Also ich bin ja ein netter Mensch und ich stehe auf das Du.
Auf Arbeit mag ich, wenn man sich mit Du anspricht, auch wenn es nettes Klima geben kann, wenn man sich Siezt. Lieber nett mit Sie als schlechte Athmosphäre beim Du.


Was ich mich frage: Es gibt diese Arbeitsplätze, da Duzen sich alle. Und dann gibt es in großen Häusern (und selten auch in kleinen) immer den oder die eine/n, der/die aber gesiezt werden will. Ich frag mich: Warum?


Ich denke da so an: Privat und Arbeit trennen und deswegen gleich abgrenzen von evtl. freundschaftlichen Verhältnissen. Evtl. fühlt sich das auch seriöser für den Betreffenden an?


Ich kann nur raten und weiß es nicht. Würd mich mal interessieren, ob es hier jemanden gibt, der auf das Sie besteht und warum?

    schnuckweidev

    beruflich ist bei uns das Du absolut üblich unter Kollegen (und das schließt den Vorstand mit ein, auch vom Lehrling dem Vorstand gegenüber), eigentlich in jeder Firma, in der ich bisher gearbeitet habe.


    Es gibt dennoch einen externen Kollegen, mit dem ich beim Sie bleibe - hier brauche ich die Distanz und Abgrenzung. Ich habe vor ihm fachlich eine absolute Hochachtung, aber persönlich käme ich mit ihm sonst nicht klar. Vollendete Antipathie :-/ Da hilft mir das "sie" ganz definitiv, mit ihm dennoch gut zusammen arbeiten zu können.


    Gegenüber Kunden verwende ich grundsätzlich das sie - wenn es mir vom Kunden nicht anders angeboten wird, was auch schon häufig der Fall ist.


    Privat sieze ich nur Menschen, die mir grund-unsympathisch sind.

    schnuckweidev

    Hm... auf Arbeit bin ich mit 99% per Du, ist wie eine riesige Familie und viele viiiele Kunden kenne ich, mit denen bin ich auch per Du.
    Ein einziges Mal bestand ich vor meiner Elternzeit in anderer Filiale bei einem neuen Abteilungsleiter auf das Sie, weil ich den überhaupt nicht mochte, er mir dazu nicht das Wasser reichen konnte und merkwürdige sexuelle Anspielungen machte. Sowas halte ich mir auf Abstand! Er überlebte die Probezeit zum Glück nicht.


    Fremde sieze ich zunächst immer und möchte ebenfalls gesiezt werden.


    Mit der Klassenlehrerin meiner Großen ging ich vor über 30 Jahren 2 Jahre in eine Klasse, als wir uns letztes Jahr dann beim Schulwechsel meiner Großen wieder sahen, war das Du für uns beide ein Selbstgänger, alles andere fänd ich befremdlich.


    Der Schuldirektor der Grundschule bot mir das Du in einer Disco an "ich bin XY". Bisher sprach ich ihn trotzdem weiterhin mit Nachnamen an in Schulkonferenzen.

    schnuckweidev

    Ich mag auch lieber das "du" weil es einfach persönlicher ist und es unnötige Hierrachien abschafft. Man sollte mit allen Kollegen respektvoll umgehen egal ob Führungskräfte oder Putzfrauen.
    Bei uns wurde das "du" vor kurzem eingeführt. Ich finde es jetzt nur komisch Kollegen zu "dutzen" bei denen es vorher nicht so war. Denke aber mal, das sich das mit der Zeit normal wird.

      Danke euch schonmal. Mir ging es bei meiner Frage direkt um jene Leute, die in einem Haus, in dem sich alle Duzen, darauf bestehen, mit "Sie" angesprochen zu werden und auch die anderen Siezen.

        schnuckweidev

        es hat sich in den letzten Jahren viel geändert in dieser Hinsicht.


        Teils durch die online-Welt, wo das "Du" mehr als nur üblich ist. Teils durch die Vermischung der Sprachen - im engl. gibt es nun einmal kein "sie".
        Eine Entwicklung, die eben nicht jedem entgegen kommt und nicht jeder mag.
        Auch nicht jeder mögen muss.


