Wie an jedem letzten August-Wochenende (zumindest wenn es die Pandemielage zulässt) fand bei uns auch diesmal das Altstadtfest statt, parallel dazu das Jakubyfest in Zgorzelec. Und wie immer postet der Veranstalter, die Kultur-Service GmbH an den Tagen darauf zahlreiche Bilder vom Fest in den sozialen Medien, unter anderem auch dieses Bild unten. Eine muslimische Frau mit ihren Kindern vor einem Kinderkarussell. Die Reaktionen unter speziell unter diesem Bild waren natürlich (leider muss man es so sagen) ortsüblich: Ein kleiner Teil nutzte es, um seinen maßlosen Hass auf Geflüchtete auszukotzen! Es war widerlich! Es wundert mich nicht, dass nahezu alle Geflüchtete nach Abschluss ihres Asylverfahrens nicht nur diese Stadt, sondern Sachsen fluchtartig verlassen, um sich an anderen Orten anzusiedeln! Ist es tatsächlich inzwischen unsere Kultur, Fremden die Teilnahme an unseren Volksfesten verbieten zu wollen? Dürfen deren Kinder nicht auch mal ein wenig Freude erleben wie es meine Enkelin konnte? Sie besucht übrigens seit mehreren Monaten eine Kita in der Stadt und hat erste Freundschaften knüpfen können. Ihre besten Freundin: Ein Mädchen aus Venezuela! Die sind inzwischen untertrennlich, fast wie Geschwister!


Vor wenigen Wochen brannte es im Keller des Hauses, in dem mein Schwiegersohn lebt, sehr heftig. Es dauerte keine drei Tage, wo gewisse Kreise in der Stadt diesen Brand den im Haus lebenden Syrern in die Schuhe schieben wollte, gleichzeitig tauchten die ersten Hakenkreuzschmierereien an den rußgeschwärzten Wänden des Treppenhauses auf. Zufall? Die Brandursache waren übrigens achtlos weggeworfene "Dübel"-Kippen in einem der Keller. Und die Syrer waren beim Ausbruch des Brandes gar nicht im Haus. Diesen Kreisen sind aber wie gewohnt Fakten egal!


Hauptsache, man rennt wie eine Horde Brüllaffen jeden Montag durch die Stadt, um für den Erhalt der ach so Toitschen Kultur zu demonstrieren. Wie diese aussieht, durfte die Stadt auch am Wochenende erleben, zahllose Schlägereien vor allem in der Nacht zum Sonntag am rande des Altstadtfestes. Und da waren keine Fremden beteiligt, sondern ausschließlich "eventorientierte Einheimische, die trotz der hohen Bierpreise auf dem Fest ihre Grenzen nicht kannten.


Natürlich kann man bei etlichen Aktionen angeblich linker Gruppen auch nur den Kopf schütteln, Aktionen wie neulich in der Dresdner Gemäldegalerie, wo sich ein paar Idioten am Rahmen der "Sixtinischen Madonna" festklebten, gehen absolut nicht! Auch die Diskussionen über Karl May, ich kann da nur mit dem Kopf schütteln! Wo bleiben eigentlich die Diskussionen über amerikanische Filme, in denen die Indigenen der USA als Unmenschen darbestellt und Massaker an diesen Völkern regelrecht glorifiziert werden? Wird da mit zweierlei Maß gemessen?


Es gäbe da vieles, worüber man diskutieren kann! Aber da ist hier der eher falsche Ort.

    fuechslein-101

    Dein Einwurf zum Thema Fremdenhass ist berechtigt, aber ich würde gerne wissen, worin der Zusammenhang deines Fallbeispieles in Bezug zu kulturelle Aneignung besteht.


    Volksfest mit Ausgrenzung ist ungleich Weiße tragen dreadlocks.


    Um M. Gold frei zu zitieren " Sarkasmus und Zynismus verhalten sich wie der Dachdecker und Erdbeeren. Beides kann gemeinsam gesehen werden. Hat aber nicht direkt gemeinsam zu tun"

      beetlejuice900

      Da ich die Diskussion eröffnet habe - sie darf gerne erweitert werden.


