Von der Niederschrift der folgenden „Liebesgeschichte“ meiner fünfundzwanzigjährigen Nichte verspreche ich mir keine Hilfe. Hilfsangebote gibt es genug. Aber sie nimmt diese nicht an. Mein Anliegen ist es vielmehr andere Betroffene und deren Angehörige zu warnen und vor gleichem Schicksal zu bewahren. Das bisher klar strukturierte Leben der jungen, intelligenten, attraktiven und emanzipierten Frau mit festen, beruflichen und privaten Zielen läuft augenblicklich komplett aus dem Ruder und sie fügt sich offensichtlich sehenden Auges ihrem Schicksal.


Linda lebt zusammen mit ihrem Bruder im Haus der Eltern. Die erwachsenen Kinder bewohnen eine eigene Etage und haben somit ihr eigenes Reich. Zu ihren Eltern, die ihren Kindern viele Freiheiten lassen, hatte sie immer ein gutes Verhältnis. Als Lehramtsstudentin ist Linda sprachbegabt und reist gerne mit Freunden aber auch alleine durch ferne Länder. Ihre Eltern haben ihr das, trotz der üblichen Bedenken, auch immer erlaubt und ermöglicht und sie hat durch Nebenjobs auch ihren eigenen Anteil dazu beigetragen.


Vor knapp anderthalb Jahren lernte Linda dann auf einer Reise nach Marokko Wasif, einen dreißigjährigen Mann aus einer kleinen Stadt bei Marrakesch kennen, der sie offensichtlich schnell in ihren Bann zog. Er gab vor als selbständiger Bauingenieur ein eigenes Unternehmen zu betreiben. Schon wenige Wochen später flog Linda wieder in das Land um ihn zu besuchen. Es folgten weitere Besuche von ihr. Bereits in dieser Phase fiel uns auf, dass Wasif Linda offensichtlich stark kontrollierte. Sie durfte nicht mehr ausgehen und musste abends unter allen Umständen zuhause sein. Das kontrollierte er von Marokko aus durch tägliche Anrufe, die sich meistens durch die ganze Nacht zogen. Dabei nahm er auch keinerlei Rücksicht auf ihr Studium oder bevorstehende Prüfungen. Nachdem Linda bei einem Übernachtungs-Besuch bei uns von 22:00 bis 5:30 Uhr pausenlos mit ihm telefonierte, obwohl sie am nächsten Tag für einen Nebenjob früh aufstehen musste, suchte ich das Gespräch mit ihr. Sie erzählte mir, dass ihr sein Kontrollzwang schon reichlich auf die Nerven ging. Er habe aber auch eine sehr romantische Seite, himmelt sie an und schreibt ihr sogar Gedichte. Das habe noch kein deutscher Mann für sie gemacht. Außerdem werde sich alles ändern, wenn sie mit Wasif zusammen zieht. Dieses Versprechen habe sie ihm bereits beim zweiten Besuch gegeben.


Ende letzten Jahres besuchte Wasif meine Nichte dann erstmalig in Deutschland. Auch Lindas Eltern, vor allem ihre Mutter, waren begeistert von der der Höflichkeit und Hilfsbereitschaft des jungen Mannes. Er beteiligte sich an der Hausarbeit und kochte für die Gastgeber. Wenige Wochen später besuchte er Linda dann ein zweites mal für ganze fünf Wochen. Natürlich wunderten wir uns, wie ein junger Unternehmer so lange aus seiner Firma weg bleiben kann. Linda erklärte uns, er habe einen Geschäftspartner, der alles für ihn regelt. Lindas Eltern bemerkten, dass Wasif sich während des Aufenthaltes veränderte. Er beteiligte sich nicht mehr an der Hausarbeit und hielt Linda vom Lernen ab indem er ständig ihre Aufmerksamkeit und Unterhaltung forderte. (Später erfuhren sie auch den Grund für die Verhaltensänderung.) Letztendlich war die Familie froh, als sein Besuch beendet war. Aber auch von Marokko aus, kontrollierte er Linda weiter durch die bereits erwähnten nächtlichen Anrufe. Linda fiel dann auch durch das erste Staatsexamen, was unter der beschriebenen Belastung zu erwarten war.


