Mein Freund hat sich vor 2 Tagen umgebracht. Ohne vorherige Anzeichen, er war wie immer.
Ich habe geweint, als ich das erfahren habe.
Habe seitdem keinen Appetit und schlafe nicht richtig.
Aber heute fühle ich nichts, nicht mal Trauer.
Habe in der Nacht geweint und heute morgen, aber jetzt ist es, als wäre nichts passiert.
Ich liebe ihn, sehr sogar.
Aber dieses Nichts fühlen macht mir Angst!!!
Ich schäme mich, dass ich keine Trauer empfinde.
Ich habe trotzdem Bauchschmerzen, irgendwas fehlt ganz arg, aber vermisse ihn gerade nicht, ich fühle gar nichts!
Gleichzeitig denke ich - Ich will ihn wiederhaben!
Nachher kann ich Abschied von ihm nehmen und ich habe große Angst, dass ich auch da nichts fühlen werde, dass es mir gleichgültig ist...
Ich weiß aber, dass ich ihn sehr liebe.
Vllt ist sein Tod noch nicht bewusst bei mir angekommen?!
Manchmal kommen mir Tränen, diese Nacht habe ich großen Schmerz gefühlt, aber dann auch immer wieder diese Gleichgültigkeit.


Ist das normal?
Mir ist sein Tod alles andere als egal, aber warum fühle ich nichts, warum fühlt es sich gerade und sonst zwischendurch immer wieder so an, als wäre es mir egal, als wäre nichts passiert???


Ich würde alles tun, um ihn zurückzuholen, wenn es möglich wäre...

:-(
Mein vollstes Mitleid.
Du erlebst da grad meinen absoluten Alptraum und dass du da so reagierst halte ich für normal und gesund.
Besonders, wenn es keine tragischen unverantworteten Umstände waren sondern er selbst den Schlusstrich gezogen hat sind die Gefühle- zurecht- ambivalent.
Das machts noch schwerer...
Es wird dauern. Aber es wird wieder besser werden.
Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit!

    Die innere Leere...
    .. ist ein sehr unangenehmer Zustand.
    Die Leere setzt sich aus Gefühlen zusammen, vor allem aus Schmerz und Angst.
    Es ist ein diffuses Gefühl des Leids, der Qual.


    Die nächste Zeit wird nicht leicht für dich, denn es braucht eine gewisse Zeit bist du überhaupt realistierst, überhaupt passiert ist.


    Mein Beileid...es tut mir echt leid.
    Für deine Zukunft wünsche ich dir nur das Beste & viel viel Kraft.

    Danke
    für eure Teilnahme.
    Heute morgen ist es nicht anders, wieder das Gefühl, als wäre nichts schlimmes geschehen, trotzdem ist da ein bedrückendes Gefühl im Bauch.
    Gestern Nachmittag hatte ich dann den ersten richtigen Weinkrampf, abgesehen von dem Moment, in dem man mich von seinem Tod informierte.
    Ich denke, der wahre Schmerz kommt erst noche aber ich habe große Angst vor ihm.
    Ich weiß nicht, wie ich das verkraften soll und woher ich die Kraft überhaupt nehmen soll. So stark fühle ich mich gerade nicht.

    Rede!
    Rede über Deinen Freund.
    Das ist wichtig!


    Mit wem Du redest, ist fast egal.


    Je besser Deine Gesprächspartner Deinen Freund und Dich gekannt haben, desto besser. Je mehr Du denen vertrauen kannst, desto besser.
    Idealerweise Deine beste Freundin, oder sein bester Freund, oder Deine Eltern...


    Aber rede, rede, rede und wenn niemand mit Dir reden will (was ich mir nicht vorstellen kann), dann ruf die Telefonseelsorge an.


    Wenn Du nicht so superschlecht oder gar nichts fühlst - rede auch darüber. Das ist völlig normal.

    Zufälle...
    ...gibts!
    Mein Lebensgefährte, mein Fels in der Brandung, mein Ein und Alles verstarb am selben Tag an Krebs.


    Eigentlich wollte ich in einem öffentlichen Forum nichts darüber schreiben, aber jetzt, wo ich diesen Thread gefunden haben, quellen mir die Worte nur so aus meinen Fingern....


    In mir ist keine Leere sondern eher Verzweiflung! Verzweiflung, weil ich nicht weiß,wie es ihm jetzt geht. Ob man da, wo er jetzt ist auch etwas spürt, etwas empfindet.
    Vielleicht wäre es für mich einfacher, wäre ich ein gläubiger Mensch. Kann aber mit den Theorien der Kirchen und Glaubensgemeinschaften nichts anfangen.