      Ich habe nichts gegen Fuechsleins Beitrag einzuwenden.
      Im Gegenteil, ich denke er gehört in weitestem Sinne schon zum Thema


      Spiegelbildlich zur Kulturellen Aneignung kann man ja, zumindest teilweise, den Aspekt der kulturellen Ausgrenzung sehen.
      Ich weiß nicht, was unter dem Bild für Kommentare standen. Aber wenn sie in die Richtung gehen, dass Muslime auf deutschen Volksfesten nichts verloren hätten und diese Kultur ihnen verschlossen sein sollte, dann findet da entsprechende Ausgrenzung statt.


      Wer den Aspekt weiter aufgreifen und ausführen möchte - gerne.

        dickunddoof

        Nur mal ne kleine Auswahl aus den Kommentaren:


        "B.L.: In welchem Land ist das...",
        "U.L.:Rummel in Afghanistan ?",
        "D.B.: Unsere neuen Mitbürger.
        ->M.N.: DB, schön wie die sich auf unsere Kosten unterhalten lassen oder?",


        "S.D.: das Sozialamt zahlt...",
        "S.F.: Ohne Worte das Bild, entspricht Deutschland 2022."
        usw., das waren noch die eher harmlosen Kommentare.


        Die Namen der User habe ich natürlich abgekürzt, die sind auch irrelevant.


        Wie wäre es denn unsere Kultur bestellt, wenn sie nicht ständig äußeren Einflüssen unterliegen würde? Wir würden wohl noch heute in irgendwelchen Urwäldern am Feuer sitzen, Odin anbeten und unsere Nachrichen mit Runen in Steine meißeln.


        Und wie wollen wir unsere Kultur verbreiten, wenn wir uns allen Fremden verschließen? Wenn wir uns allem verschließen würden, würde dies einen absoluten Stillstand in der Entwicklung unserer Gesellschaft bedeuten. Jede Kultur hat gute und weniger gute Seiten. Warum sollen wir nicht gute Dinge anderer Kulturen übernehmen? Und warum sollen wir uns z.B. Modetrends wie z.B. Haartrachten verschließen? Ich kenne etliche, vor allem Künstler aus der Mittelalterszene, die mit diesen Deadlocks (für mich sind das Filzköppe, was aber nicht abwertend sein soll) rumlaufen. Es ist doch ein Zeichen von Freiheit, dass dies möglich ist! Und für mich ist es einfach nur krank, Menschen deswegen auszugrenzen! Mir schenkte z.B. ein Rabe nach einem erfolglosen Angriff eines Raubvogels vier seiner Schwungfedern. Seit dem zieren diese meine native Drohnenflöte. Sollte ich deswegen ausgegrenzt werden, weil nicht nur diese Flöte, sondern nunmehr auch deren Federschmuck nicht unseren traditionellen Vorstellungen entspricht (wobei ja Rabenfedern durchaus in der alt-germanischen Mytologie eine Bedeutung haben, die Totems auf der nativen, amerikanischen Flöte wiederrum nicht)? Als diese Federn vor mir auf den Boden fielen, saß ich allein in einem Park und übte genau auf dieser Flöte (ich musste mal die Nerven meiner Familie ein wenig schonen), für mich ein Zeichen. Die Lieder, die ich spiele, reichen von traditionellen Melodien der Maori (z.B. "Pokarekare Ana" - die heimliche Hymne Neuseelands über ungarische und polnische Volks- und Mittelalterliche, teils frühkirchliche Lieder über die Merseburger Zaubersprüche bis hin zu "Herr Maneling" und natürlich auch deutsche Kinder- und Volkslieder, z.B. das "Ännchen von Tharau" u.a. auch in seiner Frühfassung.


        Kulturelle Aneignung, JA, warum nicht? So hatte ich eigentlich für unser "Fest der Kulturen" im Jahr 2020 (was dann leider wegen der Pandemie ausgefallen ist) mit Kindern aus über 15 Ländern von vier Kontinenten einen klassischen Maori-Stocktanz einstudiert. Lerder zerviel das Projekt, weil inzwischen nicht nur die meisten Kinder nicht mehr in unserer Stadt leben, sondern auch einige der beteiligten Musiker fortgezogen sind.

