Leid tun brauche ich dir wirklich nicht Apo
Ich muss mit der Situation jetzt einfach so umgehen, dass ich das Beste daraus mache. Und ich werde nicht aufgeben, nie....Es wird sich eine Lösung finden, egal wie diese aussehen wird.
Das Thema mit meiner Vergangenheit ist etwas komplexer...An diesem Denken mit der Unterschicht ist aber nicht meine Mutter schuld. Die hat in dieser Richtung nie etwas gesagt, im Gegenteil hat sie sich in meinen Erfolgen gesonnt und die Komplimente entgegen genommen, wie toll sie alles macht, dass sie es ihren beiden Töchtern ermöglicht, das Abitur zu machen. Es wusste niemand, dass ich alles selbst zahlen musste. Ich habe viel gearbeitet neben der Schule, um mich komplett selbst zu finanzieren, denn ich bekam nichts bezahlt, nicht einmal das Papiergeld, geschweige denn Bücher, Klassenfahrten oder Kleidung. Selbst Essen musste ich großteils selbst kaufen, weil ich durch Schule und Jobs so gut wie nie daheim war und nichts mitnehmen durfte. Ich ging um dreiviertel 7 aus dem Haus und kam um halb 8 wieder. Wochenende musste ich sowieso arbeiten.
Meine Kindheit selbst endete mit 11 Jahren, als bei meiner jüngsten Schwester ein Gehirntumor entdeckt wurde und sie in letzter Minute operiert wurde. 24 Stunden später wäre sie tot gewesen. Da das Ding auch noch so ziemlich das bösartigste war, das es gibt, folgten zwei Jahre Chemo und Bestrahlung, Folgeschäden hat sie immer noch. Von dem Zeitpunkt an, zählte für meine Mutter nur noch sie und auch jetzt ist es noch so, dass meine Mutter und andere zwei opfern würde, um die jüngste zu retten...Deswegen mussten wir einfach zurückstecken. Mein Vater war auch keine Hilfe, so blieb alles an mir hängen als ich 11 war. Haushalt, die Erziehung meiner achtjährigen Schwester, Schule etc....dort wurde ich auch gemobbt, so dass ich damit auch klar kommen musste. Mit 15 trennten sich meine Eltern und von da an war es finanziell knapp, da meine Mutter arbeitslos war...und ich musste mich selbst finanzieren, da meine Mutter Heilpraktiker und diverse Therapien für die Jüngste ermöglichen wollte und diese nicht übernommen wurden.
An dieser Denkweise mit der Unterschicht sind eigentlich meine Lehrer schuld, die mir immer deutlich machten, dass ich auf dem Gymnasium nichts zu suchen habe. Ein Zitat unter vielen, das sich mir eingebrannt hat, von meinem ehemaligen Mathelehrer zb: "Du kommst aus der Gosse und egal was du machst, du wirst letztendlich wieder in der Gosse landen." Solche Sätze kamen öfter, man bekam es zu spüren usw.....und daran erinnere ich mich momentan natürlich wieder und es tut weh zugeben zu müssen, dass sie damals recht hatten.
Mein Mann und der Alkohol ist ein Thema für sich. Er ist nicht so schlecht, wie es rüberkommt....Alkoholabhängigk eit ist nun mal ne Krankheit. Ich kenne ihn sehr gut und weiß wie es passierte, dass er da reinrutschte....und plötzlich war die Kontrolle verloren darüber, was er auch selbst gemerkt hat. Gestern waren wir gemeinsam bei der Suchtberatungsstelle, weil ich ihm versprochen habe ihn bei diesem Weg zu unterstützen und er will es schaffen....ob er es schafft ist natürlich die Frage...jeder weiß wie hoch die Rückfallquote ist....dazu kann ich also derzeit nichts sagen. Mit seinem Gehalt hat es einfach den Grund, dass er selbst nicht viel verdient und Angst hatte, dass einem alles genommen wird....die Onlinekonten waren rein interessehalber, wie es damit läuft. Er hätte keinen Terror gemacht, wenn es nicht mehr gehen würde.
Es kommt einfach viel zusammen zur gleichen Zeit....und natürlich liegen die Fehler in der Vergangenheit. Ist mir auch bewusst. Ich will mich nicht aus der Verantwortung stehlen und hätte ich kein Kind würde ich auch drei Jobs machen und unter der Brücke wohnen, wenn ich dadurch die Schulden wie ein anständiger Mensch zurückzahlen könnte. Das Kind steht aber an erster Stelle, deswegen bin ich für sein Wohl auch bereit moralisch asozial zu handeln und mich mit der Privatinsolvenz rauszuziehen. Ebenso wie ich deshalb jetzt arbeitslos bin, weil ich nicht bereit bin das Kind weiterhin von meinem Mann betreuen zu lassen, während ich arbeiten muss. Bei all diesen Entscheidungen, die ich getroffen habe, wurde ich bisher aber von den Ämtern unterstützt, die ebenfalls der Ansicht sind, dass es anders nicht geht um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden. Kinderlos würde ich komplett anders handeln.
Oh Gott hab ich jetzt einen Riesentext geschrieben! Und am Handy krieg ich das mit den Smileys nicht hin.....denkt euch einfach ein paar auflockernde dazu. ;-)