Puuuh, also hat es mich erwischt. Jetzt bin ich Mitglied im Kreise derer, die in Foren sich herumtreiben, weil sie nicht wissen, was sie tun und denken und fühlen sollen, nach dem Seitensprung des geliebten Partners.
Zum Lachen eigentlich. Hier also meine leicht ironisierte Einschätzung meiner selbst und der Dinge die geschahen:
Ich bin ein Mensch, der sich stets für das weibliche wesen, die weibliche Art und Eigenart und dementsprechende Hintergründe bemüht hat. Bin Frauenkenner durch offene und unverbindliche Art. Habe hinter die Kulissen gesehen, mit Feministinnen mich verbündet, aktiv in dieser Szene gearbeitet, man mir sogar eine Doppelaxt tätowiert. Kenne mich in Beziehungsdingen aus wie kaum ein anderer. Bin total engagierter Vater und treusorgender Ehemann. Fürsorge und Respekt, Loyalität und klischeefreies miteinander waren meine Doktrin. Zärtlichkeit und Liebe, Toleranz und Tiefe gab ich weiter und lebte das. Tauchte ein in die weibliche Welt um zu verstehen. habe aufmerksam gelernt, wie der weibliche Körper funktioniert, wo seine Tücken liegen, debattiere mit Müttern über Dammriss und ausfluss und gebe Rat bei PMS. Lebe feminine Sexualität, nehme mich zurück und brenne Feuerwerke ab.
Bin belesen und dabei nicht langweilig, habe Humor und Menschenkenntnis. Sehe dabei nicht einmal schlecht aus, für 40 Jahre. Habe unendlich Lebenserfahrung dadurch, dass ich nichts je ausließ, immer den schwereren Weg wählte, zuhören kann und ein wertvoller Ratgeber bin. Habe die seltene Fähigkeiten mich in fast jeden hineinzuversetzen um seine/ihr Intentionen nachzuvollziehen. Habe Feingefühl und Gespür, merke sofort wenn "etwas im Busch ist." Kann ganz sensibel auch solche Themen anschneiden, die andere verletzen. Ich liebe meine Frau und bin treu wie ein Hündchen. Nach zwei Beziehungen war ich es, der meiner Frau ihren sexuellen Befreiungsschlag ermöglichte, hatte sie doch noch nie einen Höhepunkt erlebt mit den Männern zuvor.
Meine Frau war glücklich ein solch tollen Mann zu haben. Sie merkte den Neid der anderen und sprühte vor Eifersucht, wenn ich, wie leider so oft, für Tage beruflich weg war. Sie kontrolliert mein Handy und meinen Account, stets auf der Spur nach Widersacherinnen. Nahm ich amüsiert zu Kenntnis. Sie wurde irre, wenn ich mich nicht meldete von unterwegs oder gar nicht ans Handy ging. Dann malte sie sich einen ganzen Horrorfilm aus. Unsere Zwillinge waren die Krönung des privaten Glücks...alles also super tutti paletti. Wir sind jetzt 6 Jahre zusammen und drei Jahre verheiratet. Leben im Wohlstand, die Kinder sind gesund und einfach spitze, ein Haus, die Firma...man, was für ein Leben. Zwar viel Arbeit aber beide an der selben Sache, was auch mehr verbindet als trennt.
Für mich war Sexualität stets und immer etwas, was Mann und Frau miteinander teilen im wahrsten Sinne des Wortes. Etwas..naja..Heiliges irgendwie. Ein Bereich, in dem die Liebenden sich so nah sein konnten wie sonst nicht. Ineinander sein konnten, mehr Nähe und gelebte Liebe geht nicht. Ein Ort sozusagen, der nur den beiden vorbehalten ist. Klar geht es auch um die Qualität, machen wir uns nichts vor, nicht alles ist so philosophisch wie es sich jetzt hier liest...aber Qualität ist auch eine Frage der gegenseitigen Wertschätzung und Liebe. Geben statt Nehmen, Nehmen um dem anderen das geben zu ermöglichen, Einklang und Harmonie, Respekt der Grenzen und der gelebte Wunsch, den anderen glücklich zu machen. Das ist für mich der Kern.
Jetzt gab es plötzlich einen anderen Mann. der war auch nett und einfühlsam. der war mir ähnlich ( Ihr habt soooviel gemeinsam....) Der konnte mit den Kindern gut und der hat sich Hals über Kopf in meine Frau verliebt. Kann passieren. Der tauchte ein und schnupperte an unserer heilen und gefühlsbetonten, offenen und ehrlichen Welt. Und war begeistert. Das wollte er auch haben, so wollte er auch leben. Das kannte er nicht.
Und er outete sich meiner Frau und somit auch mir gegenüber. Verliebt bis zum Dorthinaus. Gut, dachte ich. Kann ich ja verstehen. Kann passieren, da kann er nix dafür. Man kriegt ja auch nicht aus eigenem Antrieb einen Schnupfen. Für mich war klar, dass meine Frau das alles hier nie aufs Spiel setzen würde, zumal sie mir das ja versicherte stets und unaufgefordert.
Eine Frage jedoch quälte sie. Der Mann war so nett und so liebenswürdig. er ist ein maskuliner Typ, sensibel trotzdem, beruflich erfolgreich und erfahren. Sieht ganz gut aus zudem. Sie hatte Möglichkeiten, sein wesen mit dem meinen zu vergleichen und kam zu dem schluß: "Hey es gibt ja noch mehr tolle Männer als nur meinen"
Bis hierhin soweit ok, auch für mich auch wenn es anfing zu zwicken und ich anfing mir Sorgen zu machen. Offene Gespräche gaben mir aber das Gefühl, es sei alles in Ordnung.
Neugierde ist eine starke Triebkraft beim Menschen und eine Frage quälte meine Frau: Ist mein Mann wirklich der einzige, der mir einen Höhepunkt verschaffen kann? War meine sexuelle Befreiung nur auf ihn bezogen oder hat mein Mann ( also ich) mich gänzlich von dem Fluch befreit?
Neugier versus Treue....die Neugier siegte und meine Frau schlief mit ihm während ich in Skandinavien unterwegs war.
Ich dachte, ich könnte damit gut umgehen, weil ich ja, wie oben beschrieben mich gut einfühlen kann und auch alle Intentionen verstehe. Aber Pustekuchen. Als sie es mir sagte nach meiner Rückkehr vorgestern, brach meine Welt zusammen und ich erstickte fast an Depressionen. Ich bin von der Rolle, neben mir, totunglücklich, das ganze Programm. Ein Alptraum, die Hölle. Nur wegen eines Seitensprungs, der zudem das Ergebnis brachte, dass sie sich den Test getrost hätte sparen können.
Ich habe soviel Ehen und Beziehungen zerbrechen sehen....und meine Lebenserfahrung sagt mir, dass das auch bei uns nun angefangen hat....ja, NUR dadurch. Das tut unendlich weh, entzieht das Urvertrauen, entweiht das Heiligste was eine Beziehung hat. So empfinde ich das. Das Schlimme ist...ich kann hier im Forum nichts erfahren, was ich nicht schon weiß...aber verdammt, es tut gut darüber zu reden.
Keine Ahnung was nun wird...keine Ahnung was richtig und falsch ist. Der Supermann ( siehe oben ) ist nur ein klines Kind, was hilflos dasteht und dessen Urvertrauen zum Herrn ist und das so traurig ist, dass es nicht mal mehr weinen kann.
Bernie