Ach wie fang ich bloß am besten an.


Bis vor einigen Jahren war ich so ein gelassener Mensch. Ich hätte schwören können, dass ich eine ganz tolle Frau bin wenn es um Beziehungen geht - so rücksichtsvoll, verständnisvoll und locker. So selbstbewusst und gerade dadurch so unendlich angenehm zu handhaben. Keine großen Ansprüche, Forderungen oder Regeln - nur ein Fan von Liebe, Treue und Ehrlichkeit.


Meine letzte Beziehung hat mich hierbei etwas zerrüttelt. Gerade weil meine Ansprüche nicht die größten waren, war ich mit einem Mann zusammen, den die meisten Frauen nicht einmal mit dem Arsch ansehen würden. Er war klein, nicht der schönste, völlig unerfahren und unreif, unselbstständig, arbeitslos, ziel- und orientierungslos, verschuldet - eigentlich so ziemlich alles, was man sich nicht von seinem Freund wünscht. Doch ich stand mitten im Leben, mir ging es gut, vielleicht hab ich mich deshalb in eine Beziehung mit so einem kaputten Menschen gestürzt. Ich wollte ihm die Freuden des Lebens zeigen, hab ihn schnell bei mir einziehen lassen, ihm ein unglaublich schönes Leben beschert, ihn finanziell unterstützt und ihm - jede seiner Lügen abgekauft. Anfangs dachte ich, ein Mensch in seiner Lage, könne innerlich nur "gutherzig" sein, da er sich ja sein ganzes Leben lang nach Liebe gesehn hat. Aber der Schein trügte gewaltig.. er gaukelte mir lange vor, ein Konto zu haben, welches er nur noch nicht öffnen konnte um seine Schulden auszugleichen, erzählte mir von seiner schrecklichen Familie und wie grausam seine Mutter mit ihren Kindern umsprang. Von einer verrückten Exfreundin, die immer wieder vor seiner Tür stand weil sie mit der Trennung nicht zurecht kam und von korrupten Begebenheiten, wie zB.. dass ihm seine Mutter mit dem Rauswurf drohte, wenn er nicht sämtlichen Verdienst aus dem Beruf abdrückte. Er nannte es selber eine Teufelsspirale, aus der er nicht raus kam. Dass er so gern selbstständiger wäre, ausziehen würde, sich zu einem guten Mann machen würde der eines Tages eine Familie ernähren kann, aber dass es nicht funktionieren würde, da ihm seine Mutter ständig die finanziellen Mittel nehmen würde und er sonst auf der Straße sitzen würde.


In den darauffolgenden 1 1/2 Jahren durfte ich feststellen dass nichts von alldem richtig war. Ich lebte mit einem Mann zusammen, der in seinem ganzen Leben nie gearbeitet hatte, sowohl seiner Mutter - als auch mir im Anschluss auf der Tasche saß. Er beklaute mich, belog mich und bedrohte mich nach der Trennung mit dem Tod, sodass sogar die Staatsgewalt bei mir täglich ein- und ausging, weil selbst mein Freundeskreis Angst hatte, vor diesem Menschen, der "ohnehin nichts zu verlieren hatte".


Ich lebte dann also allein, lernte nach einiger Zeit wieder jemanden kennen. Jünger, wohnte weit weg, aber er gab mir ein gutes Gefühl. Dieses "Ich verstehe nicht wie dir ein Mensch jemals sowas antun konnte"-Gefühl, auf das mein Herz so sehnsüchtig wartete. Nach einiger Zeit führten wir eine Beziehung - und diese lief, aus meiner Sicht betrachtet sehr gut. Was ich anfangs nicht wusste ist, dass er mit der Entfernung dieser Fernbeziehung nicht klar kam und sich einredete, dass es ohnehin nicht funktionieren könne, auf solch eine Distanz. Dadurch versuchte er in den ersten Wochen seine Gefühle zu mir abzustellen und betrog mich - zwar nicht "real", jedoch über Whatsapp. Mit eindeutigen Bildern und Verleumdung meinerseits. Hardcore. Ich hatte damals zum ersten Mal in meinem Leben das Bedürfnis zu "schnüffeln", weil ich merkte dass etwas nicht stimmt. Vermutlich kam dieses Misstrauen noch von meiner alten Beziehung, in der ich sah, dass Männer sehrwohl grandiose Lügner sein konnten. Ich wurde bestätigt, als ich Nachts in sein Handy sah. Ich hab ihn direkt geweckt, natürlich massiv geweint - und er kämpfte um die Beziehung und beteuerte mir dass da nichts weiter gewesen wäre und es ihm so unsagbar Leid täte. Dass er einfach Panik hatte wegen der Entfernung und alles tun würde, damit ich bleibe. Im Anschluss folgte am nächsten Tag ein Gespräch mit seiner Mutter, die mich schon sehr ins Herz geschlossen hatte - und die mir erzählte, dass er ein Spätreifer Mensch sei, der in Beziehungen noch lange nicht die Erfahrung gemacht hat, die ich gemacht habe. Dass er diese Grenze überschritten hat aber sie weiß, dass ich für ihn die Eine bin. Dass sie mich anfleht, ihm diese Chance zu geben, wenn ich es schaffen könnte ihm zu verzeihen, weil sie weiß, dass ihr Junge mich abgöttisch liebt und so einen Fehler, nachdem er gesehen hat was auf dem Spiel steht, nie wieder tun wird.