        6 Tage später

        Hallo ihr, ich antworte mal auf den ersten Beitrag. Ich verstehe nicht, warum Faschungskostüme rassistisch sein sollen. Oder meinst du ein ganz bestimmtes Kostüm? Sowas geht natürlich nicht.


        Was das ganze Thema kulturelle Aneignung angeht: Jeder sollte sein Leben so leben, wie er möchte. Ich selbst bin atheistisch. Religion spielt für mich überhaupt keine Rolle. Kulturell ist man ja durch seine Eltern geprägt. Auch hier entscheide ich selbst, wie wichtig einem Traditionen sind. Meistens entscheide ich das gemeinsam mit meinem Ehemann. Wichtig ist, dass er und ich sich wohlfühlen mit dem was wir tun.

        Die Welt wird einfach immer bekloppter. Den Leuten ist anscheinend langweilig. Ich kann sonst nicht verstehen warum man sich solch eine gequirlte Scheiße ausdenkt. Was soll das alles. Ich esse meinen Mohrenkopf und auch mein Zigeunerschnitzel, ich gehe auch in die Gaststätte "Zu den drei Mohren" essen. Ich hab für so nen Quatsch nämlich keine Zeit. Jetzt fangen die mit den Indianern an. Leute, habt ihr echt nix anderes zu tun als das man sich über sowas überhaupt Gedanken macht. Das sind Bücher, Phantasien. Kümmert Euch um die Umweltverschmutzung in Indien und China, oder auch die Müllverbrennung in Afrika, da habt ihr genug zu tun.

        Wenn Menschen Sex in der Doggy-Position haben, ist das dann auch schon kulturelle Aneignung aus der Hundewelt? :roule:


        Ich finde die Diskussionen in der letzten Zeit für überaufgebauscht. Jeder möchte sich selbst ethisch über die anderen erheben und besonders gut sein. Auch dass sich Minderheiten in den Vordergrund drängen verstehe ich nicht. Jeder wie er sein will, aber muss ich es denn anderen unbedingt auf die Nase binden? Und muss dafür eine ganze Gesellschaft darauf reagieren? Akzeptanz heißt nicht, dass es jeder gut finden muss. Und hier fängt der Diskurs in den sozialen Medien jeden Tag an: Sobald jemand nicht meine Meinung annimmt und für gut empfindet ist es mein Feind und muss verbal niedergemacht werden. Zumindest kommt es mir so vor und man erkennt dahinter auch eine gewisse Strategie: Nimm populistischen Satzbau und binde emontionen (Hass, Empörung, ...) mit ein und schon ist die Diskussion am laufen und verbreitet sich im Internet. Das füttert die Algorytmen, was den unterschwelligen Kontent noch mehr verbreitet.


        Ich bin auch zwiespältig ob denn eine gentrefizierte Sprache in den Köpfen der Leute etwas verändert und der Gleichberechtigung dienlich ist. Es wird auch dabei die Sprache stark misshandelt und missverstanden von Leuten, die keine Ahnung haben. So wird das natürliche Geschlecht (sexus) mit dem grammatikalischen Geschlecht (genus) verwechselt, bzw. wild durcheinander geworfen.
        So gibt es 3 Genusformen (maskulin, feminin, neutrum), aber nur zwei biologische Geschlechter (männlich und weiblich). Dann wird das Genus auch für Objekte ohne erkennbare Parallele zu einem natürlichen Geschlecht verwendet: der Herd, die Straße oder das Buch. Witzig ist hier auch die Bezeichnung der menschlichen Geschlechtsmerkemale: der Busen (maskulin), die Eichel (feminin) oder das Glied (neutral). :clin:
        Aber ich schweife ab und das ist ein anderes Thema.