    Und nein, Ogre, reden hilft auch nicht immer weiter. Habe in den letzten beiden Tagen viele Gespräche im engsten Freundeskreis geführt. Ich weiß ihr Mitleid und Beileid zu schätzen, aber sie können meine Gefühle die ich in den drei Tagen der Sterbebegleitung hatte nicht nachvollziehen. Wie auch.
    Nein, ich mache meinen Freunden keinen Vorwurf sondern freue mich eher darüber, dass sie noch nie diese Erfahrung machen mußten und hoffe inständig, sie müssen sie auch nie machen.


    Sorry, TE, meine Worte werden Dir wenig hilfreich sein. Ich kann Dir weder Trost spenden noch eine Erklärung für Deine momentane Gefühlswelt liefern!

      pat_12915865

      Hey
      1. hab ich ja nicht gesagt, dass es immer hilft - es ist meines Erachtens aber das Wichtigste.
      Aus mehreren Gründen (da ich hier aber grad wild gemutet und gelöscht werde, spar ich mir mal einen langen Text).


      2. Nach 2 Tagen "hilft" da sowieso nichts. Auch nach 2 Monaten nicht. Aber danach merkst Du schon einen Unterschied zwischen denen, die drüber reden und denen die es nicht tun. Und nach 2 Jahren geht's Dir BESCHISSEN, wenn Du nicht geredet hast.


      3. Krebs+Suizid sind schon 2 verschiedene Situationen.


      Es ist echt traurig, dass niemand Deine Gefühle nachvollziehen kann. Aber Du wirst da recht haben, das liegt an den fehlenden Vergleichsmöglichkeiten. Was sagen denn seine Freunde? Sein engster Freundeskreis? Seine Verwandten? Wenn Du magst, kannst Du mich anmailen...tja. Wird Dir aber auch eher unangenehm sein, nehm ich an.

        Leider kenne ich das
        Ich habe vor langer Zeit einen sehr nahen Verwandten durch Unfalltod verloren. Rational habe ich die Mitteilung sofort verstanden, emotional blieb es jedoch so, daß ich erfreut gewesen wäre, wenn er zur Türe reingekommen wäre, aber nicht überrascht. Ich hätte nur gefragt, wo er die ganze Zeit gewesen ist. In meinen Träumen lebt er noch heute.


        "Verarbeitet" in dem Sinne habe ich das glaube ich nie. Ich habe mich daran gewöhnt, akzeptiert, daß er nicht mehr da ist, und damit zu leben gelernt.

          osbert_12150177

          " In meinen Träumen lebt er noch heute."
          Das Gefühl kenne ich..


          Vor 4 Jahren hat sich eine Freundin von mir das Leben genommen. Ich habe die Nachricht bekommen und war die ersten Minuten total perplex. Ich wollte weinen, aber ich konnte nicht. Und ich war geschockt, wieso es nicht ging. Heut weiß ich, dass es zu diesem Zeitpunkt einfach so unreal war. Wie du schon sagtest hätte es mich nicht gewundert, wenn sie mir plötzlich geschrieben hätte oder angerufen hätte. Ich spürte, dass sie noch da war. Wieso also weinen?
          Allerdings dauerte es nur ein paar Momente, bis ich in mir zusammen brach und gar nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Das war der Zeitpunkt an dem ich BEGRIFF, dass sie weg war und nicht mehr wieder kommen würde.
          Ein paar Monate später passierte was ganz komisches. Ich spürte wieder diesen Schmerz von dem Moment in welchem ich begriff, dass sie fort war und plötzlich SPÜRTE ich auch, dass sie weg war. Bin dato fühlte es sich immer so an, als wäre sie noch irgendwo und man hätte sich halt lange nicht gesehen. Oder als wüsste man, dass sie noch da ist aber man wüsste auch, dass man sich nicht mehr wieder sieht. ganz komisch. Und dann schlug dieses Gefühl um ihr Platz war frei. Ich bin absout nicht gläubisch und ich glaube auch nicht an so ein Quatsch dass ihr Geist noch da war. Ich denke, dass mein Innerliches erst verstehen musste, was das alles bedeutet.