Wochen folgten. Er ging nicht mehr mit seinen Kumpels in Discotheken, sondern blieb lieber zuhause und telefonierte mit mir in Skype. Er gab mir sein Passwort für Soziale Netzwerke, zeigte mir immer wieder wer in Whatsapp schrieb, meldete sich stets wenn er nachhause kam, oder morgens aufstand, wenn er schlafen ging, ja sogar wenn er sich nur etwas zu essen holte. Manchmal dokumentierte er seine Schritte mit Fotos, damit ich wusste, dass nichts seltsam ist.


Dafür bin ich ihm bis heute dankbar - das war vermutlich der Grund weshalb ich ihm verzeihen konnte.


Jedoch, lebe ich seitdem hinter einer Maske. Meine Eifersucht ist unendlich. Wenn er in Facebook online ist, ohne sich zu melden, sind da tausend Bilder in meinem Kopf, was er gerade anstellt. Wenn er in Whatsapp schreibt, ohne sich zu melden, frage ich mich instinktiv ob es wieder eine Chatsex-Bekanntschaft aus seiner Umgebung ist, oder eine Ex, oder eine von denen, mit denen er nur geschlafen hat. Jede davon geographisch in unmittelbarer Nähe - und ich, so unendlich weit weg.


Ich hacke dann meistens nicht nach. Wenn er sich tagsüber nur sporadisch meldet, erinnere ich mich direkt wieder an den Tag, an dem der Mist gebaut hat. Dann werde ich so unendlich traurig, ja beinahe panisch, weil ich - obwohl er eigentlich ganz normal - wenn auch weniger - schreibt, sofort denke dass etwas im Busch ist.


Manchmal platzt es dann aus mir raus. Dann werde ich selber total komisch, schreib nur noch kurze Phrasen zurück, sodass er direkt merkt dass etwas mit mir los ist. Und wenn ich dann anfange ihm zu sagen, dass es mir so vorkommt als wär wieder irgendwas nicht in Ordnung, dann ist er mit der Situation total überfordert. Innerlich denk ich wirklich, dass er mir treu ist und die Beziehung nicht nochmal aufs Spiel setzen würde - aber ich kann mit meiner Eifersucht einfach nicht umgehen. Ich stehe so unter Druck die ganze Zeit, weil ich so selten ausspreche was in meinem Kopf rum geht - weil ich einfach Angst hab, dass er irgendwann so genervt von meinem ständigen Eifersuchtswahn ist, dass er Scheiße baut, weil er mich nicht mehr aushält.


Ich würde so gern wieder so sein wie früher. Einfach vertrauen können, nicht immer nachsehn ob er online ist. Ich merke ja selber dass ich sowohl mir, als auch meiner Beziehung schade. Es gibt Tage, an denen ich so panisch weine, mich verletzen will, oder einfach nur schlafen will. Ich hab dann Putz-Attacken in der Wohnung, oder kaufe mir Dinge die ich nicht brauche um kurzzeitig abgelenkt zu sein. Ich rauche dann mehr als sonst und immer wieder erwische ich mich dabei wie ich mir an Wochenenden wo wir uns nicht sehen untertags sogar eine Flasche Wein öffne und mit diese bei sämtlichen Aktivitäten in der Wohnung wie einen Schatz mitschleppe. In diesen Momenten rede ich mir ein dass ich trinken muss, damit ich "lockerer" werde - nicht um auf alles zu scheißen - sondern seinetwegen. Damit ich lockerer bin und ihm nicht zeige dass ich eifersüchtig bin, damit er wiederum nicht genervt ist und ich wiederum nicht Angst haben muss dass ich damit alles zerstöre.



