det92Das Argument der Pflege im Alter ist für mich keines. Aus mehreren Gründen. Es ist einfach keine Garantie, dass ich im Alter gepflegt werde, wenn ich Kind(er) habe. Beispiele aus meinem sehr nahen Umfeld:
Meine "Großmutter" (auch, wenn ich sie nicht so nennen möchte) väterlicherseits ist trotz 3 Söhnen und und 8 Ekel*innen einsam und allein, weil sie es sich mit allen Menschen aus der Familie verscherzt hat. Sowas kann in Phasen von unnötigen Streits einfach vorkommen.
Unsere Nachbarin, 78 Jahre alt und allein, trotz zwei Kindern. Der Sohn lebt mit seiner Frau in den Niederlanden, die Tochter schert sich absolut nicht um ihre Mutter und kommt nur, wenn sie was will (also eig. 1x im Jahr zum Geburtstag, da gibts nämlich Geld). Wir bringen ihr öfter mal Dinge vom Einkaufen mit oder ein Stück Kuchen, wenn wir gebacken haben und solche Dinge. Wie oft sagt sie "Ach, wenn meine eigenen Kinder mal auf so eine Idee kämen"...
Und ein weiterer Blickwinkel: Wenn man seine Kinder doch so sehr liebt - wieso sollte ich ihnen aufbürden wollen, mich pflegen zu müssen? Auch hier, Beispiel: Meine Oma mütterlicherseits ist zum Teil pflegebedürftig. Zum anderen Teil "macht" sie sich pflegebedürftig. Sie gibt meiner Mutter das Gefühl, dass sie sofort tot umfällt, wenn meine Mutter einmal in ihr eigenes Leben zurücktritt. Ergebnis: Meine Oma vegetiert vor sich hin, meine Mutter reißt sich den Arsch auf und hat absolut kein eigenes Leben mehr. Warum sollte ich meinen Kindern sowas antun wollen?
Auch den Normalfall finde ich für Kinder nicht schön. Beispiel: Wir (mein Mann und ich, mitte 30) leben mit meinen Schwiegereltern (knapp über 70) auf einem Grundstück. Wir wollen reisen, frei sein, in den Tag hineinleben (wenn Freizeit ist), gehen unserer Vollzeitarbeit nach und unseren Hobbies. Seine Eltern bauen allmählich ab, Rentner, festgefahren, werden ruhiger, brauchen hier und da Hilfe, verstehen unser Lebensmodell nicht, uvm. Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich helfe, wo ich kann (auch gerne) und kommen meine eigenen Eltern in das Alter (sie sind deutlich jünger, als seine Eltern), werde ich auch alles für sie tun. Aber - es passt einfach nicht. Es ist und bleibt eine Einschränkung, da kann man sagen, was man will. Und wenn ich daran denke, ich hätte Kinder, die im Kopf haben "ich MUSS mich ja noch um meine Mutter kümmern" - nee sorry. Ich will für niemanden, der mir am Herzen liegt, eine Last sein.
Alles in allem mache ich schon mein Leben lang im Umfeld und selbst so viele schlechte Erfahrungen im Thema "jung und alt", dass ich mich nie-niemals darauf verlassen wollen würde, dass meine Kinder mich sanft und wohlwollend in den Tod begleiten. Mag vorkommen, ja. Aber so, so oft ist auch das Gegenteil der Fall.