Hallo,
ich schreibe hier, weil ich wirklich nicht mehr weiß, was ich tun soll und auf den Rat von unvoreingenommenen Menschen hoffe.
Zu mir, ich bin männlich, 26 Jahre alt und seit 2 Jahren in einer festen Beziehung. Ich bin sportlich sehr aktiv, sehe, so wird mir gesagt, ganz gut aus.Im letzten Jahr habe ich meiner Freundin einen Antrag gemacht. Unsere Familien sind beide mehr als wohlhabend, wir könnten uns quasi auf die faule Haut legen, für uns wäre gesorgt. So leben wir also mit Mitte 20 bereits im Eigenheim.
Natürlich liegen wir nicht auf der faulen Haut. Ich habe nach meinem Studium im Unternehmen ihres Vaters begonnen und hatte dort sogar eine Führungsposition. Sie selbst arbeitet dort im Marketing, plant jedoch, auszusteigen und bei einem befreundeten Unternehmen über Kontakte ein wenig eigene Karriere ohne familiäre Unterstützung zu machen.
Bis vor einem Jahr stand im Raum, dass ich das Unternehmen meines Vaters übernehmen soll, bis sich meine Schwester dazu entschloss, es weiterzuführen.
Das war für mich ein Wendepunkt. Ich habe mich zu einem zweiten Studium in einem völlig anderen Bereich entschlossen. Ich habe die Stelle aufgegeben. Es kam zu einen großn Streit mit meiner Freundin, die das alles gar nicht verstehen konnte. Sie fühlte sich und ihre Familie förmlich beleidigt. Erst der Antrag und der Umzug ins Eigenheim sorgten wieder für gute Stimmung. Seither sehen wir uns viel weniger, da ich an der Hochschule bin, während sie arbeitet. Sie ist gänzlich unsportlich, womit ich fast meine ganze Freizeit aufwende. Trotzdem, ich liebe sie ja und alles war gut.
Bei öffentlichen Auftritten, die häufig sind, da unsere Eltern viel Präsenz auf Firmevents diktieren, werde ich immer um diese wunderschöne Frau an meiner Seite beneidet. Sie hat Traummaße und lange blonde Haare und ein schönes Gesicht. Sie schminkt sich gern und betont stilsicher ihre tolle Figur.
Wer bis hier hin überhaupt durchgehalten hat, der fragt sich sicher, was ist eigentlich sein Problem? Das frage ich mich zwischenzeitlich auch, alles ist perfekt und ich müsste so glücklich sein, aber ich bin es nicht.
Warum? Wie ich ja sagte, ich habe ein neues Studium begonnen. Frei von diesem ganzem Wirtschaftskram habe ich endlich etwas, dass mich wirklich interessiert. So habe ich sogar die Kraft, diesen neuen Weg gegebüber dem Unverständnis meiner Familie und meiner Verlobten durchzusetzen. Also war nach wie vor alles gut, bis diese andere Frau meine Welt völlig auf den Kopf stellte.
Sie studiert mit mir zusammen, wir haben uns in einer Lerngruppe direkt zu Beginn kennengelernt und viele Vorlesungen und Arbeitsgruppen miteinander. Eigentlich sind wir von Beginn an eine ganze Clique und sie ist ein Teil davon. Um meine Welt so zu verdrehen hat sie auch eine ganze Zeit gebraucht. Sie kleidet sich sehr sportlich und zeitgleich sehr unscheinbar, schminkt maximal ihre Augen. Sie hat kurze Haare, was ich bei Frauen bisher gar nicht mochte und ist ziemlich klein. Also fiel sie mir optisch zuerst gar nicht auf. Je mehr ich sie kennenlernte, desto mehr begeisterte sie mich. Sie ist intelligent, witzig und fast immer gut gelaunt. Selbst, wenn sie es nicht ist, lächelt sie und sagt immer genau das Richtige zur richtige. Zeit. Sie verdrehte mir so völlig den Kopf, dass ich auch optisch all das, was ich vorher gar nicht attraktiv fand, total süss finde. Selbst, dass sie fast 11 Jahre älter ist, macht mir nichts aus.
Wir haben viel Zeit, auch privat, miteinander verbracht, da wir in der vorlesungsfreien Zeit sogar miteinander trainiert haben. Ich fühle mich von ihr total verstanden. Nicht, dass ich das bisher nicht wurde, aber das ist eine neue Dimension. Ich bin total verliebt in diese Frau.
Und nun kommts: Sie hat Kinder und ist verheiratet. Das habe ich erst durch die Clique erfahren. Als ich sie darauf ansprach, lachte sie und meinte, dass sie dachte, ichh wüsste das und entschuldigte sich total süss, es nicht extra thematisiert zu haben. Alle anderen in der Clique waren erstaunt, dass ich das nicht wusste, sie würde doch so oft von ihren Kindern sprechen. Von ihrem Mann spricht sie allerdings nie.
An einem Abend fuhr ich unter dem Vorwand, dringend Notizen einer Vorlesung zu benötigen, zu ihr. Sie war erstaunt, da ja ein anderer Kommilitone viel näher bei mir wohnt, freute sich aber und, wie ich es empfand, flirtete ein wenig mit und lud mich spontan zum Essen ein. Dieses Essen gemeinsam mit ihr und ihren Kindern (ihr Mann war auf Geschäftsreise) war wunderbar. Ihre Kinder sind so niedlich.
Wie ihr lest, es ist um mich geschehen. Ich schlafe schlecht. Jedes Mal, wenn meine Verlobte mit neuen Plänen für unsere Hochzeit im nächsten Jahr ankommt, fühle ich mich ertappt, als hätte ich sie betrogen, dabei ist ja noch gar nichts geschehen. Seit kurzer Zeit drängt es mich, ihr die Wahrheit zu sagen. Am liebsten würde ich morgen ausziehen. Wir hatten seit einem halben Jahr auch keinen Sex mehr. Küssen blocke ich ebenfalls ab, so "gut" es geht.
Ebenso sehr brennt es in mir, ihr, die so unperfekt und doch perfekt für mich erscheint, meine Gefühle mitzuteilen. Aber was dann? Ich erhoffe mir nichts, dennoch träume ich von ihr, ihrer Nähe, ihren Augen, höre ihre Stimme, ertappe mich bei dem Gedanken an eine gemeinsame Zukunft. Ich will sie, mit allem. Mit den Kindern. Ach je. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.