Ich bin so ein Wrack geworden! Ich habe damit begonnen mein gesamtes Umfeld zu belügen. Ich habe nie gelogen, zumindest nie bewusst und verletzend. Wenn mich heute eine Freundin anruft und fragt was ich abends mache, dann gaukel ich ihr stets vor dass ich schon jemandem bei irgendetwas helfen müsste. Meine sozialen Kontakte nehmen drastisch ab weil ich niemandem mehr meine Zeit schenke und lieber allein sein will. Wenn meine Eltern mich fragen wie es mir geht und was ich mache, erzähle ich ihnen Märchengeschichten von Shoppingtouren und Wein-Abenden mit meinen Mädels, wobei ich eigentlich nur weinend zuhause kauere und mein Handy auf lautslos stelle, damit mich in diesen Phasen keiner sieht und stört.


In der Arbeit, bin ich so "glücklich". Zuhause, bin ich so "glücklich". In meiner Beziehung, bin ich so "glücklich". Ich versuche mit allen erdenklichen Mitteln zu verheimlichen dass ich innerlich komplett kaputt bin. Ich war kurzzeitig sogar dabei, mich für eine Therapie anzumelden, kann diese jedoch zeitlich nicht mit meiner Arbeit vereinbaren. Und würde ich das machen, würde sofort auffallen dass bei mir eben icht alles okay ist. Ich hab in den vergangenen drei Jahren soviele Dinge getan die mir peinlich sind - mir Schnittwunden zugefügt, an Stellen die Menschen nicht sehen. Ich bin keine Aufmerksamkeitsgestörte Persönlichkeit. Ich will nicht öffentlich zeigen dass ich Hilfe benötige. Aber ich denke, ich würde sie dringend brauchen.



Wie komme ich denn bloß aus diesem Tief wieder raus?
Ich kenne dieses eifersüchtige Verhalten nicht so gut wie ichs gern würde. Wie stelle ich das wieder ab? Wie schaffe ich es wieder "die Alte" zu werden? Die, die ich leiden konnte - anstatt die, die ich mir schönsaufen muss?



Bin um jeden Tipp dankbar!

Doch doch, absolut!
Der Gedanke einer Trennung war schon häufig da. Aber meine Gedankenwelt macht mir da einen ganz dicken Strich durch die Rechnung. Das schlimme an der Sache ist halt, dass ich innerlich wirklich fest daran glaube, dass dieser Mist den mein Freund gebaut hat eine einmalige Sache war und er daraus tatsächlich gelernt hat. Es war der erste "Ausrutscher" in seinem Leben - und er gibt sich ja wirklich viel Mühe diesen wieder gut zu machen. Ich denke, wenn ich wieder die Frau werde die ich war, dann könnte die Beziehung wirklich funktionienren. Ich gebe ihm gar nicht die Schuld dran, dass ich unglücklich bin, auch wenn er mir weh getan hat. Ich sehe die Schuld eher an mir - weil ich mittlerweile halt so "ticke".


Mich zu trennen, Hilfe anzunehmen und irgendwann wieder "neu zu starten", macht mir panische Angst. Weil ich bei jeder neuen Bekanntschaft keine solche Last überwunden hab und wieder die Angst hätte, belogen oder betrogen zu werden. Das Vertrauen in die Menschen fehlt, welches ich bei ihm habe, obwohl mein Kopf mir oftmals etwas anderes sagt.


Verzwickt!

Ich nehme deinen Beitrag nicht bös,
ganz im Gegenteil. Ich hab meinen Eingangspost verfasst, weil ich unter anderm auch auf "kritische" Beurteilungen gehofft hab. Noch im Sommer diesen Jahres, hab ich meine Depressionen auf mein Umfeld geschoben - mittlerweile bin ich wenigstens so weit, dass ich erkannt hab dass der Ursprung zwar in meinem Umfeld, das Problem ansich aber bei mir selbst liegt.


Das mit der Mutterrolle gibts vielleicht sogar ein wenig Sinn. Laut diversen Studien soll es ja so sein, dass Menschen die Charakterzüge annehmen, die ihren Eltern gut getan hätten. Ich hatte zwar eine schöne Kindheit, aber es hat mir dort immer an Aufmerksamkeit gefehlt. Vielleicht suche ich wirklich gezielt nach Menschen, denen ich meine ganze Liebe in allen Facetten schenken kann, in der Hoffnung ihnen das Gefühl zu vermitteln, welches ich früher vermisst hab.


