Hallo,
mir geht es momentan echt nicht gut...
Würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen kann, mein Gefühlschaos einzuordnen.
Mein Bruder hat BPD, immer schon gehabt, war immer schon Thema in meiner Familie.


Ich stand ihm am Nächsten von uns allen, war die, die zu ihm fuhr wenn er sich einschloss und nicht mehr aufmachte, Suiziddrohungen machte, etc, weil er auf mich hörte. Mir gelang immer, das zu sagen, das ihn letztlich beruhigen konnte. Manchmal sofort, manchmal nach 8h Diskussion, manchmal nach einer Woche Diskussion.


Das war für mich alles noch in Ordnung, weil ich wusste, wir haben dafür ein ganz spezielles Band, das niemand brechen kann. Er hatte immer wahnsinnig Angst, ich würde anderen von seiner Krankheit erzählen, war irrsinnig paranoid, als wir noch daheim wohnten hat er meine Freunde gerne belauscht, ob ich schlecht über ihn rede mit ihnen.


Aber wir hatten auch gute Phasen, viele. Nur habe ich jetzt erfahren, dass er in meinem Heimatort begonnen hat, zu erzählen, ich sei geldgeil und machtbesessen geworden (habe der Stadt studiert) und mit unzufriedenen Geschäftspartnern von mir gemeinsam gegen mich stichelt. Ich stehe ein bisschen in der Öffentlichkeit, das bedeutet, er wird immer Menschen finden, die mich nicht mögen.


Und das war für mich aufeinmal ein Bruch, dass ich nicht mehr vertrauen kann, dass er auf meiner Seite ist, sodass ich begonnen habe, alles zu hinterfragen. Und es gab Situationen zwischen uns, die mir jetzt bitter im Kopf herum spuken.


zB hat er, wenn ich Sachen von daheim gebraucht habe, (zB Scans von Zeugnissen etc), wenn wir gerade stritten, immer bis zur letzten Sekunde gewartet oder bis ich fast gebettelt habe, dass er sie mir schickt und fand das lustig. Beschimpfungen möchte ich gar nicht alle aufzählen. Seinen Bettgefährtinnen hat er auch immer erzählt, ich sei verrückt - die gingen dann an mir vorbei und sahen mich an, als wäre ich der Teufel. Bin daher auch mit 18 sofort ausgezogen.


Und als Kinder hat er mich natürlich unter Wasser gedrückt bis ich geheult habe. Aber wieweit ist sowas noch normal und wieweit nicht mehr? Natürlich hat er mich ja nicht ertrinken lassen. Handgreiflich wurde er, abgesehen vom spielerischen, nie.


Und natürlich gab es unzählige Situationen, in denen er mich von Parties in der Nacht abgeholt hat oder bei Trennungen mit mir Eis gegegessen und Sex&the City mitgeschaut hat. Gemeinsame Urlaube, in denen wir noch Zimmer teilten und ich in der Früh auf sein Bett gesprungen bin und gesagt habe, wir gehen jetzt zum Frühstück und er Schlafmusik aufgedreht hat, damit ich noch eine Stunde Ruhe gebe (lang ists her).


Ich weiß sowieso, dass ich mich distanzieren muss. Aber ab wann sagt man, es sind Dinge vorgefallen, da ist auch eine weite Distanz zu nahe. Ab wann ist etwas Missbrauch?


Danke, falls jemand so weit gelesen hat!

    felize_21409476

    Aber ab wann sagt man, es sind Dinge vorgefallen, da ist auch eine weite Distanz zu nahe.


    Ab dem Moment, wo man etwas nicht mehr möchte. Aller spätestens, wenn man etwas nicht mehr kann und / oder sich selbst schadet.


    Mißbrauch... schwierig.
    für mich (!) würde ein Mißbrauch bedingen, dass der / die andere sich nicht wehren kann bzw. keine Wahl hat, sich zu entziehen und zum anderen: Vorsatz / Absicht. Sehe ich hier beides nicht.

