft retten will. Eine Partnerschaft besteht aus zwei unabhängigen Individuen mit nicht immer den gleichen Bedürfnissen und wenn beide zusammenbleiben wollen muss man Kompromisse eingehen, bis zudem Zeitpunkt wo man das Gefühl hat, jetzt wird von mir ein Kompromis erwartet den ich nicht bereit bin einzugehen. Dann versucht man es und wenn man es wirklich nicht kann erfolgt die Trennung. Ich meine das es natürlich viele Scheidungen gibt, aber ich sehe auch Paare die glücklich miteinander sind. Selbst dann wenn man hinter die Fassade blickt. Und dieser Hoffnung, vielleicht Utopie jage ich nach. Das ist letztlich mein Wunsch, weil ich für mich glaube das dies der einzige Weg ist. Aber das ist meine Auffassung. Ich denke nicht das dein Weg nicht richtig wäre oder ist, er ist dann richtig wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind und das auch wirklich so empfinden und in keiner Weise unter Druck stehen. Wobei ich denke dein Mann hat oder wird sich deshalb auf den Weg einlassen, nicht weil er das von sich aus will, sondern weil er weiß er muß es machen um dich nicht zu verlieren. Und du kannst auch nicht anders, weil du für dich beide brauchst. Ich wünsche dir das dein Versuch klappt deinen Mann zu einem Umdenken zu bewegen, er muß nicht nur umdenken er muß es auch fühlen und das wird verdammt schwer. Bei mir hat sowas noch nie funktioniert.
Wenn du daran Interesse wie ich Deine Situation oder die deines Mannes einschätze, melde dich, denn ich möchte dir nicht zu nahe treten indem ich was interpretiere was Quatsch ist.
LG
Stefan