Mein "Spätzünder", ist zum Beispiel immer noch jemand, der Zeit nicht schätzt. Er schläft an freien Tagen bis in den Nachmittag - ich selber, hab schon eine innere Uhr die mich Vormittags weckt. Dann nutze ich all die Zeit, in der er schläft, um meinen Arbeiten nachzugehn. Einkauf, Haushalt, Verpflichtungen. Innerlich, da wünsche ich mir zwar, dass er wenigstens einmal für mich aufstehen würde - nur um mit mir zu Frühstücken. Ich hab schon vor langer Zeit aufgehört mir Romantik zu wünschen - natürlich wäre es ein Herzenswunsch wenn er sogar einmal vor mir aufstehen würde und mir Kaffee ans Bett bringen würde, einfach, um mir ein Lächeln zu schenken. Aber ich weiß, dass er nicht so tickt - und ich weiß, dass ich ihn nicht ändern und formen darf. Ich liebe ihn auch wirklich so wie er ist und akzeptiere seine "plumpe" Art am Morgen. Nur... vermutlich hätte ich ihm schon oft sagen können dass ich mir so etwas wünsche. Ich hätte ihn schon oft wecken können, um ihm zu sagen dass er mir beim Einkauf helfen soll. Aber dann sehe ich ihn schlafend im Bett und merke wie ruhig und friedlich er ist. Und dieses Gefühl will ich ihm dann nicht nehmen - vermutlich auch - wie es seine Mutter tun würde.


Zum einen denke ich mir manchmal, ich sollte mehr an mich selbst denken. Zum anderen denke ich aber, ich denke bei meinen Taten ohnehin an mich. Ihn zufrieden und glücklich zu sehn ist mein schönstes Geschenk. Er braucht sich nicht immer zu bedanken, oder mir Geschenke zurück zu geben, mich überraschen oder mir extrem viel Aufmerksamkeit schenken. Solange ich das Gefühl hab, dass er sich bei mir geborgen fühlt.



Und dann kommen die Momente in denen diese Fassade bricht. Die Momente, in denen ich wieder an die Vergangenheit erinnert werde und plötzlich alles in Frage stelle. Die Beziehung, mein Vertrauen, meine Vergangenheit und Gegenwart. Dann werde ich sentimental, emotional, weinerlich - ohne einen ausschlaggebenden Grund. Und damit gefährde ich dann alles, was ich sonst so hüte. Aus der stets gepflegten Beziehung (das klingt jetzt nach "Arbeit" - ist es aber nicht), mache ich innerhalb weniger Minuten ein Trümmerfeld, weil ich wegen vergangenen Dingen weine, zerbreche, verzweifel - und ihn damit wieder aus dieser "schönen" Fassade rausdränge.



Ich sehe so viele Probleme an mir und weiß einfach nicht, was es ist, dass ich so reagiere. Ein Aufmerksamkeitsdefizit, das ich mir selbst ausrede? Eine schizoide Persönlichkeitsstörung, in der ich einfach zwiegespalten zwischen meinen Charakterzügen wechsel? Eine Psychose, aufgrund meiner Vergangenheit, die mich Schubweise einholt? Oder vielleicht nur ein Mutterkomplex, aufgrund fehlender Aufmerksamkeit in meiner Kindheit?


Ich versuche es rauszufinden. Aber die Gedankenstraße in meinem Kopf ist mittlerweile eine fünfspurige Autobahn geworden - und ich weiß nicht welche der Gedanken richtig und welche komplett falsch sind.

    an0N_1192793199z

    Hm...
    schizoid (soweit ich das aus den paar Zeilen sagen kann) wahrscheinlich nicht, zumal das mit Wechsel zwischen Charakterzügen nicht viel zu tun hat. Schizoid sind (*sehr* grob vereinfacht) Menschen, die sich allein wohler fühlen als in Gesellschaft.


    Ich hatte ähnliche Gedanken wie mathilda zu Deinem Post, habe es mir aber gespart die zu schreiben, weil die meisten, die so etwas posten, eher Bestätigung als Kritik suchen. Freut mich, jemanden zu finden, bei dem das anders ist!


    Das was mathilda schreibt, trifft sich auch mit dem, was Du schreibst - Deine Erfüllung in einer Beziehung liegt darin, dass er glücklich ist?
    Hmpf. Das eigene Glück über einen anderen Menschen zu definieren, kann und wird nie funktionieren.