          Mir wird es über bei den rassistischen Beiträgen hier. Wenn das Forum auch ein Spiegel der Gesellschaft sein sollte, dann Gute Nacht. Die Zeit ist gekommen zu gehen. Gerne könnt ihr euch hierzu auskotzen, aber ich werde diese Seiten nicht mehr öffnen.

            8 Tage später
            farona_27176457

            Bei Rassismus zu schweigen ist aber der falsche Weg. Es wurde viel zu lange darüber geschwiegen (und ich weiß da, wovon ich rede, die Verhältnisse gerade hier in Ost-Sachsen sind in dieser Hinsicht nahezu unerträglich!).


            Das eigentliche Problem liegt doch nicht darin, dass Modeerscheinungen (wie eben diese Deadlocks), die heute bestimmten Kulturen öffentlich zugeordnet werden, nicht von uns verwendet werden dürfen, dass es bestimmte Begriffe gibt, bei denen man krampfhaft versucht, denen einen rassistischen Anstich zu verpassen (Indianer z.B.) usw.


            Das eigentliche Problem liegt wo ganz anders! Es gibt viele Bewegungen, die für den Erhalt unserer Gesellschaft eigentlich dringend notwendig sind. Umweltschutz z.B., da gab es ja dieses schwedische Mädchen, die irgendwann mit einem Pappschild begann, gegen die fortschreitende Umweltverschmutzung zu protestieren. Und irgendwie hat sie es geschafft, damit eine weltweite Bewegung zu etablieren. Und was war das Resultat? Gegner dieser Bewegung ließen keine Abartigkeit aus, gerade dieses eine Mädchen zu beschimpfen, zu diffamieren, es war abartig! Und die Gegenreaktion? Teile dieser Bewegung radikalisierte sich, spaltete sich zum Teil auch davon ab, um mit weit radikaleren Mitteln sich selbst in Szene zu setzen, was dem Grundgedanken Umweltschutz aber eher schadete statt diesen zu unterstützen! Due Umweltgegner wiederum sind entweder zu blöde oder garnicht willens, zwischen diesen Gruppen zu differenzieren. Fakt ist: Kaum einer spricht heute noch über FfF, es ist zu einer Randerscheinung geworden.


            Anderes Beispiel: Gleichberechtigung der Frauen. Ebenso wichtig! Und auch hier: Eine radikale Szene aus dieser Bewegung heraus richtet in der öffentlichen wahrnehmung mehr Schaden an als dass sie dem Anliegen, einer vollen Gleichberechtigung der Frauen, nutzen. Mit übertriebenen Forderungen, mit nicht angebrachten Aktionen, bis hin zu Versuchen, ein ebenso menschenverachtendes Matriarchat zu etablieren. Die Auswüchse sind bekannt, extremistische Feministinnen, die mit teils abartigen Mitteln versuchen, die Macht an sich zu reißen. Mit Gleichberechtigung haben diese Absichten schon lange nichts mehr zu tun, man versucht, das eine Extrem in ein anderes zu wandeln. Menschen sollten aber meiner Meinung nach nach Leistung und nicht nach Geschlecht beurteilt werden. Was nützen Menschen in Spitzenpositionen, wenn die diesen nicht gewachsen sind, nur weil irgendwelche Quoten eine geschlechtergerechte Verteilung dieser Positionen fordern?


            Seit einem halben Jahrtausend werden die Indigenen Völker Amerikas (beruhend auf einen geographischen Irrtum) Indianer bzw. (im Süden des Kontinents) Indios genannt. Was bitte ist schlimm daran? Und während man hier zu Lande Bücher, die diese Völker als durchaus edle Menschen darstellt (Karl May) mehr und mehr verteufelt werden, laufen im Fernsehen weiter die alten Westernschinken aus den USA und Italien, in denen diese Völker immer noch als Bestien, als blutrünstige Unmenschen dargestellt werden, in denen Massaker an diesen Völkern verherrlicht werden. Kinder sollen sich zu Fasching nicht mehr als Indianer verkleiden, während Colt schwingende Cowboys als Kostüm weiter gern gesehen sind. Ich sehe in der Ächtung dieser Kostüme eher eine kulturelle Ausgrenzung, eine moderne Form des Rassismus!