        Mag das jetzt persönliche Vorliebe sein oder die "Erziehung", dass man nur mit "sie" höflich ist und "Du" in die Rubrik "plumpe Vertraulichkeit" fällt, die "in Fleisch und Blut übergegangen" ist.

        also wenn ich meinen Chef und den gesamten Vorstand auch mit Du anspreche, ist das Ihrer Meinung nach respektlos und distanzlos? Da muss ich Ihnen widersprechen, wir wissen alle sehr wohl, dass wir nicht der Vorstand der Firma sind (und überwiegend auch nicht sein wollen).


        Ich würde mit meinen Kollegen im Allgemeinen und den Chefs im Besonderen bestimmt nicht über irgend etwas privates von mir sprechen. Schon allein da ist völlige Distanz da. Auch nicht nach Feierabend Essen oder etwas Trinken gehen. Aber ich formuliere es mal bewußt überspitzt: Hörigkeit würde in unserem Bereich schaden.
        Der Chef entscheidet. Ohne Wenn und Aber. Das muss ich weder toll noch richtig noch klug finden, aber umsetzen. Dennoch, wenn ich es nicht richtig, nicht toll und nicht klug finde, ist es meine Pflicht, ihm zu widersprechen und das natürlich zu begründen.
        Wie alle meiner Kollegen auch bin ich in meinem Bereich der Experte, nicht er. Würde ich blind alles abnicken, was er sagt, würde das der Firma enorm schaden.Trage ich meine Argumente vor und er entscheidet dennoch anders, als ich es mir vorstelle - tja, er ist der Chef, seine Entscheidung. Aber widersprechen muss ich, wenn es angebracht ist. Bzw. wenn es mir angebracht erscheint. Ist ja nicht so, dass ich mich nie irre ;) Das gehört dazu und ist wichtig. Genauso wie ich meinen Kollegen gegenüber meine Meinung anbringen muss, wenn sie dabei sind, etwas zu tun, was ich für falsch halte.


        Ich denke, das "Du" innerhalb der Firmen ist auch mit einem solchen Hintergrund üblich geworden. Auch als kleiner Lehrling in einem Handwerksbetrieb kann man etwas sehen, was der Chef nicht sieht - und es ist sicher nicht der Schaden vom Chef, wenn er das erfährt, bevor es zu spät ist.


        Die Unternehmensführung und die Unternehmenskultur hat sich im Laufe der Zeit verändert. Natürlich gibt es hierarchische Strukturen, in fast allen Fällen ist das durch und durch sinnvoll. Aber die Version, dass die unteren Stufen das Hirn am Eingang abgeben und ohne Wenn und Aber tun, was Chef sagt und wie Chef sagt, kommt heute keine Firma mehr weiter. Da müssen Schranken fallen und Chefs nicht mehr "gottgleich" sein. Sie sind nun einmal Menschen, keine Götter und im Unterschied zu Göttern machen Menschen Fehler.
        Alle Angestellten zu Schafen zu machen, die schön vor dem Wolf zittern und ansonsten nicht auszucken, ist für kein Unternehmen in unserer Zeit mehr sinnvoll.


        Es geht darum, dass man - auf allen Hierarchieebenen mehr miteinander arbeitet als nebeneinander. Ein "sie" fördert das "nebeneinander" mehr, ein "Du" ist dem "miteinander" zuträglicher.

        Oh, nicht wichtig, war nur die Erklärung, warum man mit "sie" als Firmenkultur nichts voraus hat, sondern hinterher hinkt.


        "Saufkumpane" fehlen mir völlig, da kann ich nicht mitteden.