    Wenn Du Depressionen hast, gehören ständige und auch absolut fundamentale Zweifel an schlichtweg *allem*, Unsicherheit, Verwirrung usw. zu den Krankheitsymptomen. Ebenso, dass man alles viel schlimmer, schwerwiegender empfindet, als es ist - und als man es selbst zu anderen Zeiten sehen würde. Der kleinste Sch*** (pardon) kann einem völlig den Boden unter den Füssen wegziehen - auch das, was "in guten Zeiten" gerade eben für eine hochgezogene Augenbraue gereicht hätte, empfindet man in einer Depression teilweise als unglaublich schmerzhaften Tiefschlag, der die Existenz in Frage stellen kann. Vergiss das nicht. Sehr wahrscheinlich ist es nicht so schlimm, wie Du es fühlst.


    Aber Hey, wenn ich bis zum selbstständigen Erwachen schlafen *dürfte* statt meinen Pflichten nachzugehen, würde ich auch bis 14 Uhr oder so schlafen. Ich schätze die Zeit durchaus, die ich so verbringen kann, weil ich sie nämlich nur 2 oder 3mal im Jahr habe ;) Am Wochenende muss ich mit Wecker aufstehen, weil meine innere Uhr mir einen Vogel zeigt, wenn ich gedenke, vor 14 Uhr aufstehen zu wollen an einem freien Tag. Tatsächlich stehe ich üblicher Weise 7 Uhr am Wochenende auf. Wach bin ich trotzdem nicht vor 9 oder 10.
    Wenn ich arbeiten gehe, stehe ich 4 Uhr auf, 4:15 Uhr, wenn der Mini Schulferien hat. Kostet mich jeden Hauch Selbstbeherrschung, den ich auftun kann. Mein Mann kann ausschlafen, wenn der Kleine Ferien hat. Weisst Du, was passiert? So 5:15 oder 5:30 steht der auf, als wäre das alles nichts, während ich mich wie der letzte Zombie auf Valium durch die Morgen-Routine quäle und das Konzept artikulierter Laute noch nicht so ganz begriffen habe. Was meinst Du, was ich mit den Zähnen knirsche und mir wünschte, er würde ausschlafen, statt um mich rumzufieseln, wo ich ihn um die Möglichkeit dazu so dermassen beneide, auch wenn er mir da hilft, wenn es etwas zu helfen gibt?
    Nun, das ist, wie es ist, so ist er eben, so lange er mit mir nicht um 5:30 über Quantenphysik diskutieren will und mich nicht sonst irgendwie zuschattert, wird davon die Welt voraussichtlich nicht untergehen.


    Er hat auch nicht die Fähigkeit, irgend etwas mal einfach laufen zu lassen, ohne einen Plan zu haben, mal einfach einen Tag zu verschenken, statt ganz vorbildlich irgend etwas tolles zu tun. Da bin ich anders, ich geniesse diese Möglichkeit, wann auch immer ich sie mal habe.
    Die Folge ist, dass ihn die tatsächlichen und gefühlten Pflichten, das Gefühl nicht stillstehen zu dürfen und immer irgendwie "vorwärts kommen" zu müssen, ziemlich Probleme machen, wenn er nicht aufpasst. Und ja, er wird sicher manchmal auch mit den Zähnen knirschen, weil ich da so anders bin - und das sicher aus seiner Perspektive zu oft einfach hängen lasse - genau wie er aus meiner Perspektive zu oft mit Plan und Kontrolle und Effizienz vorrücken muss.
    Das ist in jeder Partnerschaft so ;)


    Damit meine ich jetzt nicht die NoGo's, die ko-Kriterien für eine Beziehung sind, sondern die täglichen Reibungspunkte. Die haben wir alle, auch ohne Depression, ohne Spätzünder, ohne Lügner, ohne ...
    Da geht es nicht darum, dass Du ihn nicht formen darfst, da geht es eher um Deine Reaktion darauf.


    Grob gesehen fallen mir drei Möglichkeiten ein:
    1) Wenn es für Dich ein NoGo ist - dann könnt Ihr keine Beziehung führen und Du musst darauf achten, Beziehungen mit Menschen zu führen, die auch "kompatibel" sind.


    2) Du "nimmst es zu schwer" - weil es sich für Dich im Moment als ein grösseres Drama anfühlt, als es eigentlich wäre. Das kann man ändern, indem man bewusst die eigene Bewertung, Wahrnehmungsfilter usw. angeht.
    Ein Teil davon dürfte Deine Angst sein, dass sich etwas wiederholt, was für Dich ein Alptraum war und tiefe Narben hinterlassen hat - da hört man manchmal "die Flöhe husten", wenn einen etwas an starke Ängste *erinnert* - sei es berechtigt oder nicht.


