• Mein Baby
  • Ot: wenn die eigene mutter sich das leben nehmen möchte

Die situation spitzt sich zu
Meine Mutter ist jetzt in der Klinik. Sie hat mich heute total verheult angerufen. Ihr Freund hat die Besuchstermine für das ganze Wochenende abgesagt. Er geht nicht ans Telefon und antwortet nicht auf SMS.
Ich habe ihn gerade erreicht...er ist total besoffen. Genau das was meine Mutter jetzt nicht gebrauchen kann. Sie war so positiv eingestellt. Hat die gesamte letzte Woche keine Beruhigsmittel genommen, war total klar und mit positiven Gedanken und jetzt das. Sie würde am liebsten nach Hause, aber das bringt rein gar nichts. Sie muss die Therapie machen. Ihr Freund war ihre Motivation das durchzuziehen und jetzt hängt er besoffen daheim, meldet sich nicht und fährt nicht zu ihr.
Ich habe ihr nicht die Wahrheit gesagt...ich habe ihr nicht gesagt, dass er total besoffen ans Telefon gegangen ist. Wie soll ich ihr das bitte erklären? Dann packt sie gleich ihre Tasche und steigt in den nächsten Zug.
Ich weiss nicht wie ich ihr helfen soll.

Mit meinem freund hat sich alles geklärt
Wir haben nochmal in Ruhe miteinander gesprochen und er hat seine Bedenken geäussert. Er hat mir gesagt, dass er Angst um mich hat. Angst, dass es mich runterzieht, wenn ich mich kümmere. Ich hatte Anfang des Jahres selbst ein extremes Tief, aber bin wieder stabil. Er hat da eine Seite an mir gesehen, die ihm Angst gemacht hat...Angst um mich, Angst um mein Kind und Angst um unsere Beziehung.
Ich habe ihm versprochen, dass ich auf mich aufpasse und keine Grenze überschreite, denn unsere kleine Familie geht vor.


Ich bin das jüngste Kind. Meine 3 Geschwister sind um einiges älter als ich. Sie sieht mich in der Pflicht, weil ich mit ihrer Krankheit aufgewachsen bin und selbst unter Depressionen litt. Ihr Argument ist immer "Du weisst wie ich denke und fühle. Du kennst das ja selbst.". Deswegen klammert sie an mir.

Er ist/war trockener alkoholiker
Meine Mutter hat ihn als Alkoholiker kennengelernt. Sie hat ihm da raus geholfen. Er ist 3 Jahre trocken gewesen...nicht ein Schluck. Er konnte den Geruch nicht mal ab und war strickt dagegen, wenn jemand in seiner Nähe etwas getrunken hat. Als sie bei uns auf Urlaub waren, da hatte ich mit meiner Mutter mit einem Glas Hugo angestossen im Restaurant. Da gab es schon Ärger.
Jetzt hat meine Mutter auf seine Unterstützung gehofft und er besäuft sich. Mich ärgert das so. Sie hat wirklich positiv gedacht, hat immer gesagt, dass jemand daheim auf sie wartet und ihr Freund sie bei jeder Möglichkeit besucht.
Jetzt ist sie frisch im Krankenhaus und so eine Enttäuschung.

Ich bin gerade so wütend
Ich habe den Latz echt voll.
Seit Freitag telefoniere und schreibe ich ständig mit ihr...teilweise auch nachts, wenn es ihr schlecht geht.
Gestern gab es wieder Ärger mit ihrem Freund...wie jeden Tag seit sie in der Klinik ist. Er bringt ihr nicht ihre Sachen vorbei, weil er besoffen ist. Wollte sogar besoffen in ihr Auto steigen. Sie rief mich Nachmittag an und hat am Telefon geheult, dass sie nicht mehr will. Habe dann rumtelefoniert, dass sie diese Woche von den Ärzten Ausgang bekommt, damit sie ein paar Sachen daheim holen kann...war schwierig, aber ich habe eine Begleitung für sie organisiert und die Ärzte haben zugestimmt. Den halben Feiertag!!! habe ich damit verbracht.
Seit gestern Nachmittag höre ich nichts mehr von ihr. Handy ist aus. Das Handy vom Freund ist auch aus. Gerade rufe ich auf ihrer Station an und was sagt man mir? Sie hat eine Auskunftssperre unterschrieben. Ich platze gleich. Ich bin so wütend. Spricht gestern wieder Selbstmordgedanken aus, ich gebe den Ärzten bescheid und kümmere mich, dass sie an ihre nötigen Klamotten kommt und dann lässt sie nichts mehr von sich hören und keiner darf mir mehr was sagen.
Wenn sie das gemacht hat wegen ihren anderen Kinder und wegen ihrem Freund, dann kann ich das ja nachvollziehen, aber bei mir? :twisted:
Ich bin bedient...ich habe die Nase gestrichen voll.