Sechs Wochen später konnte Linda die Anrufe nicht mehr ertragen und beschloss sich von ihm zu trennen. Dazu schrieb sie ihm einen Brief, weil sie seinen Argumenten im Gespräch offensichtlich nicht gewachsen war. Mir gegenüber erklärte sie erleichtert zu sein und sich endlich wieder frei zu fühlen. Linda ist wieder die Alte dachten alle, die es gut mit ihr meinten. Sie wiederholt die Prüfung und ihr junges, unbeschwertes Leben geht weiter.
Es sollte anders kommen. Für uns alle unbegreiflich verabredete Linda sich dann wieder mit Wasif in Marokko. Vor ihrer Reise kam sie meinem Wunsch nach einem klärenden Gespräch, das dann ein Geständnis werden sollte, noch nach. Sie habe Wasif versprochen mit ihm zusammen zu leben und fühlt sich verpflichtet ihm diese Chance auch zu geben. Er habe ihr klar gemacht, dass dies ohne vorherige Heirat nicht möglich sei. Außerdem habe er sein Unternehmen verkauft und damit ihretwegen bereits ein großes Opfer für das zukünftige gemeinsame Leben gebracht. (Diese Firma hat Linda übrigens nie gesehen.) Ihre Bedenken wischte er mit Argumenten wie, „es ist doch nur auf Probe und wenn es nicht klappt übernehme ich alle Kosten der Scheidung“, „du kannst dich sicher fühlen, denn wir heiraten ja in Deutschland“ und „du hast es mir ja versprochen“, „mir geht es gesundheitlich nicht gut, weil wir nicht zusammen leben können“ vom Tisch. Derart unter Druck gesetzt hat Linda Wasif beim letzten Besuch in Deutschland heimlich geheiratet. Erst jetzt, Wochen danach hat sie das auch ihren Eltern erzählt. Ihre Mutter hat bitterlich geweint, hatte sie sich doch den schönsten Tag im Leben ihrer Tochter anders vorgestellt. Natürlich hat Linda jetzt selbst Zweifel an ihrer Handlung aber auch darauf ist Wasif vorbereitet. Seine Behauptung, das für die Scheidung erforderlich Trennungsjahr müsse er gesetzlich vorgeschrieben in Deutschland verbringen, entbehrt jeder Grundlage. Aber auch das ist für Linda keine Lüge sondern nur nicht böse gemeinte Unwissenheit des jungen Mannes.


Wie konnte meine bis dato mitten im Leben stehende Nichte sich von einem Mann, von dem sie kaum etwas wusste und mit dem sie keine 70 Tage zusammen verbracht hat und dessen Kontrollzwang sie bereits lange erlebt hat, derart manipulieren lassen? Wie hat er Linda dazu gebracht ihre Familie, die sie liebt und die ihr viel bedeutet, außen vorzulassen? Was ist das für ein Mann, der die Gastfreundschaft von Lindas Eltern derart ausnutzt und die Menschen, die seine Schwiegereltern werden sollten, so schamlos hintergeht? Das sind die Fragen, die wir uns stellen.


Wasif hat ein klares Ziel und das erreicht er das durch Manipulation aber auch durch Isolation von Linda. Durch das Ausgehverbot und das ständige Telefonieren hat sie keine enge Freundin mehr, mit der sie darüber reden kann. - Der Telefonterror aus Marokko geht weiter „du hast es versprochen, also musst du es auch halten“.