            Übrigens, die indigenen Völker Neuseelands werden noch immer Maori genannt. Das ist zwar ein Wort aus der polynesischen Sprachgruppe, diese Völker nennen sich selbst aber Tangata whenua (Menschen des Landes), den Begriff Maori bekamen sie damals von den weißen Eroberern übergestülpt. Hier aber interessiert das keinen, schließlich sind diese Völker nicht so medienpräsent (z.B.durch Spielfilme). Der Begriff "Abirigines" für die Indigenen Australiens stammt aus dem Lateinischen, wurde diesen Völkern ebenso von den Europäern übergestülpt. Sich selbst nennen sich diese Völker Koori oder Anangu, je nach Region. Regt sich darüber einer auf? Und beschwert sich jemand, wenn mehr und mehr das Nationalinstrument dieser Völker, das Didgeridoo von der sogenennten Mittelalterszene in Europa verwendet wird, ein Musikinstrument, welches im Mittelalter hier noch gar nicht gekannt war.


            Alles egal, weil nicht medienpräsent! Aber Hauptsache, man regt sich über Indianderkostüme zu Fasching und über Dreadlocks bei europäischen Künstlern auf! Es geht doch nur noch um Medienpräsenz, um eine öffentliche Wahrnehmung radikaler Kreise einer angeblich links-grüner Szene, Als ob die Damen und Herrschaften keine wichtigen Themen in der heutigen Zeit hätten! Oder ist das schon Wohlstandsverwahrlosung?

            • hardy hat auf diesen Beitrag geantwortet.
              fuechslein-101

              Viele wahre Worte.


              Ich denke das große Problem ist der Umgang miteinander, der sich in unserer Gesellschaft eingeschlichen hat. Größtenteils durch das Social Media, wo die Menschen gelernt haben, dass sie im Schutze der Anonymität ihren Frust ungestraft rauslassen können.
              So ist es on vogue geworden, Menschen einfach nur zu beleidigen und durch bashing oder mobbing mundtot zu bekommen. Es herrscht keine Diskussion miteinander mehr, in dem man gegenseitig für Verständnis sorgt und Sichtpunkte miteinander abgleicht. Nein es ist das Gesetzt, dass wenn man nicht der gleichen Meinung ist, sofort ein Gegner ist und vernichtet werden muss. So ist es möglich, dass alle nach Meinungsfreiheit schreien, aber nur die eigene Meinung meinen und das Gefühl haben, dass wenn jemand einen anderen Standpunkt hat, dieser die eigenen Meinung einschränkt. Und das ist mittlerweilen bei allen Diskussionen auffällig, egal ob Umwelt, Politik oder die sexuelle Orientierung etc.


              Und das nächste, was ich für sehr bedenklich erachte, ist, dass die Menschen sich an diesen Umgangston gewöhnen und somit aus den Social Medias ins real life überschwappt. Die Leute haben keinen Respekter mehr gegenseitig, es wird sofort angegriffen und beleidigt wenn die eigenen Argumente ausgehen oder sogar teilweise handgreiflich die eigene Meinung verstärkt wird.


              Und genau dazu kommt dann die - von dir angesprochene - von einem Extrem ins nächste Extrem haltung. Man merkt, dass etwas vielleicht nicht optimal ist und sofort wird ins andere Extrem umgeschlagen.
              Beim Thema Frauenquote und Sprachduktus bin ich ganz deiner Meinung. Es bringt nichts, wenn man Menschen zu irgendwas zwingt - mit Quoten und Gendersternchen werden sich Meinungen, Gedanken und Verhaltensweisen nicht wirklich ändern. Im Gegenteil, es steigert das Gefühl bei diesen Menschen persönlich angegriffen zu werden, weil es nicht ihrer Meinung entspricht und somit verfallen sie in eine Verteigungshaltung und man kann kein Verständnis oder gar Umdenken erzeugen.