    5 Tage später

    Du hast Recht, und diese Definition gefällt mir, dass Missbrauch bedeutet, dass der andere nicht gehen KANN oder der Situation ausgesetzt ist. Ich hätte immer gehen können und bei jeglichen Beschimpfungen auch auflegen (mit dem Risiko, dass er dann noch länger wütend ist), aber letztlich war es immer eine Entscheidung.
    Und wahrscheinlich ist das genau der Punkt, es war damals immer meine Entscheidung, dass ich es noch "schaffe", dass es mich noch nicht zu weit runterzieht oder beeinträchtigt. Und mittlerweile ist es so, dass ich merke, es geht über meine Grenzen hinaus... wodurch meine Entscheidung ist, ich distanziere mich.


    Danke!

      Du hast Recht, und diese Definition gefällt mir, dass Missbrauch bedeutet, dass der andere nicht gehen KANN oder der Situation ausgesetzt ist. Ich hätte immer gehen können und bei jeglichen Beschimpfungen auch auflegen (mit dem Risiko, dass er dann noch länger wütend ist), aber letztlich war es immer eine Entscheidung.
      Und wahrscheinlich ist das genau der Punkt, es war damals immer meine Entscheidung, dass ich es noch "schaffe", dass es mich noch nicht zu weit runterzieht oder beeinträchtigt. Und mittlerweile ist es so, dass ich merke, es geht über meine Grenzen hinaus... wodurch meine Entscheidung ist, ich distanziere mich.


      Danke!

      Hmm jetzt klingt es so als hättest du dich ihm aufgezwungen 🤔



      Nichts für ungut aber Distanz wird euch beiden gut tun.


      Jeder für sich und dann wieder alle zusammen 😉

        felize_21409476

        Lies Deinen Beitrag noch mal...


        "mit dem Risiko, dass er dann noch länger wütend ist" Du schützt Deine Grenzen, Dein Selbst nicht, lässt Dir weh tun, weil Du das Risiko scheust, dass jemand länger auf Dich wütend ist?


        Mal abgesehen davon, dass es schlußendlich zu viel mehr Distanz geführt hat, würde ich Dir dringend raten, das Thema anzugehen. Du wirst in Deinem Leben noch viele, viele, viele Menschen treffen, die Deine Grenzen überschreiten. Quietschgesunde Menschen, ganz ohne BPD. Weil das normal ist, selbst an sich rücksichtsvollen Menschen passieren kann und wird - und nicht alle Menschen rücksichtsvoll sind (und auch nicht sein müssen! ).


        Deine Grenzen musst DU setzen und musst DU wahren. Immer. Schon allein, weil andere die noch nicht mal unbedingt kennen (können). Es passiert tatsächlich viel seltener, als man annimmt, dass einem das übel genommen wird.


        Abgesehen vom grundsätzlichen und allgemeinen: ich nehme an BPD = borderline personal desease? Gerade im Umgang mit Borderlinern ist es unerlässlich Grenzen zu setzen und zu wahren, da gerade wir extrem schlecht darin sind, das für andere zu tun.

          lostindarness

          Danke für deinen Input. Ja, das habe ich sicherlich. Wenn er sich einschloss und tagelang nicht rausgehen wollte, habe ich versucht, zu ihm zu fahren, auf ihn durch die Tür einzureden, anzurufen, usw. Allerdings auch nur deshalb, weil ich wusste, manchmal half das. In 9/10 Situationen kam er dann raus und fing sich wieder - weil ich diesen Drath zu ihm hatte oder wusste, was ich sagen konnte oder musste, um ihn rauszuziehen.
          In letzter Zeit gelang mir das immer weniger und es wurde durch mein Einmischen schlimmer statt besser.