Innerlich fassungslos habe ich die Fassung bewahrt und zunächst mal mit Behörden, Ämtern und Organisationen, die mit dem Thema vertraut sind, Kontakt aufgenommen und die Situation recherchiert. Offensichtlich ist die ganze Beziehung von seiner Seite auf Lügen aufgebaut. Bauingenieur zählt in Deutschland zu den gefragten Berufen. Wasif hätte ohne jedes Problem als Junggeselle, mit einem Visum zum Zwecke der Bewerbung und dem Nachweis mit monatlich 720,- € seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, für ein halbes Jahr nach Deutschland einreisen können. Wenn er dann Arbeit findet, was als Bauingenieur kein Problem sein dürfte, kann er in Deutschland sofort ein neues, dauerhaftes Visum beantragen. Entweder wollte er also die Heirat um jeden Preis erzwingen oder er ist gar kein Bauingenieur. Die Eheschließung nach deutschem Recht schützt Linda in keinster Weise. Wasif muss die Heirat nur in seinem Land oder seiner Botschaft registrieren lassen und das kann er innerhalb weniger Minuten ohne seine Frau, dann sind beide nach marokkanischem Recht verheiratet. Damit hat er unabdingbar das Aufenthaltsbestimmungsrecht für seine Frau und für gemeinsame Kinder. Auch Vergewaltigung in der Ehe ist dann keine Straftat. Eine Scheidung vor einem deutschen Gericht wird nicht anerkannt und muss erst von einem marokkanischen Gericht bestätigt werden. Das ist ein zermürbendes und sehr teures Verfahren, dass der Mann sehr lange hinauszögern, wenn nicht sogar verhindern kann. Ehebruch von Seiten der Frau ist in islamischen Ländern strafbar. Wenn Linda, noch verheiratet aber von einem anderen Mann begleitet, in ein islamisches Land reist, kann sie jederzeit verhaftet und zu ihrem Mann zurück gebracht werden. In strengen islamischen Ländern droht ihr sogar Prügel- oder Todesstrafe.


Noch schlimmer ist die Erkenntnis, dass Linda kein Einzelfall ist. Standesbeamte, Mitarbeiter des auswärtigen Amtes und Berater von kirchlichen Organisationen berichten übereinstimmend von ähnlichen Fällen nach gleichem Muster. Zunächst wird die Frau romantisch umgarnt um ihr möglichst schnell das Versprechen einer gemeinsamen Zukunft abzuringen, dann beruft sich der Mann auf dieses Versprechen und behauptet ohne Heirat sei ein Zusammenleben ja nicht möglich. Angeblich liebgewonnenen Besitz verkaufen und mit diesem „Opfer“ in Vorlage treten ist ein weiterer Teil des Plans. Wenn das alles nicht überzeugt, wird er krank und schiebt ihr die Schuld daran zu. Wohl wissend, dass die Eltern der Frau ihr Veto einlegen, wird dann heimlich geheiratet um damit Fakten zu schaffen, die zunächst nicht mehr zu ändern sind. In Kurzfassung, der Frau ein schlechtes Gewissen einreden, sich selbst als Opfer darstellen und dann die Heirat erzwingen.


Linda hat zugegeben, der Eheschließung nur unter großem Druck zugestimmt zu haben. Er hat ja so viel für sie getan und sie wollte ihn nicht weiter leiden sehen. Die Manipulation hat perfekt funktioniert. Vorläufig aufgewacht ist sie, als sie merkte, dass eine sogenannte Kurzehe nicht ohne Weiteres rückgängig gemacht werden kann. Eine Annullierung der Ehe ist nur möglich, wenn eine Scheinehe nachzuweisen ist. Wenn sie das aber anführt, ist sie anschließend vorbestraft und wird nicht mehr verbeamtet. Sie spürt Druck von allen Seiten und sieht offensichtlich keinen anderen Weg mehr, als sich zunächst auf die Beziehung einzulassen.