    3) das ist nur der Punkt, an dem sich etwas ganz anderes entzündet.
    "Dann nutze ich all die Zeit, in der er schläft, um meinen Arbeiten nachzugehn. Einkauf, Haushalt, Verpflichtungen."
    Du bist noch in einer Depression oder gerade erst heraus? Ähm, dann kann es sein, dass Du damit auf geradem Wege auf die nächste zusteuerst. Man hat da manchmal das Gefühl, jetzt alles ändern, alles erreichen zu müssen - und man übernimmt sich hoffnungslos und schiesst sich dabei ab, wenn man es versucht. Oder man war schon immer so, dann kann das dazu beitragen, dass man genau da landet - in einer Depression.
    Wo ist denn in Deiner Liste die Zeit für Dich? Die Zeit zum Seele streicheln, wo Du etwas nur, allein und ausschliesslich für Dich tust und zwar weil Du es tun WILLST, nicht weil es irgendwie für irgend wen und aus irgend einem Grunde wichtig ist? Vielleicht kannst Du da von Deinem Freund lernen, solche "Inseln" einzubauen ist genau so wichtig wie die Pflichten zu erfüllen, gerade wenn man schon eine Depression hinter sich hat. Alles andere führt mit unschön hoher Wahrscheinlichkeit in einen Burn out.
    Ist es vielleicht ein Zeichen, dass nicht nur er die Zeit zu wenig schätzt, weil er sie ganz "egoistisch" für sich nimmt, sondern auch Du die Zeit zu wenig schätzt - weil Du *nichts* für Dich nimmst? Es kann sein, dass Du auf dem Wege bist, Dich zu überanstrengen, psychisch wie physisch. Warnzeichen dafür können auch sein, dass einem verstärkt auffällt, wie "faul" andere sind - weil man so etwas selbst bräuchte, ohne es sich (in dem Masse) eingestehen zu können.

    Suche Hilfe, kommt in den besten Familien vor..
    Ich denke, dass du ein ernstzunehmendes Problem hast und dich an einen professionellen Therapeuten wenden solltest. Ein Forum, indem dir anonym geantwortet wird, wirst du ev. nur laienhaftes und unqualifiziertes zu hören bekommen, wenn nicht sogar verletzendes, was du mit Sicherheit momentan nicht auch noch brauchst

      jim_12130287

      :roll:
      genau das habe ich bisher bei den "professionellen Therapeuten" gefunden.
      Ausschliesslich.
      Hilfe leider nicht.
      Ich würde jedem unbedingt empfehlen, es bei einem Therapeuten zu versuchen, auch bei mehreren, wenn es beim ersten mal nicht funktioniert (warum auch immer), aber bei solchen "weisen" Kommentaren, die das zum Allheilmittel und alles andere zu falschen Wegen machen, kriege ich das :beurk:


      Ja ich bin Laie und kein Fachmann. Ich habe das nicht studiert und keinen staatlich anerkannten Heiligenschein.
      Ich antworte aus meiner persönlichen Sicht auf die Dinge heraus, ich nehme für mich weder in Anspruch objektiv zu sein noch objektiv sein zu wollen.
      Ich habe einfach nur eine Meinung und die schreibe ich und diskutiere ggf. darüber.
      Dazu ist ein Forum da und das ist nicht unbedingt etwas schlechtes.

        an0N_1189750099z

        So kenne ich das auch,
        ich hab nach meiner letzten Beziehung den Schritt gewagt, einen Therapeuten aufzusuchen. Ich hatte ja panische Angststörungen, durch die ständigen Morddrohungen und hab mich nur noch in Begleitung zur Arbeit getraut. Hab damals auch starke Notfallmedikamente gegen Panikattacken bekommen. Allein wenn meine Türklingel ging, hatte ich massives Herzrasen. Ich musste einen Arzt aufsuchen.


        Das Problem dabei war nur, dass ich bei einer Ärztin gelandet bin mit der ich wohl nicht wirklich warm geworden bin. Wir unterhielten uns drei Sitzungen lang über diverse Problemchen in meinem Leben - sie sagte, bevor man die Grundprobleme angeht, solle man die kleinen Ärgernisse aus dem Weg räumen.


        Nach der ersten Sitzung, riet sie mir bis zum nächsten Mal öfter "Nein" zu sagen. Ich solle selbstbewusst, jeder Situation entgegensehen und einfach "Nein" sagen, wenn mich etwas nicht glücklich macht. Hab ich versucht. Hat nicht funktioniert.