          Früher waren seine Beschimpfungen auch schlimm, mittlerweile äußert er diese aber auch vor anderen und wird richtig verletzend (mein Leben wäre ruhiger, wenn du nie geboren worden wärest, ich möchte dich nie mehr sehen etc)


          Ich akzeptiere das nun - aber es fällt mir unendlich schwer, weil ich nicht verstehen kann, wie einem Familie so wenig bedeuten kann. Wird mein Kind nie einen Onkel haben,...

          avarrassterne3

          Bei anderen Menschen ist das in Ordnung, aber beim eigenen Bruder? Für mich bedeutet es etwas, eine intakte Familie zu haben - es ist für mich ein Zeichen meines eigenen Versagens, wenn mein Bruder nicht mit mir spricht und mir seine Handynummer nicht sagt, oder meinen Freundinnen sagt, ich wäre verrückt.


          Ich finde, es sagt sich leicht "Grenzen setzen", aber wenn er anrief und ich merkte, dass er eine Phase hatte und er begann, mich zu beschimpfen, dann war er ja überzeugt, dass ich ihn beleidigt hätte oder etwas Böses getan. Wenn ich es dabei belassen hätte, dann hätte er sich monatelang nicht gemeldet und jedem im Ort erzählt, die böse Schwester habe XY getan. HABE ICH NICHT. NIE. Daher rannte ich ihm fürchterlich nach, bis es mir gelang, darzulegen, dass es das Verhalten, dass er mir vorwarf nicht gab.


          Abgesehen davon - es ginge vielleicht, wenn ich ausgeschlafen, erholt und geistig voll da bin. Aber einfach nur als eines von Millionen Beispielen - wir haben noch eine kleine Schwester (hat mittlerweile keinen Kontakt mehr zu ihm). Als sie einmal im Krankenhaus für eine Operation war, war ich im Warteraum vollkommen fertig und er arbeiten für irgendeinen Gelegenheitsjob, den er damals gerade hatte. Ich rief an, dass ich mir frei genommen hatte, deshalb im KH war und wartete und einfach so Angst hätte usw - und er meinte sinngemäß ich sei eine Jammerliese, solle mich zusammenreißen, es ginge nicht immer um mich (!?) er habe meinen Egoismus satt und wolle nichts mehr hören und solle selber bleiben wo der Pfeffer wächst.
          Es sind solche Situationen, in denen ich hilflos bin/war - da bin ich ja selbst auch nicht rational und denke mir, okay, da ist eine Grenze, ich lege jetzt auf, weil ich jetzt die Kraft für Beschimpfungen nicht habe - sondern ich denke mir, er ist mein Bruder, ich brauche ihn doch, Hilfe - und lasse dann alles zu.


          Er hat auch immer als Methode, zu sagen "wenn du XY nicht tust, spreche ich nie wieder mit dir" und einen dann wirklich nicht mehr zu sehen, reden,... Ich glaube mittlerweile, dass ich auch nicht mehr um ihn kämpfen werde, sondern es diesmal wirklich zulasse, dass er von der Bildfläche verschwindet.


          Aber ich frage mich einfach, wie das fair sein kann. Dass andere Leute Geschwister haben, die sie in den Arm nehmen, wenn sie Angst haben oder gemeinsame Filmeabende machen - und ich habe einen Bruder, der sagt, er will mich nie wieder sehen und partiell komplett in paranoide Unterstellungen verfällt ("du hast gesagt ich sei minderwertig, deshalb hau jetzt ab, ich hoffe ich seh dich nie mehr!!",...).


          Wie gesagt. Es fühlt sich an, als wäre es mein Fehler. Als müsste ich irgendetwas tun können, um eine intakte Familie herzustellen und würde daran aber versagen.

            Hab mir den Text zweimal durchgelesen, aber den Teil mit dem Missbrauch/ Misshandlung hab ich wohl übersehen...

            felize_21409476

            Viel missbräuchlicher finde ich Eltern, die ihre Tochter 8 stunden auf einen suizidgefährdeten Bruder einreden lassen. Wo waren die? Wo war professionelle Hilfe?


            Übrigend, Erkrankungen hin oder her, hat er nicht das Recht gegen dich zu hetzen oder zu belauschen. Ich denke es ist irgendwo Neid das du dein Leben auf die Kette kriegst.

              felize_21409476

              Familie kann man sich nicht aussuchen.
              Ich habe selbst mit meiner Familie gebrochen, ich weiß auch, dass das nicht leicht ist. Egal, was vorgefallen ist. Und ja, es wohl muss zu viel passieren, damit das geht, ich habe es auch erst geschafft, den Schlußstrich zu ziehen, als es schon viel zu spät war.