Linda habe ich alle von mir recherchierten Informationen, nachprüfbar mit den zuständigen Ansprechpartnern und entsprechenden Telefonnummern oder Internetseiten, geliefert. Sie bedankte sich für die von mir erbrachte Recherche, ließ sich aber nicht davon abbringen vor einer knappen Woche wieder nach Marokko zu reisen und sich seiner, einer Gehirnwäsche gleichen, Manipulation auszusetzen. Wenigstens die mir vom Auswärtigen Amt mitgeteilten Notfallrufnummern hat sie auf meine inständige Bitte für den Fall der Fälle notiert. Noch kommen regelmäßig Grußmeldungen per WhatsApp aber wir möchten uns gar nicht ausmalen was passiert, wenn sie sich ihm gegenüber unvorsichtig verhält und wieder die Trennung, die es, entgegen seiner früheren Aussage, für ihn nach einer Heirat nicht geben kann, ins Gespräch bringt.


Linda spielt mit dem Feuer und schlägt alle Warnungen in den Wind. Die Situation ist für alle Beteiligten, insbesondere für die Eltern, unerträglich.

  • morna_11908866, sxren_18247537, tyko_18448827, und 8 weiteren haben auf diesen Beitrag geantwortet.
  • jenja_18440013

    schuld ist doch nicht dieser wasif ... linda ist nicht die hellste kerze auf der torte. leider. für mich klingt das alles nach taschenroman. soll das wirlich so passiert sein?
    bisschen unglaubwürdig. ;)

    jenja_18440013

    schuld ist doch nicht dieser wasif ... linda ist nicht die hellste kerze auf der torte. leider. für mich klingt das alles nach taschenroman. soll das wirlich so passiert sein?
    bisschen unglaubwürdig. ;)

      die story bestätigt ja mal wieder meine liebsten vorurteile... "lehramtsstudentin"... :bete: :mrgreen:

      sxren_18247537

      Ihr macht es Euch ziemlich einfach. Linda ist nicht dumm, sie hat sich nur in den falschen Mann verliebt. Wie schon gesagt ist Linda leider kein Einzelfall.

        jenja_18440013

        von jemandem, der lehrer werden möchte, erwarte ich gesunden menschenverstand.
        wie soll jemand, der so naiv und dumm ist, kindern etwas beibringen?

        jenja_18440013

        Liebe betroffene Familie,
        unsere Familie fühlt mit Euch!


        Liebe Vorredner,
        Eure verständnislosen und auch teilweise abfälligen Kommentare kann ich nachvollziehen. So habe ich früher auch gedacht. Aber wie u. a. in 1001Geschichte.de nachzulesen ist, fallen Frauen unterschiedlichster Altersklassen mit auch unterschiedlichstem Bildungsniveau auf die gut einstudierten Charme-Offensiven dieser Männer rein. Auch wir haben das durchgemacht bzw. machen es immer noch durch. Und das hat definitiv nichts mit dem Intelligenzquotienten unserer Tochter zu tun. Wenn Gefühle im Spiel sind, setzt der Verstand aus.
        Unsere Tochter ist promovierte Wissenschaftlerin und arbeitet für eine Hilfsorganisation, ist also nicht dumm. Auf einer beruflich bedingten Reise hat sie sich in einen Marokkaner, der sie zunächst sehr verwöhnt, mit Komplimenten überschüttet und sogar Lieder für sie komponiert hat, verliebt. Entgegen aller guten Ratschläge ist sie auf sein Drängen schnell mit ihm zusammen gezogen und hat ihn dann auch schnell geheiratet. Nach der Eheschließung hat er ihr mit seiner Eifersucht das Leben zur Hölle gemacht. Eine heftige Szene nach einem Restaurant-Besuch mit Kolleginnen war dann der Auslöser. Bereits nach drei Monaten hat sich unsere Tochter getrennt und die Scheidung eingereicht. Das ist jetzt sechs Jahre her, hat viel Geld gekostet und sie ist immer noch nicht geschieden. Mit den privaten und beruflichen Folgen muss sie jetzt leben.
        Unsere Tochter hat Gott sei Dank einen neuen, verständnisvollen Partner, der sie liebt und achtet, mit dem sie zwei Kinder hat, den sie aber nicht heiraten kann, weil ihr (Noch-)Ehemann die Scheidung verweigert. Ihre zwei Kinder sind nicht nur unehelich sondern außerehelich. Ihren Beruf kann sie nicht mehr uneingeschränkt ausüben. Genau wie onhe beschrieben hat, kann ihr Arbeitgeber sie nicht mehr in islamischen Ländern einsetzen weil das für sie als abtrünnige Ehefrau zu gefährlich ist. Jetzt schiebt sie überwiegend Innendienst was ihr weniger gefällt und zudem auch schlechter bezahlt wird.
        Im Nachhinein wünscht sie sich die Warnungen ihrer Familie, Kollegen und Freunde ernst genommen zu haben. Der Preis für das kurze und auch nur vermeintliche Glück ist sehr hoch gewesen.
        Den Versuch der Familie von onhe, andere Frauen vor diesem Schicksal zu bewahren finde ich selbstlos, mutig und fair. Vielen Dank dafür!

