Fortsetzung
Vergessen Sie es, sagt Behrendt. "Leider wurde diese Ausrede noch nie von jemandem angeführt, der sie auch so gemeint hat. Wenn wir (Männer) ernsthaft auf jemanden stehen, können wir uns nicht beherrschen, sondern wollen mehr." Überhaupt werde das Wort "Freund" seiner Meinung nach überstrapaziert: "Dieser Begriff wird häufig von Verliebten benutzt, um das mieseste Benehmen zu entschuldigen. Ich bevorzuge allerdings Freunde, deretwegen ich mich nicht in den Schlaf weine."
Besonders hartnäckig hält sich in Frauenkreisen die Mär vom Beziehungsgeschädigten, der nach der ersten Nacht plötzlich merkt, wie sehr er noch an seiner Exfreundin hängt. Typischer Satz: "Ich brauche Zeit." Schwachsinn, sagt Greg Behrendt: "Wenn ein Mann ernsthaft auf euch steht, wird ihn nichts davon abhalten, mit euch zusammen zu sein. Liebe heilt Bindungsphobie!" Gleiches gilt für den neuen Lover, der keine feste Beziehung will, aber trotzdem jede zweite Nacht vorbeischaut. Nicht was er tut, sondern was er sagt, ist wichtig. "Ich habe sicherheitshalber im Beziehungswörterbuch unter "Ich will nicht dein Partner sein" nachgeschlagen. Es bedeutet nach wie vor "Ich will nicht dein Partner sein"."
Nun darf man eines nicht vergessen: Der Autor ist ein Mann. Lustig, intelligent - aber, so gibt er's ja selbst zu, simpel gestrickt. Deshalb folgt in seiner Welt auch das Glück dem immer gleichen Bauplan: Am Anfang steht ein Rendezvous (nur komplett mit Abendessen und Händchenhalten), am Ende die Hochzeit, und jedes andere Modell ist eine Mogelpackung. Behrendt ist überzeugt: Ein Mann, der vor diesem letzten Schritt kopfscheu wird, liebt nicht wirklich, denn: "Jeder, der behauptet hat, er glaube nicht an die Ehe, wird eines Tages unter der Haube sein. Nur eben nicht mit euch."
Das mag stimmen, aber - zur Beruhigung - es gibt auch diverse Paare, die gemeinsam Immobilien erwerben oder kleine Maltes und Sophies in die Welt setzen, ohne jemals das Trauzimmer eines Standesamtes betreten zu haben.
Behrendts Mitautorin Liz Tucillo ist in dem Buch die Fachfrau für die leisen Zwischentöne. Sie fragt sich: Warum küssen Frauen den Frosch immer wieder, obwohl er nicht einmal behauptet hat, ein Prinz zu sein? Da wäre zum einen das Prinzip Hoffnung: "Wir verfallen in einen Ausreden-Modus, weil wir unter keinen Umständen denken wollen, dass dieser tolle Mann sich gerade in einen echten Blödmann verwandelt." Außerdem: "Man will doch zu den Coolen gehören - den Mädchen, die nicht ständig Forderungen stellen." Und schließlich ist da noch die Angst vor dem Alleinsein. "Es ist verdammt einsam da draußen", weiß Single-Frau Liz. "Glaubst du wirklich, dass es genügend liebevolle Männer gibt?"
Greg Behrendt ist davon überzeugt: "Klar. Ja, ja, ja, das tue ich. Sonst hätte ich dieses Buch wohl kaum geschrieben."
Wir wollen es hoffen. Bei alledem unterschlägt Behrendt übrigens eines: das Ende von "Sex and the City". Mr. Big fliegt nach Paris, um für immer mit Carrie zusammen zu sein. Dabei ist Mr. Big geschlagene fünf Staffeln lang der Kerl, der nicht anruft. Der, der ihr nicht seine Mutter vorstellt, der ihr nie eine Liebeserklärung macht. Und der schließlich auch noch mit einer anderen Frau verheiratet ist (zumindest vorübergehend).
In der letzten Folge verwandelt sich der "Er steht einfach nicht auf dich"-Typ aber in den "Baby, du bist es"-Typen. Hey, würde Greg Behrendt sagen, ist doch nur Fernsehen. Aber träumen wird man ja wohl noch dürfen.