              Und ich bin selbst Borderliner, ich weiß leider zu gut, wie wir sind, wenn wir mit uns selbst nicht klar kommen.


              Aber man hat niemals "versagt", wenn man mit einem Menschen nicht zurecht kommt. Auch dann nicht, wenn man mit demjenigen verwandt ist.

                rabenschwarz

                ich denke, das hat alles mit verzerrter Wahrnehmung zu tun und nichts mit Neid.


                Soweit man das an Hand von paar Zeilen Beschreibung sagen kann, ohne die Beteiligten überhaupt zu kennen, natürlich. Nur das Problem selbst kenne ich ja leider super.

                rabenschwarz

                Waren selbst überfordert. Ich glaube dadurch habe ich auch lange die Schwere des Ganzen nicht erkannt und reagiere so "falsch", weil ich immer gewohnt war, dass ich es dann hinbiege. Vielleicht, weil als Kind mein Bruder bei mir noch einen gewissen Respekt hatte und mir nie gemein gekommen wäre. Nur ab dem Zeitpunkt, ab dem ich dann mit dem Studium fertig war und einen guten Job in der Stadt hatte, hat er glaube ich aufgehört mich als "die Kleine" zu sehen und daher auch aufgehört bei mir andere Maßstäbe anzusetzen und "fetzt mich" genauso, wie jeden anderen.

                  felize_21409476

                  nein, ich glaube, das liegt daran, dass es uns bei psysischen Erkrankungen eklatant an Allgemeinbildung fehlt.


                  Mal kurz zusammengefasst: er war auf Grund einer Erkrankung in akuter Lebensgefahr. Kein Mensch mit einem IQ oberhalb von Mehl käme auf die Idee, das selbst "wieder hin zu biegen". Man würde einen Arzt rufen. Aber fix. Bis dahin Erste Hilfe leisten. Klar. Für wenige Minuten.


                  WENN es eine körperliche Erkrankung wäre.


                  Aber wenn es "NUR" psychisch ist, nimmt die Lebensgefahr plötzlich keiner mehr für voll und die meisten fühlen sich in der Pflicht, das selbst "hinzubiegen", statt an einen Arzt zu übergeben.


                  Warum? Weil auch in unserer Zeit noch den meisten das Wissen fehlt, dass man psychische und physische Erkrankungen weitestgehend gleich behandeln sollte. Ein Mensch in Lebensgefahr ist ein Mensch in Lebensgefahr. Da gibt es kein "NUR". Und kein "Hinbiegen". Es sein denn man ist auf einer Insel im Nirgendwo ohne Möglichkeit, einen Arzt zu erreichen, DANN muss man sich selbst irgendwie kümmern.


                  Nur das Bewußtsein dafür fehlt. Nicht bei Dir, das ist kein Vorwurf. Es fehlt bei gut und gern 90% der Bevölkerung. Und das hat Konsequenzen. Für alle.

                  Man bekommt es auch von Hollywood so suggeriert. Denk doch an alles wo "bösewichte" vorkommen, bspw Vampire oder Werwölfe oder Menschen die wie The Hulk in eine Stimmung verfallen. In 90% ist in Hollywood die Lösung lange drauf einreden und sich davor stellen "hey, hör mir zu!" "hey, ich bin ja da".
                  Und meine Eltern haben gesehen, dass es funktionierte, wenn das die 8jährige Schwester beim 14jährigen Bruder machte, weil er dann tatsächlich ruhiger wurde.
                  Und die 15jährige beim 21jährigen klappte immer noch.
                  Nur die 30jährige Frau beim 36jährigen Erwachsenen kommt nicht mehr weiter damit. Wenn ich mich damals vor ihn gestellt habe und gebrüllt habe, "sieh doch wie viel du mir zerstörst, willst du mir diesen Tag auch noch nehmen, heute, wo ich ...(Zeugnis, Geburtstag,...) habe? Bitte lass mich heute feiern und glücklich sein!" dann hat er irgendwann aufgehört und jedenfalls nicht noch ein Schauferl draufgelegt.
                  Mache ich das heute und sage, "bitte XX ich bin im Urlaub, ich brauche die Erholung", dann geht die Rage eine Stufe weiter und es wird "du egoistische B*tch, du arbeitest doch sowieso nichts, wovon könnte jemand wie DU Erholung brauchen, ...usw usf" - oder, wenn ich auflege sichtlich, dass er es dann der erstbesten Person erzählt, der er begegnet.