Carpe wer nicht will der hat schon
sorry aber wenn sie dich so ausnutzt und dann sowas abzieht ja dann hat sie Pech gehabt wenn sie keine sich sorgenden Menschen um sich haben will Pech...Du hast alles versucht mehr als die meisten wohl gemacht hätten also...

Das ist selbstschutz!
Warum soll Carpe sich kaputt machen um ihrer Mutter zu helfen? Am besten selbst noch Depressiv werden?

Carpe hat doch alles versucht
kann man doch alles gut lesen mehr geht eben nicht und ich würde nichts mehr machen wenn man nicht mal Infos bekommt

Sie ist krank
Und gar nicht bewusst,was sie da bei carpe anrichtet. Bei uns ist es wohl auch in den naechsten tagen soweit...keine ahnung ,wie ich meine mutter zum arztbesuch ueberreden kann.ich hoffe das sie einsicht zeigt und freiwillig geht. Bei der erkrankung ist das halt so. Ich hoffe du hast die nerven. Anscheinend ist sie aber in der klinik ,oder? Das ist doch zumindest der richtige weg. Sei zu hoffen,das sie da bleibt. Nimm es nicht persoenlich,sie weiss nicht was sie tut. Das ist wie eine fremde macht,ein daemon der sie beherrscht.

Es ist jetzt der punkt erreicht
an dem ich sage: Ich will das nicht mehr!
Ich weiss, dass sie krank ist. Ich habe das nicht irgendwo mal gesehen...ich habe es selbst erlebt. Ich bin selbst in Behandlung und wenn ich in der Therapie eins gelernt habe, dann ist es, dass man sich nicht aufopfern darf als Angehöriger. Wenn ich etwas aus meiner Depression gelernt habe, dann, dass man einen depressiven Menschen nicht zu "seinem Glück" zwingen kann...das bringt nichts. Motivieren ja, aber ein Nein muss akzeptiert werden. Rücksicht ja, aber nicht über die eigenen Grenzen hinaus und so langsam komme ich einfach an meine Grenzen. Es kann nicht sein, dass mein stabiler Zustand durch die Krankheit meiner Mutter gefährdet wird. Kava...ich habe meine eigene Familie. Ich habe einen Mann und meinen Sohn und denen bringt es rein gar nichts, wenn ich total kaputt bin.
Seit Wochen esse ich schlecht, ich schlafe wenig und meine Gedanken kreisen nur noch darum wie ich ihr helfen kann...es geht an meine Psyche. Mein Mann und ich, wir haben deswegen Streit, weil er Angst hat, dass ich mich damit kaputt mache und er hat Recht. Ich muss an meine kleine Familie denken.
Meine Mutter ist in der Klinik...da ist sie gut aufgehoben und so lange sie nicht versteht, dass sie das für sich selbst macht und nicht für ihren Freund, werde ich da gar nichts bewegen können. Ich befürchte, dass das nicht mal die Ärzte schaffen, denn sie wird immer wieder einbrechen, wenn es in der Beziehung Probleme gibt, weil sie das alles nur für ihren Freund macht und nicht für sich selbst. Da kann ich noch so oft hinfahren, telefonieren und gut zureden...sie will es nicht verstehen!
Ich lasse sie nicht im Stich. Ich schütze mich selbst. Mein Sohn ist knapp 6 Jahre alt und braucht eine Mutter, die sich um ihn kümmern kann. Ich hatte das als Kind selbst durch. Ich gefährde das nicht nochmal und schon gar nicht für eine Person, die die falsche Motivation hat stabil zu werden. Wenn eine Besserung in Sicht wäre, dann würde ich nicht aufeben, aber da sie es für ihre Beziehung macht, ist der nächste Tiefpunkt in Sicht.
Nein, ich will das nicht mehr! Ich habe den Ranzen voll.