          Vielen Dank für den Hinweis auf die Internetseite. Ich werde diese in der Hoffnung, dass sie sich die vielen vergleichbaren Fälle auch ansieht, an Linda weiter geben.

          tyko_18448827

          Vielen Dank für Euren offenen und ehrlichen Kommentar zu unserem Beitrag. Auch Euch, Eurer Tochter, ihrem Partner und Euren Enkelkindern wünschen wir viel Glück und starke Nerven.

          10 Tage später
          jenja_18440013

          Unsere Tochter Anna war drei Jahre älter als Linda als sie einen Landsmann von Wasif kennen lernte. Sie hatte bereits eine gute Stelle bei einer deutschen Großbank und reiste ebenfalls gerne in fremde Länder Auf einer dieser Reisen ist es passiert und das Unglück nahm seinen Lauf.
          Das nächste Kapitel der Geschichte könnte ich bei ONHE abschreiben, denn alles ist so verlaufen wie bei Linda. Die gleichen Avancen, romantische Liebesbekundungen, das gleiche Tempo begründet mit den gleichen Argumenten und auch die heimliche Heirat nachdem er angeblich alles für sie aufgegeben hat.
          Im Fakten schaffen war unser „Schwiegersohn“ allerdings noch schneller. Kurz nach der Hochzeit folgte die erste Schwangerschaft und dann auch promt sein Umzug nach Deutschland. Das ist jetzt sieben Jahre her. Nach drei weiteren Schwangerschaften ließ sich unsere Tochter ohne seine Zustimmung sterilisieren, denn sie wollte wieder arbeiten. Ihr Mann ruht sich in unserer sozialen Hängematte aus. Angeblich findet er keine Arbeit die seiner würdig ist. Deshalb wollte Anna das Geld wieder selbst verdienen. Das hat er ihr aber verboten weil sie dann Kontakt zu anderen Männern bekommen könnte und das ist unerwünscht. Die Familie lebt jetzt von Sozialhilfe. Unsere Tochter hält weiterhin zu ihm. Auf Kritik von unserer Seite und Bedenken ihrer Freundinnen ist die Familie dann in eine sechshundert Kilometer entfernte Stadt gezogen. Hier wohnten bereits Freunde und Verwandte aus seiner Heimat. Damit ist der Kontakt zu unserer Tochter und den Enkelkindern komplett abgebrochen. Auch Freundinnen kommen nicht mehr an sie heran. Er isoliert unsere Tochter und sie lässt es mit sich machen. Aus dem fröhlichen, weltoffenen Mädchen ist eine ernste, unglückliche, einsame Frau, die sich ihrem Mann bedingungslos fügt, geworden.
          Zurück geblieben sind traurige Eltern, die sich Sorgen um ihr Kind und ihre Enkelkinder machen und ihre Schwester Bettina, die sich lebenslang Vorwürfe machen wird weil sie nicht versucht hat es zu verhindern. Denn sie wurde von Anna in die heimliche Hochzeit eingeweiht. Und das war das erste Alarmzeichen. Bettina hat sich in den vergangenen Jahren mit vielen ähnlich betroffenen Familien ausgetauscht. Eine heimliche Hochzeit ist immer ein sicheres Zeichen für die Missachtung der Familie und die Vorbereitung der Isolation von der Familie der Frau. Der übliche Weg für eine landesübliche Eheschließung ist die Verhandlung mit der Familie der Braut. Wenn das nicht erfolgt stimmt etwas nicht und sollte dringend hinterfragt werden.