          Ich wünsche der TE alle Kraft der Welt. Das wird kein leichter Gang, aber irgendwann erinnert man sich zurück und lächelt. Und manchmal weint man auch wieder.
          Jeder verarbeitet seinen Schmerz anders, also mach dir keine Vorwürfe, wenn du vor anderen Menschen keinen total zusammenbruch bekommst.

            an0N_1189082399z

            Vergessen:
            Im Übrigen brachte meine Cousine 7 Monate später einen kleinen Jungen zur Welt, in einem Text (ich schreibe gerne und viel) habe ich es so beschrieben:


            "Und als ich dieses kleine Wesen in den Armen hielt habe ich es plötzlich verstanden, das Spiel des Lebens"

              an0N_1189082399z

              Den Teil hatte ich geschrieben, und dann wieder gelöscht
              Daß ich erst Vater werden musste, um mich als einen Teil von Geburt, Leben und Tod fühlen zu können. Danach konnte ich akzeptieren.


              Du sprichst mir aus der Seele.


              Der TE alle Kraft der Welt.

                jakov_12843979

                Auch ...
                ..Dir lieben Dank , auch für das sehr selbstlose Angebot!


                Nein, unangenehm wäre es mir nicht, nur fürchte ich, dass auch Du mir meine Fragen nicht beantworten kannst, weil es einfach keine Antworten darauf gibt!
                Dennoch: hab Dank!

                  pat_12915865

                  Hast Du mich schonmal
                  sprachlos/ohne Antworten gesehen? ;)


                  Aber klar - die Antworten hab ich natürlich nur innerhalb meines Weltbildes/Wertesystems. Und das, was Du willst (schmerzlindernd, schnell) kann ich Dir wohl nicht geben...

                    jakov_12843979

                    Lach
                    Was schmerzlinderndes ,schnelles gibt es in solchen Fällen nicht!
                    Dessen bin ich mir bewußt! ;-)

                    pat_12915865

                    ...
                    Ich wünsche dir ebenso viel Kraft für die nächste Zeit und drücke dir mein Beileid aus!!! Danke für deine Worte

                    Es
                    kommen keine Tränen mehr, manchmal andeutungsweise, wenn ich Musik höre. Das Lied, das er mir mal schickte und dabei schrieb: "Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich das höre und dabei an dich denke".
                    Ich fühle mich allein, es fehlt was in und von mir. Obwohl alle für mich da sind - meine Familie und seine Familie.
                    Und es tut gut, dass ich in seinem Bett schlafen kann, ich fühle mich ihm dann ganz nah. In Gedanken rede ich mit ihm.
                    Und sonst nach wie vor eine komische Leere. Gestern fühlte ich mich wie angetrunken.
                    Was soll's?!
                    Langsam wünsche ich mir endlich einen Ausbruch, bei dem ich heule und heule und dann so kaputt davon bin, dass ich einschlafe. Das andere, das Nichtsfühlen macht mir mittlerweile mehr Angst.


                    Danke für alle, die mir hier in den letzten Tagen ein paar Worte geschrieben haben.

                      aithne_12447017

                      Du reagierst normal
                      Deine Seele will dich schützen und spaltet den Schmerz ab, weil dieser zu groß ist und du innerlich sterben würdest und du musst praktisch trotz des Todes weiter leben, deshalb spaltet deine Seele alle Gefühle ab. Ich habe nach dem Tod zwei Mal extrem geweint. Am Tag des Todes und bei der Beerdigung und danach habe ich alles verdrängt. Ich kann nach 18 Jahren noch immer nicht auf den Friedhof gehen. Ich würde innerlich sterben.

                      Doch
                      gestern war, abgesehen von dem Tag an dem ich's erfahren habe, der schlimmste.
                      Habe tagsüber zwar immer noch nicht geweint, aber der Schmerz, Verlust, die Trauer kamen geballt in mir hoch..und das den ganzen Tag. Es war furchtbar und kaum mehr auszuhalten.
                      Äußerlich wie paralysiert, innerlich hat's mich fast zerrissen!
                      Am Abend in seinem/unserem Bett habe ich sein Bild auf meinem Handy gesehen und so tiefe Liebe empfunden, habe mir so sehr gewünscht, er läge neben mir, ich könnte mich an ihn kuscheln, ihn küssen und berühren. Da habe ich geweint. Nicht laut und unaufhörlich, sondern still und leise liefen sie.
                      Heute aber wieder überwiegend diese Leere oder das "alles ist ok, es ist nichts passiert"-Gefühl. Doch auch zwischendurch wieder leise Tränen und das Gefühl der Liebe, wenn ich sein Bild gesehen habe.
                      Die ganzen vorherigen Tage haben Bilder von ihm nichts in mir ausgelöst, aber seit gestern kommt es hoch.