Klar ist diese person krank und kann vielleicht selbst gar nichts für ihr momentanes verhalten
aber wenn das Maß voll ist dann ist es voll man kann nicht reinstecken und machen und tun und sieht dann keinen Fortschritt und man muss auch irgendwann dann anfangen an sich selbst zu denken das hat ja auch nichts mit im Stich lassen oder ähnlichem zu tun es ist einfach für den eigenen Frieden besser wenn man sich entfernt

    karza_12360953

    Hier!! ich!!
    Ja, ich verstehe dich!! Das was ich lese könnte ich geschrieben haben.
    Meine Mutter war alleinerziehend und hatte schlimme Depressionen. Auch ich habe den Kontakt abgebrochen, als ich merkte, dass sie mir nicht gut tut.
    Vor ein paar Jahren hatte sie einen sehr schweren Schlaganfall und ist seitdem im Pflegeheim.
    Keines meiner Geschwister kümmerte sich oder besucht sie.
    Somit kümmerte ich mich um alles und bin die einzigste, die sie alle paar Wochen besucht.
    Sie ist meine Mutter und bleibt es. Auch wenn sie viel falsch gemacht hat.
    Ich bin nicht stolz auf mich, da ich ihr keinen Platz in meinem Heim gebe und deshalb habe ich ein schlechtes Gewissen.
    Mein Mann hätte sie aufgenommen. Nur ich war dagegen.
    Ich drücke dich Carpe!! Du hast schon Recht.

    Oh Carpe
    es tut mir sehr leid, was du da mitmachen musst.


    2009 war ich in einer ähnlichen Situation. Meine Eltern bereiteten mir über Monate hinweg große Sorgen. Ich mag jetzt hier nicht so ins Detail gehen. Jedenfalls war es so schlimm, dass ich nicht mehr meinem Beruf nachgehen konnte, weil ich durch die private Situation komplett ausgebrannt war. Ich wendete mich an einen Priester, weil ich in einem moralischen Dilemma steckte. Die Pflicht zur Ehre der Eltern (was ja die Hilfe einschließt) oder der Selbstschutz.
    Seine Antwort lautete: Man soll für andere da sein und man soll auch dabei sein Bestes geben und auch mal seine eigenen Interessen hinten an stellen, aber keinesfalls soll man sich dabei selbst aufgeben. Wenn man an den Punkt der "Selbstzerstörung" kommt, hat man eine Grenze erreicht, die nicht überschritten werden darf. Bis dahin soll man für andere da sein, aber nicht weiter. Davon hat man selbst nichts und der andere noch viel weniger.
    Er nannte als Beispiel den heiligen Sankt Martin (grad passend zu dieser Jahreszeit). Sankt Martin wird als der große Wohltäter gefeiert, der einem frierenden und verhungerndem Mann geholfen hat. Aber Sankt Martin gab dem Bettler auch nur den halben Mantel, nicht den ganzen. Hätte er ihm den ganzen Mantel gegeben, wäre er selbst erfroren. Diesen Aspekt übersehen viele. Nächstenliebe und Helfen ist wichtig, aber nicht um jeden Preis.


    Vielleicht hilft dir diese Sichtweise ein bisschen. Sei für deine Mutter da, aber nur in dem Maße, in dem du selber noch gut leben kannst. Du musst dich nicht für sie aufopfern. Das wird dir keiner danken. Aber wenn du nur ein kleines bisschen was für sie tust, ist das schon enorm viel. Ein schlechtes Gewissen brauchst du dabei nicht zu haben.

      jia_11966925

      Ach ich habe neulich die St. Martins Geschichte
      den Kindern vorgelesen und mir ähnliches gedacht.
      GlG