        Nach der zweiten Sitzung, riet sie mir meine Arbeit aufzugeben und etwas neues zu suchen. Dabei hat keines meiner Probleme etwas mit meiner Arbeit zutun. Die Arbeit ist eines der wenigen Dinge in meinem Leben, die mir sinnvolle Ablenkung verschaffen. Ich arbeite übrigens mit Zahlen, also lediglich eine Kopf-Arbeit.


        Nach der dritten Sitzung riet sie mir, das Land zu verlassen. Sie sagte, ein Tapetenwechsel ist das einzige das mir wirklich helfen kann. Ein "Neustart", ein "von vorn anfangen", in neuem Umfeld, neuer Gegend, neuen Wohnung.



        Danach hab ich sie nicht mehr besucht.
        Es sind für mich zwei Paar Schuhe, ein Problem zu lösen - oder vor einem Problem davonzulaufen. Sie riet mir zum davonlaufen. Für sowas brauch ich keine ärztliche Hilfe.


        Dieser Moment, in dem ich sah, dass eine Ärztin mir diese Möglichkeit als "einzige Möglichkeit" präsentierte, hat mich psychisch vermutlich nochmal einige Schritte zurückgeworfen, anstatt mir weiter zu helfen.

          an0N_1192793199z

          Oh ja
          Job kündigen wurde mir auch geraten.
          Meine Familie verlassen (ich war aus anderen Gründen da) wurde mir geraten, auch so ein "Tapetenwechsel".


          Nun, ich habe den Rat befolgt und gekündigt. Erschien mir so, wie es erklärt wurde, in diesem Moment (warum auch immer) durchaus logisch und sinnvoll. Zu einem Zeitpunkt, wo ich gar nicht fähig war, mir einen Job zu suchen, geschweige denn, den auszuführen.
          Fein, in einer Situation, wo ich völlig am Boden lag, auch noch in Hartz IV zu fallen, hat mir wirklich *sehr* geholfen, ich bin sehr froh, dass ich professionelle Hilfe hatte, statt Laien zu fragen.


          Meine Familie habe ich nicht verlassen, mein Mann hat es geschafft, mir zu erklären, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage war, Entscheidungen zu treffen, die langfristige Folgen haben. Er hatte Recht. Hätte ich das auch noch gemacht - ich wäre noch tiefer gefallen nach dem Aufwachen.


          Das mit den v"erletzendem zu hören bekommen" habe ich auch erlebt. Bei zwei Therapeuten. Vollkommen indiskutabel, denn ich meine keinesfalls so etwas wie "unangenehme Wahrheiten". Unqualifiziertes auch.
          Bei sehr viel mehr als einem Therapeuten.

          Seit gestern..
          sind wir getrennt. Schaffe dieses Leben nicht mehr.
          Werde heute noch zur Hausärztin gehn und hab am Dienstag meinen Vorstellungstermin in der Landespsychiatrie.

          Hallo!
          Was dir passiert ist tut mir sehr leid! Ich möchte dir sagen, dass ich in einer ähnlichen Situation war.
          Mein Exfreund war auch so: Er hat nie wirklich gearbeitet, hatte Schulden und ich dachte auch: Der muss doch so unglaublich dankbar sein an meiner Seite, da er durch unsere gemeinsame Situation eine Chance hat.


          Das hätte ich auch nie raushängen lassen. Auch innerlich ist es für mich selbstverständlich, dass ich stillschweigend einfach gebe.
          Aber als dann Forderungen kamen wie: Schreib mich mit in dein Eigentum ein und leih mir Geld... da hörte es für mich auf.
          Gut, ich denke nicht dass er mich groß anlog, betrog. Dieser Aspekt fiel also weg.


          Dein gesamtes Wertesystem wurde zerrütet. Das du auf so einen Menschen getroffen bist, hat dich in deinen Grundfesten erschüttert.
          Es ist gut, dass du dir Hilfe holst. Denk einfach dran: Dir wird es bald besser gehen.


          Es gibt Menschen, die grundehrlich sind, auf die wir uns verlassen können und die nicht enttäuschen. Du musst lernen dieses Vertrauen wiederherstellen zu könnnen, auch wenn du zweimal enttäuscht wurdest. Das gehört zum Leben dazu, aber es sind nicht alle so!