                  Und ich habe noch so stark im Kopf, dass es früher ging.
                  Da gingen diese "erste Hilfe Maßnahmen", wirklich.

                    Man bekommt es auch von Hollywood so suggeriert. Denk doch an alles wo "bösewichte" vorkommen, bspw Vampire oder Werwölfe oder Menschen die wie The Hulk in eine Stimmung verfallen. In 90% ist in Hollywood die Lösung lange drauf einreden und sich davor stellen "hey, hör mir zu!" "hey, ich bin ja da".
                    Und meine Eltern haben gesehen, dass es funktionierte, wenn das die 8jährige Schwester beim 14jährigen Bruder machte, weil er dann tatsächlich ruhiger wurde.
                    Und die 15jährige beim 21jährigen klappte immer noch.
                    Nur die 30jährige Frau beim 36jährigen Erwachsenen kommt nicht mehr weiter damit. Wenn ich mich damals vor ihn gestellt habe und gebrüllt habe, "sieh doch wie viel du mir zerstörst, willst du mir diesen Tag auch noch nehmen, heute, wo ich ...(Zeugnis, Geburtstag,...) habe? Bitte lass mich heute feiern und glücklich sein!" dann hat er irgendwann aufgehört und jedenfalls nicht noch ein Schauferl draufgelegt.
                    Mache ich das heute und sage, "bitte XX ich bin im Urlaub, ich brauche die Erholung", dann geht die Rage eine Stufe weiter und es wird "du egoistische B*tch, du arbeitest doch sowieso nichts, wovon könnte jemand wie DU Erholung brauchen, ...usw usf" - oder, wenn ich auflege sichtlich, dass er es dann der erstbesten Person erzählt, der er begegnet.


                    Und ich habe noch so stark im Kopf, dass es früher ging.
                    Da gingen diese "erste Hilfe Maßnahmen", wirklich.

                    felize_21409476

                    Tja, dann guck mal lieber Action-Filme. Danach kannst Du Schußwunden versorgen, einen Luftröhrenschnitt machen, wenn jemand zu ersticken droht. Herzinfakt überstehen und tiefe Schnittwunden nähen.
                    Machen die Helden dort nämlich auch immer. Wegen so einer blöden Kleinigkeit wie einer tiefen Schnittwunde geht ja keiner zum Arzt. Nadel, Faden und ne Buddel Vodka zum desinfizieren und - unbedingt!- jeder einen Schluck trinken, passt schon!


                    Und jaaaaaaaa, stimmt, geht. Wenn man mal großzügig darüber hinweg sieht, dass die Narbe ungleich schlechter heilt und häßlicher wird und wahrscheinlich in paar Jahren bei jedem Sturm höllisch weh tun wird.
                    Wenn man großzügig darüber hinweg sieht, dass Alkohol schon desinfiziert, mit der Laienversion aber das Risiko für alles von Entzündungen bis Wundbrand und Wundstarrkrampf (Tetanus) enorm ansteigt ... aber egal, das würde eh noch paar Tage dauern, JETZT sieht es super aus!
                    Wenn man großzügig darüber hinweg sieht, dass man ohne Erfahrung und Diagnostik zwar die Wunde in der Haut verschließen kann, nur leider nicht weiß, ob da noch tiefere Wunden unter der Oberfläche sind, noch ein Splitter in der Wunde steckt oder ein Knochen falsch zusammen wächst, der dann später entweder erneut gebrochen werden muss (ist genau so häßlich wie es klingt) oder halt für immer weh tut... aber egal, auch das käme erst sehr viel später. Jetzt sieht es gut aus!