          jenja_18440013

          Auch ich habe eine solche Beziehung durchlebt. Mit meiner ganzen Geschichte möchte ich euch aber nicht langweilen. Letztendlich ist sie ein Abbild der vorherigen Beiträge. Erst im siebten Himmel, dann die Hölle auf Erden. Es läuft tatsächlich immer nach dem gleichen Muster. Nichts davon ist Zufall, auch die erste Begegnung nicht. Viel wichtiger ist die Frage wie es dazu kommen konnte und ob ich mir diese schreckliche Erfahrung hätte ersparen können.


          Alle gut gemeinten Ratschläge habe ich ignoriert und jedes Hilfsangebot abgelehnt. Wenn ich auf vergleichbare Geschichten (und davon gibt es leider mehr als genug) mit meist katastrophalem Ausgang hingewiesen wurde, ging ich immer davon aus, dass es bei mir anders war. Denn wer kannte meinen Partner schon besser als ich (offensichtlich alle). Die Zeit zur Selbstreflektion habe ich nicht bekommen und mir auch nicht genommen. Mein Mann (es fällt mir sehr schwer diese Bezeichnung zu verwenden aber leider ist er es ja noch) war allgegenwärtig. Wenn er nicht bei mir oder ich nicht bei ihm war, telefonierten wir. Mit Freunden oder Eltern habe ich nicht über meine Beziehung gesprochen. Deren Meinung kannte ich ja schon und das wollte ich einfach nicht hören obwohl mein eigenes Bauchgefühl mich oft genug warnte. Ich war nicht ehrlich zu mir selbst und das hat es ihm sehr leicht gemacht mich zu manipulieren und komplett zu vereinnahmen.


          Ich hätte mich einfach mehr informieren und mit Anderen austauschen müssen. Mit wenigen Fragen, die ich mir selbst hätte stellen können und sollen, wäre mir meine Situation bewusst geworden. Aber das habe ich nicht gemacht weil ich es nicht wahrhaben wollte.


          Er hat sich selbst gerne als Märtyrer dargestellt und mir damit ein schlechtes Gewissen eingeredet. Das hat bestens funktioniert. Meinetwegen hat er sich entschieden seiner Heimat den Rücken zu kehren und meinetwegen hat er sich von lieb gewonnenen Menschen und Dingen getrennt. Jetzt musste ich ihm zeigen, dass ich es auch wert war.
          Habe ich ihn darum gebeten? - Nein! Im Gegenteil, ich fand es viel zu früh für gemeinsame Lebensplanung! Er hat es mir eingeredet.


          Er hat nicht um meine Hand angehalten, er hat mich zur schnellen und heimlichen Hochzeit gedrängt und überredet. Trotz meines mulmigen Bauchgefühls habe ich zugestimmt und die Eheschließung über mich ergehen lassen.
          Wollte ich unter diesen Umständen nach so kurzer Beziehung ohne Zustimmung meiner Familie heiraten? - Nein! Ich wollte nach angemessener gemeinsamer Zeit meinen Partner auch kennen zu lernen im Kreis meiner Familie und Freunde heiraten und eine schöne Hochzeitsfeier erleben. Das Vertrauensverhältnis zu meinen Eltern habe ich durch die heimliche Hochzeit für immer erschüttert.