              beetlejuice900

              Leider ohne Belang. Es geht nicht darum, ob Japaner italienische Schuhe tragen oder ob es Kirchen mit Minaretten gibt. Natürlich haben sich alle Kulutren im Laufe der Jahrtausende vermischt, ausgetauscht und inspiriert. Aber hier geht es um die kulturellen Symbole eines Volkes, die in Zeiten der Not oder des Widerstands eine Bedeutung hatten oder die für sie ein sehr wichtiger Teil ihres Kultur sind, eben um eine "kulturelle Aneignung". Lustige Karnevalskostüme für Kinder im "Indianer"-Look sind für die indigenen Völker, die millionenfach umgebracht wurden, eine Verhöhnung ihrer Kultur und ihres bis heute fortwährenden Widerstands. Es kommt also nicht auf unsere Gefühle an, so unter dem Motto "Ach, ich fand doch mein Indianerkostüm als Kind ganz toll, oweia, jetzt wird es verboten" (was ja eh nicht der Fall ist), sondern es geht um den Respekt und die Wertschätzung anderen Völkern gegenüber, die in der schwächeren Position waren und bis heute sind. Als Sieger der Vernichtungskriege sollte man nicht auch noch die Kultur dieser Menschen verkitschen (Winnetou) oder lächerlich machen (Karneval). Ja, man kann das trotzdem tun und keine Angst, das wird auch so bleiben. Aber man kann und sollte zumindest darauf aufmerksam machen. Dreadlocks sind im Übrigen etwas anderes als Rasta-Frisuren. Beide haben unterschiedliche Bedeutungen und historische Hintergründe. :super:

                greenthumb

                Jetzt bleibt mal bitte auf dem Teppich, diese Diskussion über Winnetou geht etwas über die Ufer und verboten ist garnichts worden.
                Winnetou ist eine Literaturgestalt eines 140jährigen Romans - es ist kein Sachbuch in dem etwas falsch dargestellt wird und die Bücher / die Geschichte ist nicht Grund der Diskussion. Es war das Buch zum Film "Winnetou der kleine Häuptling", was der Verlag zurückgezogen hat, weil sich ein paar Leute darüber Beschwert haben um eine große Diskussion zu vermeiden - was nach hinten los ging.


                Und du bist auch nicht ganz stringent mit deiner Ausarbeitung, denn einmal vermischen sich alle Kulturen und inspirieren sich und dann ist es eine kulturelle Aneignung, wenn Kinder im Indianer-Kostüm auf Faschin gehen. Ja was denn nun?
                Und ist die Diskussion an sich nicht auch schon rassistisch? Dürfen nur die Deutschen nicht als Indianer auf Fasching? Oder dürfen Brasilianische Carnervalsteilnehmer sich auch nicht mehr mit Federn Schmücken? Ist Elvis nicht auch das kulturelle Aneignen der schwarzen Blues-Musikelemente vorzuwerfen? Ist es für Little Richard, Chuck Berry, Bo Diddley oder Jimi Hendrix nicht gut gewesen, dass die Weltbevölkerung durch Elvis einen neuen Musik-Stil kennengelernt hat?


                Ich finde es Scheinheilig, wenn man sich ein Thema rauspickt aber sonst ist es okay. Dann müssen wir uns schon darauf einigen ganz oder garnicht. Wenn wir nicht mehr Indianer spielen dürfen, dann bitte keine Afrikaner mehr Biertrinken oder Chinesen keine deutschen Dörfer nachbauen, ....


                Ach, bitte erkläre mir noch den Unterschied zwischen Rasta-Frisuren und Dreadlocks?
                Dreadlocks ist die Bezeichnung für verfilzte Haare. Umgangssprachlich werden diese Haare auch Rastazöpfe genannt, dies beschreibt aber eigentlich geflochtene Zöpfe, genau wie der Begriff Braids.
                Und Frisuren aus verfilztem Haar kamen in der Geschichte der Menschheit in verschiedenen Kulturkreisen immer wieder vor. Somit finde ich es eine kulturelle Aneignung, wenn sich eine spezielle Gruppierung von Menschen sich dies als ihres zu eigen macht.

