gratia_12737643Ich bin ausgeglichen und stabil
Ich bin ausgeglichen und stabil. Sie aber überhaupt nicht. Ich denke, für eine Fernbeziehung ist niemand geschaffen. Aber ich denke, dass *ich* damit ganz gut klar kommen würde, so lange wir emotional fest miteinander verbunden sind. Ich brauch einfach diese Sicherheit "Ja, wir sind zusammen. Nichts kriegt uns auseinander. Auch nicht diese weite Distanz."
Sie das genaue Gegenteil. Spontan und gefühlsgeleitet. Wenn sie in der Stimmung ist, mich zu sehen, soll ich immer bei ihr sein. Wenn nicht, soll ich sie nicht einengen. Von einem Extrem ins andere. Nebenbei 60 Stunden pro Woche arbeiten unter großem psychichn Druck und der Erwartung, dass sie 100% "funktioniert".
Sie ist innerlich so zerissen und ich würde ihr so gerne eine Hilfe sein. Aber das ist 1. aus der Distanz fast unmöglich und 2. weiss ich auch oft nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. Hat dann auch dazu geführt, dass ich durch ihre Stimmungen total verunsichert wurde.
Dadurch wollte ich ihr dann noch mehr alles recht machen und hab ständig nachgefragt und war ganz vorsichtig zu ihr. Obwohl ich eigentlich weiss, dass sie es hasst, wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Sogar die Frage "Ist das bequem so für Dich" hat schon zur Eskalation geführt.
So viele Mini-Krisen wie in dieser kurzen Zeit hatte ich in all meinen früheren Beziehungen (zusammengenommen ca. 8 Jahre) nicht. Das hat mich total umgehauen. Eigentlich bin ich ein einfacher Mensch, der schnell zufrieden zu stellen ist. Für sie kommt diese Genügsamkeit oft rüber als hätte ich keinen eigenen Willen, wäre leblos.
Ich würd sie gerne von Freitag Abend bis Montag Morgen sehen. Aber bevor ich sie einenge, halt lieber nur einen Tag. Hab dann aus Naivität oder Hilflosigkeit ihr die Entscheidung überlassen, zu sagen ob ich kommen soll oder ob sie lieber Zeit alleine für sich haben möchte. Denn Sprüche wie "Kannst Du jetzt bitte nach Hause fahren, ich ertrag diese Nähe nicht." (400km um 2 Uhr nachts) haben mich so verletzt, dass ich sie um jeden Preis vermeiden wollte.
Hat's natürlich auch nicht besser gemacht. Die ständige Fragerei hat sie noch viel mehr genervt. Sie will einen Freund, der da ist, aber nicht dauernd bei ihr rumhockt. Der *weiss* was er will und auch was *sie* will und nicht dauernd nachfragt. Schon klar und auch verständlich. Aber wenn man merkt, dass durch ihren Job und ihre Probleme mit sich selbst ständig eine Eskalation in der Luft liegt, ist es schwer, sein Ding durchzuziehen. Will sie doch nur glücklich machen. Naja, gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.
Hab auch vor allen Dingen richtig Angst gehabt, diese Dinge anzusprechen, weil ich befürchtet habe, dass sie dann alles hinschmeisst. Von daher hatte ihr Entschluss für mich auch was Befreiendes. Jetzt war's endlich raus, was die ganze Zeit gedroht hat.
Aber ich war total übermüdet als sie angerufen hat, war - obwohl ich das schon befürchtet hab - wie gelähmt, hab mich nur allein, leer und gelähmt gefühlt. Keine Spur von Trauer in diesem Moment. Eher Wut. Wie konnte das passieren? Es könnte doch alles so schön sein. Wir haben es doch wochenlang erlebt. Warum macht sie das? Warum ist sie so? Ich würd doch alles für sie tun und sie liebt mich. Reicht das nicht?
Hab auch in meiner Schlaftrunkenheit und Lähmung einen Haufen Schwachsinn erzählt. Die Antwort war dann ziemlich einfach: Sie ist unglücklich mit der Situation. Bauchgefühl. Fertig.
Und das war's jetzt?
Hab ihr in der Nacht noch ne liebe SMS geschickt. Gestern Abend und heute Morgen auch. Ganz unaufdringlich. Na gut, ne Mail hab ich ihr auch noch geschrieben. Will sie nicht nerven, sie hat schon genug um die Ohren.
Aber ich kann nicht anders. Ich muss halt jede einzelne Sekunde an sie denken.
Oh Mann. Das ist so ärgerlich und überflüssig, wenn man sich eigentlich liebt, aber dann in so einen Abwärts-Sog gerät, der die Fernbeziehung nur noch schlimmer macht.
Und zwischendurch muss ich auch mal sagen: Danke, dass Ihr mir mit Euren kommentaren weiterhelft. Das tut wirklich gut. Jeder einzelne Beitrag.