        Aber ja, in der russischen Sprache ist " Du" und "Sie" recht äquivalent zum Deutschen. Und auch Russen duzen privat quasi sofort. Beruflich weiß ich es nicht, da müsste ich auch fragen. Aber privat war es schon in meiner Kindheit der Punkt, wo herzlich gelacht wurde, als wir die Verkäuferin im Laden schön gesiezt haben. Das gehörte sich im Schulbuch so - in Moskau nicht. 😏 Noch nicht mal als Kind gegenüber den Eltern anderer Schüler, die wir noch nie gesehen haben. Das wurde da eigentlich nur sehr formell verwendet. Im Alltag nicht, auch nicht gegeüber Fremden.
        Das war für mich damals ein ziemlicher Kulturschock. Vor 30 Jahren zumindest, würde heute anders aussehen.
        Und ich bin mir sicher: da hatten weder Amerikanisierung noch Internet etwas damit zu tun.

        Mir ist noch was eingefallen, wo ich das Sie absolut nicht mag. Wenn meine Kinder Besuch von Klassenkameraden bekommen und diese das erste mal da sind und mich siezen, das finde ich komisch. Ich sage dann, dass sie höflich sind, mich aber gern mit du +Name ansprechen dürfen. Kam zum Glück erst 1-2x vor.


        Im Internet käme ich gar nicht auf die Idee jemanden zu siezen. In Foren, wo das der gute Ton scheint, findet man mich nicht. Ich kann auch höflich und respektvoll sein, wenn ich duze.
        Davon abgesehen ist Sie @rsch zu sagen jetzt auch kein Problem.

          skadirux

          ich bin seit 1997 in Chats, Foren usw. unterwegs, ich habe noch nicht ein Forum gesehen, wo "Sie" üblich war / ist? Sagt mir, dass ich da wohl definitiv nicht in die Zielgruppe falle. :D


          Beruflich ... das erste Mal in einem Ferienjob anno... pff '94 oder so. Da stand plötzlich der Firmenchef vor mir und meinte "wir sind hier alle per Du" ooooooookaaaayyyy ... Widersprach allem, was mir als Kind eingetrichert wurde, aber wenn Du es sagst, Chef... Danach hatte ich nur noch 2 Firmen, in denen das "Sie" üblich war, Krankenkasse / Versicherung und auch jeweils nur als Praktikum, alles andere war immer "Du". Und ich muss sagen, ich finde es wesenlich besser. Und eher befremdlich, wenn man Respekt nur über Siezen empfindet / ausdrückt. Hat man dann auch keinen Respekt vor Freunden?

          schnuckweidev

          Wir verwenden bei uns das sogenannte "arbeits-du". Den Sinn darin verstehe ich in einem stärkeren Teamgeist. Einige Kollegen bereitet eine Abgrenzung zu ihrer Alltagsperson sichtlich Schwierigkeiten. Für mich deute ich dies so...es gibt ein ICH in meinem Alltag, und es gibt ein ICH in meinem Team. Beide vermische ich nicht. Dies ist mir früher passiert, heute nicht mehr. Daher ist das Du im Team ein anderes, als das Du in meinem Alltag.


          Sofern es nicht um Teambildung geht gibt es eigentlich keinen Grund auf eine vertraulichere Basis zu wechseln. Arbeit mit nach Hause nehmen ist nicht immer förderlich. Das gilt natürlich genauso für Personen mit denen man zu tun hat in irgendeiner Form.


          LG Sis

          ich sagte ja auch, dass ich die nicht sehe, nicht dass es die nicht gibt. Bei Zeitungen / Verlagen wie Heise beispielsweise, lese ich oft die Nachrichten, gerade bei Heise und RT auch recht häufig - aber nie die Kommentare. Und bei keiner Zeitung / keinem Verlag habe ich je darüber nachgedacht, irgend eine Nachricht kommentieren zu wollen.


          Was ist am "Du" "hart"?

          ah, phonetisch hart war gemeint - bei Ihren Antworten habe ich das Gefühl, dass das irgendwie auch emotional hart, also übergriffig wäre vllt. das beste Wort ankommt, deswegen kam ich da nicht ganz hinter her.


          das ist der Hauptgrund, warum ich RT häufger lese, der Blickwinkel unterscheidet sich doch oft vom "Üblichen" und das ist mir wichtig.


