Liebe Euphe ...
ich wage mal zu behaupten, dass keine(r), wirklich keine(r) frei von Zweifeln ist - ganz besonders im Bezug auf die eigenen Kinder.
Da gibt es so vieles, was man seinem Kind mit in dern "Lebensrucksack" packen möchte, und genauso vieles, von dem man gerne hätte, dass es draußen bleibt, weil man genau dies selbst in seinem Rucksack hatte. Oder noch hat. Und daher weiß, dass es eine schwere Last ist - die man dem eigenen Kind(ern) ersparen möchte.
Auch ich kenne das. Insbesondere die Unsicherheit, die "Minderwertigkeitskomplexe", die Schüchternheit. Ich bin keine. die in einen Raum mit fremden Menschen kommt und "Hallo, hier bin ich!" ruft. Ich kann keinen Smalltalk mit fremden Menschen halten.
Sobald ich mich jedoch "akklimatisiert" habe, wandle ich mich zur Quasselstrippe .... :FOU:
All das würde ich meinem Sohn zuuuu gerne ersparen.
Aber ich erkenne mich selbst in ihm wieder: er mag es nicht, zu fremden Kindern dazu zu stoßen. Er ist furchtbar zurückhaltend in Situationen mit fremden Menschen. Und 'ne Plaudertasche, wenn er sich dann mal eingewöhnt hat ;-)
Manche Dinge KANN man einfach nicht vermeiden: vielleicht, weil es vererbt wurde ? Vielleicht, weil das Kind einfach ein schüchterner/zurückhaltender/forscher/direkter Typ ist ? Vielleicht, weil man seinem Kind trotz aller Mühen eben nicht "blenden" kann ?
Jede Generation macht Fehler - und während die nachfolgende die Fehler der Eltern zu vermeiden versucht, macht sie währenddessen neue, eigene.
Ich denke, dass Kinder sehr wohl glücklich sind und stabil im Leben stehen können - auch mit unperfekten Eltern.
Mit denen vielleicht sogar noch mehr als mit den vermeintlich perfekten.
Ich hatte "mein Gedankenbild" irgendwann bereits erwähnt:
perfekte Eltern, ohne Ecken und Kanten, gleichen für mich einer Kugel. Hast du schon mal versucht, dich an einer Kugel anzulehnen ? Anzuschmiegen ? Das funktioniert nicht wirklich, bequem ist das nicht. An Ecken & Kanten kann man sich reiben - aber eine Ecke hat immer auch ein Gegenüber, das unweigerlich dazu gehört: einen Hohlraum, einen Raum, in der man sich einkuscheln kann. :-)
Natürlich überkommen auch mich immer wieder Zweifel: mach ich zu viel ? zu wenig ? sollte ich mehr loslassen können ? sollte ich strenger sein ?
nachgiebiger ?
Aber das ist doch normal - genau das ist eben auch das "Unperfekte".
Ich kann mein Kind nur begrenzt auf seine Zukunft vorbereiten - ich habe nämlich keine Ahnung, was er in der Zukunft an "Rüstzeug" brauchen wird. Ich kann mich lediglich an meiner Lebenserfahrung orientieren. Aber meine Erfahrungswerte kommen aus der Vergangenheit. Was bei uns wichtig war, muss heute, morgen oder in 10 Jahren nicht mehr wichtig sein.
In Zeiten, in denen ein Handy binnen weniger 12 Monaten von "absoluten Neuheit" zum "alten Knochen" wird, kann wohl keiner vorhersagen, was die Generation unserer Kinder im Alltag als erwachsener Mensch erwartet.
Wir können nur Basiswerte vermitteln: Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit, Echtheit, Empathie.
Das sind für mich die Eckpfeiler, die dem Lebenshaus Halt geben.
Alles andere kannst du nicht wirklich und vor allem nicht alleinig beeinflussen.
Und manche Dinge lernt man nur durch Erfahrung - auch wenn diese nicht immer angenehm daher kommt ;-)
Ich bin mir sicher, dass deine Tochter jetzt und auch in 30, 40 und 50 Jahren stolz auf dich als Mama ist !!!
Liebe Grüße
Friederike