          Hast du nicht einen Menschen, dem du grundlegend vertraust? Mensch du hast doch Freunde. Gaukel doch nichts vor. Nimm dir doch einfach mal so schnell wie möglich die dir nahstehendste Person und erzähl ALLES. Es kann dir ungemein helfen. Das ist total wichtig. Dadurch wird sich für dich innerlich für dich schon einiges relativieren.
          Es hinterlässt wirkliche Verletzungen an so jemanden zu geraten. Aber du musst mit jemandem sprechen.


          Deinen Thread sollte man glatt mal als Link verwahren für all die bescheuerten Tussen, die seit Jahren einen Geliebten Verheirateten Mann haben und hier Hilfe suchen, weil sie ja ach so arm dran sind. Was sie damit bei den Betrogenen anrichten interessiert diese Besagten ja Null und gar nicht. Das habe ich noch nie kapiert.

            an0N_1291698499z

            Danke
            für deine Worte.


            Ich war heute Vormittag beim Arzt, um Medikamente zu holen die mich die Zeit bis zum Vorstellungsgespräch in der Psychiatrie am Dienstag nächste Woche überbrücken lassen. Meine Kraft ist seit gestern um 22:58 zuende. Ich habe mir in den vorherigen Stunden 80 Tropfen Valium gesteckt, nach und nach, jede halbe Stunde etwas mehr, weil ich den Gedanken mich endlich umzubringen nicht mehr aus dem Kopf bekommen hab.


            Infolge dessen, habe ich die ganze Nacht gekotzt. Zwei Stunden geschlafen, nun bin ich wieder in der Arbeit. Ich hab hier noch einiges fertig zu machen - falls ich aufgebe, will ich nicht, dass mir nachgesagt wird dass ich jemanden auf einem Berg Arbeit sitzen gelassen hab. Heute und morgen werde ich hoffentlich damit fertig werden, wenn ich einfach lange arbeite. Im Anschluss besuche ich meine Mutter um mit ihr noch etwas Zeit zu verbringen.


            Es ist genug. Es ist völlig normal, dass im Leben Dinge passieren die einen kurzzeitig aus der Bahn werfen. Es ist normal, dass es Tage oder Wochen gibt, in denen alles falsch läuft. Seelenschmerz, ist etwas menschliches - etwas das man verarbeiten kann und etwas, aus dem man irgendwann wieder raus kommt.


            Aber es geht nicht mehr. Seit beinahe 10 Jahren kämpfe ich gegen meine Depressionen. Sexueller Missbrauch in der Kindheit. Verlust eines Freundes aufgrund übermäßigen Drogenkonsums im Teenageralter. Verlust des wertvollen Cousins durch Selbstmord. Verlust meines Bruders durch seinen Alkoholkonsum. Verlust meiner Eltern, durch altmodische Sichtweise und Bevorzugung meines Bruders. Verlust meines ersten Freundes wegen seiner Drogensucht. Verlust meines zweiten Freundes wegen seiner zwiegespaltenen Persönlichkeit. Verlust meines dritten Freundes wegen einer Fehlgeburt. Verlust meines vierten Freundes wegen einem unfassbaren Lügengebilde. Verlust meines jetzigien Freundes wegen seiner Spielsucht und seines Betrugs. Verlust meiner selbst, wegen so vielen Dingen die passiert sind. Immer dann, wenn ich denke dass es nicht schlimmer kommen kann, wird alles nochmal gravierend schlimmer. Immer wenn da ein Mensch kommt, der mir die Hand reicht und mich wieder hochzieht, folgt kurze Zeit später der Zeitpunkt an dem er mich mit noch stärkerer Kraft nach unten tritt.


            Ich habe immer gekämpft. Immer verziehen. Immer gehofft und immer gewagt. Ich habe keine Kraft mehr dafür. Ich will nicht mehr kämpfen. Ich will zur Ruhe kommen.


            --


            Um die Zeit bis zur Therapie durchzustehen, habe ich nun starke Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Schlaftabletten bekommen. Die ersten zwei, muss ich nun täglich nehmen - auch während der Therapie weiterhin. Laut Ärztin mindestens ein paar Wochen/Monate. Im Anschluss muss ich einen Entzug machen. Ich weiß nicht ob ich darauf wirklich noch Lust habe.


            Hoffentlich, hilft mir die Therapie. Ich weiß nicht, welche Möglichkeit mir sonst noch bleibt. Es ist die letzte Hoffnung die ich habe - und es ist eigentlich auch das Ultimatum an mich selbst - dass es sonst einfach nicht sein soll.




            Angeschlagene, aber doch hoffnungsvolle Grüße.