          Und den Rest verstehe ich auch deutlich besser, ich habe bisher ein "Du" gegenüber Fremden / Menschen ohne persönliches Verhältnis (Kollegen, Nachbarn, Geschäftspartnern, ...) nie mit "kumpelhaft" (natürlich nicht!!! ) oder "Saufkumpane" (igitt! ) assoziiert. Ich würde mal so weit gehen zu sagen: das macht nahezu niemand von denen, die andere mit Du ansprechen, nicht online im Forum, nicht offline den Chef. Es hat für mich mehr mit (menschlich! ) "auf Augenhöhe", keiner ist "was besseres" als der andere zu tun.

            avarrassterne3

            zu schnell abgeschickt:


            An der Frage, wie viel (persönliche, emotionale, ... ) Distanz ich zu jemandem habe (oder nicht) ändert weder ein "Du" noch ein "Sie" für mich irgend etwas.
            Mit Ausnahmefällen, die in meinen 46 Lebensjahren an einer Hand abzählbar sind - das sind alles Menschen, wo ich eine extreme persönliche Antipathie und persönliche Schwierigkeiten habe - die ich mit jedem möglichen Trick im Zaum halte, weil ich mit ihnen zusammen arbeiten muss. Da ist das "Sie" für mich einer der Tricks. Vor allem einer, mit dem ich mich selbst besser kontrollieren kann, indem ich mir mit jedem einzelnen Satz die Distanz zusätzlich visualisiere.
            Bei allen anderen Kollegen besteht die von allein. Vom Du ganz unbeeindruckt. Bei jemandem, mit dem ich nur online Kontakt habe, besteht die von allein. Vom Du ganz unbeeindruckt. Usw.

            EIn Hoch auf die respektlose Weiberschaft! :pdr:

            Soll ich da jetzt noch drunter schreiben, dass man in den den anwesenden Damen gegenüber geäußerten Worten, dass Frauen weniger aud Respekt und Formalitäten achten, auch mit einer Lupe keinen Respekt und keine Korrektheit finden kann?


            q.e.d.

            In meiner Branche ist das "Sie" Gang und Gebe. Ich arbeite darüber hinaus auch in einer leitenden Position. Für mich ist das "Sie" eigentlich nicht unpersönlicher als das "Du". Ich habe gemerkt, dass bei vielen Menschen durch das "Du" eine gewisse professionelle Distanz verloren geht und das gefällt mir nicht. Es ist schwer zu erklären, aber manche Leute verhalten sich dann irgendwie extrem locker und meinen auch auch mehr erlauben zu können. Dass man sich in manchen Unternehmen pauschal duzt find ich total merkwürdig. Meine Arbeitskollegen sind nicht meine Freunde und ich kann mich auch trotz "Sie" sehr gut mit denen verstehen. Klar gibt es im Alltag Situationen in denen mich das "Du" nicht stört, aber die Arbeit ist halt schon ein anderer Anlass.

              landon_20642634

              Und ich habe umgekehrt trotz Du zu meinen Chefs Respekt und Achtung vor ihnen. Aber einfach weil sie es gut machen.
              Sogar zu meinem Juniorchef, den ich seit seinem 11 Lebensjahr kenne. Er ist 11 Jahre jünger als ich.


              Was haben wir schon gefeiert, getrunken, getanzt zusammen, uns in Arm genommen, waren auf Motorradtouren usw. aber auch da, Privat ist dann Privat und Arbeit ist Arbeit. Auch wenn es Kollegen/Chefs sind.

                skadirux

                Es freut mich für dich, dass das bei dir so gut klappt. Ich habe auch nicht geschrieben, dass es pauschal so ist, aber ich habe eben schon entsprechende Erfahrungen gemacht und fühle mich mit dem "Sie" wohler. Ich gehe aber auch nicht mit meinen Mitarbeitern auf Party oder Motorradtour.

                • skadirux hat auf diesen Beitrag geantwortet.
                  landon_20642634

                  War nicht böse gemeint.
                  Bei uns ist es halt wie eine riesige Familie, da respektiert man ja auch einander. Lg