          Als er anfing meine Freizeitgewohnheiten zu beeinflussen habe ich mich nicht gewehrt. Ich durfte wenn überhaupt ohne ihn nur noch mit wenigen Leuten, die er aussuchte, Kontakt halten.
          Wollte ich so leben und bevormundet werden? - Nein! Vor der Beziehung war ich freiheitsliebend (nach der Trennung dann auch wieder).


          Unter seinem Einfluss habe ich meine Familie belogen und meine Freunde vernachlässigt.
          War ich das überhaupt noch selbst? - Nein! Diese Menschen haben mir viel bedeutet. Es hat mir sehr weh getan und ich habe meine Familie damit sehr verletzt und viele Freunde verloren.


          Zu einer gut funktionierenden Lebensgemeinschaft unter gleichberechtigten Partnern gehört neben Liebe auch Achtung und Ehre also Respekt
          Ging mein Mann respektvoll mit mir um? - Ganz klar nein! Respektvoller Umgang bedeutet keinen Druck und kein Zwang aufzubauen und nicht sich den Partner so zu formen, wie man ihn haben oder gebrauchen will. Auch der Umgang mit meiner Familie (heimliche Hochzeit) war alles Andere als respektvoll.


          Keine der vorher beschriebenen Handlungen habe ich freiwillig gemacht. Ich habe mich immer vom ihm dazu drängen lassen. Von Anfang an wurde ich von ihm manipuliert. Alle Menschen aus meinem Umfeld haben das bemerkt. Die Einzige, die das nicht wahrhaben wollte, war ich selbst.


          Warum ließ ich das mit mir machen? - Offensichtlich hatte ich Defizite bei meinem Selbstbewusstsein. Das hat er als perfekter Manipulator schnell erkannt und für sich ausgenutzt. Seine Komplimente und Liebesbekundungen haben mir geschmeichelt und darauf bin ich reingefallen. Mein mangelndes Selbstbewusstsein war sein Erfolg. Er überhäufte mich mit vermeintlicher Zuneigung, redete mir gleichzeitig ständig ein schlechtes Gewissen ein, brach damit meinen eigenen Willen und setzte seine Ziele durch.


          Er hatte aus mir einen anderen Menschen gemacht. Das wurde mir viel zu spät bewusst.


          Als ihm klar wurde, dass ich die Notbremse ziehen und mich von ihm trennen wollte, hat er Stein und Bein geschworen sich komplett zu ändern und sich um 180 Grad zu drehen. Auch das habe ich geglaubt und ihm eine zweite, dritte, vierte und sogar fünfte Chance gegeben.
          Hat er sich geändert? - Nein! Konnte er auch nicht weil kein Mensch sich so gravierend ändern kann. Das hätte mir jeder erfahrene Mensch bestätigen können. Es ist nur weitere Zeit verstrichen. Bereits nach wenigen Tagen oder Wochen viel er immer wieder zurück ins gleiche Muster.


          Mittlerweile habe ich mich von ihm getrennt aber leider viel zu spät. Von meinen früheren Freunden sind mir kaum welche geblieben.


          Sein Ziel hat er erreicht. Er ist in Deutschland. Aber er besitzt mich nicht mehr.


          Ein schlechtes Gewissen habe ich heute nur noch gegenüber meiner Familie, unserem Land und mir selbst. Meine Familie hat unter meinen Eskapaden sehr gelitten und mein Mann (da sag ich es wieder) fällt zurzeit unserem Staat zu Last. Ich selbst habe starke Narben auf meiner Seele und auch die Befürchtung für ihn später noch zur Kasse gebeten zu werden.


