samsonite Aber nach meinem Verständnis ist es BDSM-Sex beziehungsweise ein BDSM-Setting, wenn submissive und dominante Neigungen dabei ausgelebt werden, typischerweise in Form eines Machtgefälles.
Das wäre die Submissiv-Dominant-Sache. Also eine Aussage darüber, wer am Lenken der beide betreffenden Geschicke wie viel Anteil hat.
An Entscheidungen haben im Leben generell selten alle von der Entscheidung Betroffenen gleich viel Anteil. Aus unterschiedlichen Gründen, die beileibe nicht immer verwerflich sein müssen. Zum Beispiel kann dem einen eine Sache wichtiger sein als dem anderen, oder einer ist kompetenter und der andere überlässt ihm deshalb die Entscheidung, oder, oder, oder.
Dominanz oder Unterordnung/Submission in einem Lebensbereich oder auf einem Gebiet muss also nicht mit einem Willen verknüpft sein, jemanden zu unterdrücken bzw. unterdrückt zu werden. Sie kann zum Beispiel auch von einem Willen herrühren, jemandem etwas abzunehmen, was der Betreffende nicht so gut kann oder aus anderen Gründen nicht selbst orchestrieren möchte.
Inwieweit wäre eine Unterdrückungskomponente ein Spezifikum für BDSM?
Dominanz oder Unterordnung/Submission in einem Lebensbereich oder auf einem Gebiet muss also auch nicht mit einem Willen verknüpft sein, jemanden zu quälen bzw. gequält zu werden.
Inwieweit wäre eine Quälerei-Komponente ein Spezifikum für BDSM?
Und inwieweit wäre es überhaupt wirklich Quälerei, wenn man jemandem, die/der dabei Lust empfindet, zB Elektroschocks oder Peitschenhiebe so verabreicht, dass da zwar Schmerzreize bzw. Schmerzspitzen entstehen, die die/der Betreffende auf irgendeiner Ebene als Kick empfindet und die keine Schäden verursachen oder verstärken?
Um ein bisschen Vokabular aus der sogenannten Affektlehre zu bemühen, das aus dem 18. Jahrhundert stammt (z.B. John Brown, Elementa medicinae, London 1788; z.B. Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, Königsberg 1798) und das in dieser Top-Aktualität bis heute auch im Strafrecht gebräuchlich ist, etwa, wenn es in § 33 StGB um die Frage nach der Strafbarkeit der Überschreitung der Grenzen der Notwehr im asthenischen Affekt (Furcht oder Verwirrung oder Schrecken) geht:
Sogenannte sthenische Affekte sind Gefühlsregungen, die aus einer (subjektiven) Position des Krafthabens/Starkseins heraus entstehen. Zum Beispiel Ausbrüche von Zorn, Wut oder Hass sollen, außer Unmut, oft gleichzeitig auch Stärke demonstrieren.
Sogenannte asthenische Affekte sind Gefühlsregungen, die ais einer (subjektiven) Position der Schwäche heraus entstehen. Zum Beispiel ist es oft so, dass, wer Schrecken, Furcht, Verwirrung, Angst oder Trauer empfindet, sich dabei gleichzeitig gegenüber dem, was diese Empfindungen verursacht, als eher schwach oder machtlos empfindet.
Wenn jemand zB irgendwo außerhalb des durch BDSM gesetzten Rahmens festgebunden wird, bevor bei ihm dann Schmerzreize ausgelöst werden, zB zwicken, elektrisch, Peitsche, was weiß ich, dann ist unter den meisten Umständen damit zu rechnen, dass das dem Betreffenden eher keinen Kick gibt, sondern eher asthenische Affekte und Unlust auslöst.
BDSM könnte also auch begriffen werden als eine Teilklasse der Klasse der Wechsel-)Spiele mit sthenischen Affekten und asthenischen Affekten.
Was ich mich da manchmal frage, ist, wie diese Teilklasse präzise beschrieben werden kann. Zum Beispiel hinsichtlich der Frage, wie für die Beteiligten der Kick zustandekommt:
- Besteht für den dominanten Part der Kick darin, die Macht zu haben, einem anderen, dem submissiven Part, asthenische Affekte zu verursachen?
- Besteht für den dominanten Part der Kick darin, etwas zu tun, was in unserer Gesellschaft offiziell und nach außen hin als Tabu gehandelt wird?
- Besteht für den dominanten Part der Kick nicht in der Verursachung asthenischer Affekte, sondern im Gegenteil davon: Nämlich darin, im submissiven Part jemanden vor sich zu haben, der insofern vom Durchschnitt abweicht, als ihm die bei ihm ausgelösten Schmerzreizeize im Grunde genommen eben keine asthenischen Affekte sondern einen Kick verursachen?
- Worin besteht für den submissiven Part der Kick? In dem Bewusstsein, etwas aushalten zu können? Bereitet der außergewöhnliche körperliche Input einen Kick?