                    Alles davon kann man 1:1 auf eine psychische Erkrankung übertragen.
                    Es ist kein Zufall, dass die Wunden nie ganz verheilen, sondern immer wieder und immer schlimmer wieder aufbrechen.


                    Und da fehlt mir wirklich das Allgemeinwissen. Auch mit 8 Jahren weiß man, dass es körperliche Wunden gibt, wo "Pflaster drauf kleben" keine Lösung mehr ist. Obwohl das bei so vielen anderen kleinen Wunden super funktioniert.
                    Aber die meisten wissen das leider noch nicht mal als Erwachsene, wenn es um psychische statt physische Wunden geht.
                    Schließt leider die selbst Betroffenen absolut ein.


                    Das einzige, was da hilft, ist Aufklärung.
                    Also schließ Dich mir bitte an, wenn sich die Gelegenheit ergibt, verbreite die Informationen.
                    Mit ganz viel Glück kannst Du damit irgendwann einmal verhindern, dass eine Schwester um ihren Bruder trauern muss.

                      avarrassterne3

                      was ich damit sagen will:
                      Du konntest (!) nie "gewinnen" auf diesem Wege. Weil nun mal alles, was Du tun konntest nie heilen konnte. Es hat vielleicht kurzfristig die Wunde geschlossen - unter der Oberfläche eitert es weiter und die Wunde wird immer größer und immer tiefer. Bricht immer häufiger und immer schwerer wieder auf.


                      Konntest Du nicht sehen und kannst Du jetzt nicht mehr ändern. Weiß ich. Ist kein Vorwurf.
                      Auch kein "versagen" im Übrigen.

                      Hmm, sehr interessant was du sagst und regt mich zum Nachdenken an - stimmt natürlich, bei körperlichen Wunden hätte einem das sofort ein komisches Gefühl bereitet, selbst etwas zu machen.
                      Bei geistigen Wunden, da wo man nichts sieht war es am nächsten Tag praktisch vergessen und ich sah ja nicht, wie es in ihm zuging.
                      Leider braucht es wohl auch die Einsicht des Betroffenen, sich in Therapie zu begeben - aber vielleicht ist es da auch das Richtige, wenn ich zulasse, dass er mich von sich stößt, weil wenn ich auf Dauer immer seine Wunden notfürftig verarzte, dann bekomme ich eben dieses Verpflichtungsgefühl und immer mehr von meinem Leben (wie ich es ja jetzt auch merke) leidet, weil ich sofort hinlaufen muss, wenn etwas ist und kaum durchatmen kann. Wenn ich nicht mehr da bin, hat er die Chance zu sehen, dass er professionelle Hilfe braucht - und wenn nicht, dann muss ich das auch so hinnehmen.
                      Aber ich kann als Laie wohl auch mit noch so viel Motivation nicht kitten, was nicht zu kitten ist, weil kein "das wird schon wieder" oder "hör mir doch zu, ich habe das nie gesagt!" sein inneres Gefühl ändern kann...


                      Zumindest wenn er oft hinfallen würde und die Knochen rausstehen, wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, mich "dran zu versuchen" und mich daran zu verausgaben.


                      Er stellt es nur auch so dar, dass ich versagt hätte. Also er sagt mir explizit, dass es meine Schuld sei, dass er mich nicht mehr sehen wolle. Ist zwar beim Rest der Familie genauso, ich nehme es mir nur als Einzige zu Herzen.


                      Aber es ist einmal ein Ansatz, zu hören, dass ich mich nicht an Sachen messen muss, die ich nicht hätte besser machen können - mir geistert ja im Kopf herum "wenn ich XY gemacht hätte" oder "ihm das geschenkt hätte" "jenes gesagt hätte" etc, aber das bringt wohl nichts.