          Meine Bedenken wurden stets weggewischt und meine Gefühle ignoriert. Er hat sich selbst als Opfer dargestellt und mich damit zum Opfer gemacht. Während der gesamten Beziehung wurde ich von ihm emotional erpresst. Aber ich habe es mit mir machen lassen und war auch ein leichtes Opfer. Das habe ich mir selbst zuzuschreiben weil ich keine Informationen an mich heran gelassen und weder auf gut gemeinte Ratschläge erfahrener Menschen noch auf mein anfängliches Bauchgefühl, gehört habe.

            Er hat mich während eines Marokko-Urlaubs einfach angesprochen. Ausschlaggebend waren neben meiner europäischen Herkunft sicherlich auch meine langen, blonden Haare. Marokkaner schmücken sich gerne mit blonden Frauen. Er hat mich dann auch wie eine Trophäe in seinem Freundes- und Bekanntenkreis vorgeführt. Das hat mir damals sogar geschmeichelt. Heute weiß ich, eine Frau als gleichberechtigte Partnerin wird geliebt, eine Trophäe besitzt man. Dieser Mann hat mich besessen. Bei unserer ersten Begegnung war ich 24 und er 29 Jahre alt. Das ist jetzt gute drei Jahre her.

              ai_18454549

              Er hat mich während eines Marokko-Urlaubs einfach angesprochen. Ausschlaggebend waren neben meiner europäischen Herkunft sicherlich auch meine langen, blonden Haare. Marokkaner schmücken sich gerne mit blonden Frauen. Er hat mich damals auch wie eine Trophäe in seinem Freundes- und Bekanntenkreis vorgeführt. Das hat mir damals sogar geschmeichelt. Heute weiß ich, eine Frau als gleichberechtigte Partnerin wird geliebt, eine Trophäe besitzt man. Dieser Mann hat mich besessen. Bei unserer ersten Begegnung war ich 24 und er 29 Jahre alt. Das ist jetzt drei Jahre her.

              jenja_18440013

              Mit Sicherheit kein Einzelfall. Auch meine Tochter hat sich vor über 10 Jahren (damals war sie 30) einen Tunesier eingetreten. Alles, was du schreibst, kenn ich nur zu gut. Bis zur völligen Kontaktsperre war alles vertreten.
              Hier noch was zum Lesen


              https://www.1001geschichte.de/

              Nein es ist leider überhaupt kein Einzelfall. Nach meinem Erlebnis möchte ich betroffenen Frauen helfen und bin seit mehr als einem Jahr zu diesem Thema beratend tätig. Aber das ist frustrierend. Zu mir kommen immer nur die Eltern, Geschwister oder Freundinnen der Frauen. Die Betroffenen selbst lehnen jede Hilfe ab. In keinem einzigen Fall konnte ich die Frauen früh genug aus den Fängen einer solchen Beziehung befreien. Wie ich es von mir selber kenne denken die betroffenen Frauen immer „bei mir ist es anders“. Oft schon nach wenigen Monaten sitzen sie dann wieder vor mir. Aber dann ist es meistens schon ein Fall für Juristen und ich kann nur noch trösten.

                della_18452163

                aber wieso weißt du das erst jetzt?
                ist dir das früher nicht komisch vorgekommen?
                ich mein es gibt soooooo viel fälle.
                würde mir das passieren wüsste ich sofort dass ich da nicht drauf einsteige :roll:


                vor allem wenns vom typ her nicht passt....
                meist sind es ja noch dazu "dicke" frauen die sonst keinen bekommen... und plötzlich hat sich ein athletischer attraktiver kerl in sie verliebt ... hmmm :FOU:

                  ai_18454549

                  Mein Mann war unglaublich charmant. Wenn er mich anhimmelte glaubte ich ihm alles und konnte mich seinem Einfluss nicht entziehen. Ich habe meine Interessen komplett zurück gestellt und bemerkte gar nicht, dass ich manipuliert wurde. Das berichten alle Frauen, die irgendwann wach werden.