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                Wurden denn die Indianer, sprich die Mitglieder der indigenen Bevölkerung Nord-Amerikas überhaupt mal dazu befragt, was man dort darüber denkt?


                In Radebeul bei Dresden findet jedes jahr ein Karl-May-Festival statt. Und immer wieder ist auch mal eine Delegation eines Indianerstammes (zuletzt der Ojibwa vom Stamme der Siux) im Lößnitzgrund. Es gab auch immer wieder intensive Kontakte zur Villa Bärenfett in Radebeul, vor allem nach der Rückgabe indianischer Skalps durch das Karl-May-Museum an diese Gruppe.


                Ich vermute mal, wenn die solche Feste besuchen, dass man dann wohl doch eher nichts dagegen hat, dass man sich im Herzen Europas mit der indianischen Kultur befasst, es letztlich nur das Resultat einiger übereifriger Möchtegern-Politiker war, die diese doch sehr deutsche Tradition der Kostümierung zu Fasching zu kritisieren.


                Eine Verkitschung oder besser Verhöhnung dieser Völker findet doch wohl eher durch diverse Filme vornehmlich aus Hollywood und Italien statt, in denen diese Völker meist als blutrünstige Bestien dargestellt wurden.


                Übrigens, ich spiele unter anderem eine sogenannte Drohnenflöte, ein Replikat einer indigenen Flöte aus Nordamerika. Und da mir keine Federn amerikanischer Weißkopfseeadler zur Verfügung standen, habe ich dieses Instrument nach alter germanischer Tradition mit schönen schwarzen Rabenfedern geschmückt. Bin ich nun auch ein Kulturvereinnehmer? :roll:

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                Ich fände das ziemlich idiotisch, diese Abneigung dann auf eine Frisur zu reduzieren. Es ist doch das Verhalten, das falsch ist. Die Friseur ist dabei nicht relevant.

                  hardy

                  gentrefizierte Sprache


                  Du vermischst da die Fremdwörter. Gentrifizierung hat nichts mit Geschlecht oder Gender zu tun, es handelt sich dabei um die Aufwertung eines Stadtteils durch dessen Sanierung oder Umbau mit der Folge, dass die dort ansässige Bevölkerung durch wohlhabendere Bevölkerungsschichten verdrängt wird.

                  • hardy hat auf diesen Beitrag geantwortet.
                    greenthumb

                    Inwiefern macht man sich über eine Kultur lächerlich oder verhöhnt sie, wenn sich ein Kind im Fasching als Indianer verkleidet? Kannst du das plausibel erklären?


                    Das ist nämlich der Teil, bei dem es bei mir hakt. Das Kind verkleidet sich als Indianer, weil es Indianer toll findet.

                    eisbrecher

                    Da geb ich dir recht - ein Buchstabe vertauscht :pcbreak: und schon hat man unterschiedliche Bedeutung gendrifizierung in der Sprache habe ich natürlich gemeint. :roule:

                      eisbrecher

                      Es geht aber nicht um dein Empfinden und deine Idee dazu. Es geht um das Empfinden der Nachfahren der Menschen, die damals ermordet und missachtet wurden und die für ihre Erben eine große Bedeutung haben. Das kann man natürlich "idiotisch" finden, bedeutet aber am Ende auch, dass die Menschen, für die diese Frisur oder eine bestimmte Kleidung (besonders bei den indigenen Völkern) einen großen Wert haben, in deinen Augen egal sind. Wir sind eben nicht in derselben Situation. :-S

                        hardy

                        So schnell kann es gehen. ;)


                        Schreib einfach gendergerechte Sprache, dann ist alles klar.

                        greenthumb

                        Natürlich geht es genauso um mein Empfinden wie um das Empfinden von anderen Menschen. Warum sollte mein Empfinden jetzt weniger wichtig sein als das der Nachfahren dieser Menschen? Ich habe schließlich niemanden ermordet.


                        Und warum das Verkleiden von Kindern im Fasching nun andere Kulturen verspottet, hast du mir noch immer nicht beantwortet.