Liebe Mando
Respekt und Liebe hat meine Frau verdient. Ja, du sagst es: wenn ich mir bewusst mache, wie weit wir beide bereits schon durch die Wüste gewandert sind, dann kann ich gar nicht anders denken, als dass meine Frau das nicht verdient.
Sie ist meine "Lebens-"partnerin, weil ich vor über 15 Jahren mit absoluter Klarheit und tiefster Ueberzeugung sicher war, dass sie der Mensch ist, mit dem ich mein Leben teilen will. Immer. Ewig. Gemeinsam alt werden, war das Ziel; die Welt von dort an gemeinsam zu erobern. Gemeinsam eine Familie grossziehen.
Wir haben uns weniger als ein Jahr gekannt als wir geheiratet haben, ich war damals noch nicht 25! 10 Monate später haben wir unsere ersten beiden Kinder bekommen, 5 Jahre später waren wir bereits zu sechst.
Gleichzeitig wie wir unsere junge Familie aufgebaut haben, haben wir uns beide erst näher kennengelernt, unsere gegenseitige Vergangenheit in der Gegenwart erkdundet.
Damals wie heute waren wir beide überzeugt, dass unsere gemeinsame Liebe so tief verwurzelt ist, dass wir alles gemeinsam durchstehen können. Von Jobwechseln, über Hauskauf (-und wiederverkauf), Wohnungswechsel, Auslandaufenthalt bis zu ernsthaften (medizinisch betreuten) psychischen Krisen meiner Frau haben wir alles durchgestanden.
Heute hat unsere Liebe eine ganz andere Qualität erreicht - obwohl wir gewisse Dinge in unserer Beziehung immer noch wie am ersten Tag ganz naiv angehen (z. Bsp. können wir nicht streiten). Wir kennen uns sehr genau und sind respektvoll gegenüber des anderen Schwächen und "Macken".
Täglich freuen wir uns an unseren Kindern und fühlen uns oft in unserer jeweilige Jungend zurückversetzt.
Doch es bleibt Deine bohrende Fragen: "Hast du dich gefragt, wonach konkret DU dich momentan sehnst?"
...langes Schweigen, in Gedanken versunken ...
Nein, ich habe mich nicht nach den Schmetterlingen gesehnt - die waren einfach plötzlich da und haben mich überwältigt.
Ich versuche mir nochmals den Abend mit Belle vorzustellen.
Da war diese Kribbeln, dass zuerst nur ganz entfernt da war und immer stärker wurde. Da war diese gegenseitige Offenheit und Ehrlichkeit. Da war diese Unbeschwertheit der Gedanken - ja, die Unbeschwertheit im Gespräch. Das brennende Verlangen war auch da - Belle hat es formuliert, und ich habe es unterdrückt und ihr das auch gesagt. War die Zügellosigkeit vielleicht wichtig, die Barriere die sich im Verlaufe des Abends immer mehr verschob?
Ach ..., irgendwo da muss es sein, das was ich vermisst habe - und es kommt wieder dieses kribbeln.
...und während ich mir das nochmals durch den Kopf gehen lasse, spüre ich auch diese Freiheit die in diesen Gedanken liegt - Sehnsucht nach Freiheit ...
Da geht's lang merke ich, der Drang nach Freiheit - aber ohne, dass ich meine Beziehung zu meiner Frau in Frage stelle ...
Kannst Du mir folgen, Mando?
Ich melde mich wieder ...Cougar