Vor fast einem Jahr entschloss ich mein Kind abzutreiben, damals war mir noch nicht klar was für schwere Folgen dies haben wird.
Ich und mein Freund haben beschlossen abzutreiben, da unsere Beziehung noch sehr jung war und aus Angst vor der Finanzierung. Heute weiss ich das diese Argumente dumm und unüberlegt waren.
Nach der Abtreibung als ich im Spital war, wusste ich dass ich den grössten Fehler meines Lebens begannen habe. Eine grosse Leere trat auf. Ich merkte wie ich mich veränderte und das machte mir grosse Angst. Ich weinte sehr oft, war zickig, abwesend und depressiv, alles Eigenschaften die ich von mir nicht kannte. Ich lies meinen Frust oft an meinem Freund aus, obwohl ich das gar nicht wollten, denn ich liebe ihn überalles und er hat so was nicht verdient. Er wusste selbst nicht wie er mit der Situation umgehen muss. Ich habe ihm oft gesagt, du bist nie da, wenn ich dich brauche. Irgendwann sagte er mir dann, ich mag nichts mehr von dieser Babygeschichte hören und ich verstand ihn irgendwo durch. Aber ich brauchte jemanden dem ich mein Herz ausschütten kann. Auf jedenfall nahm ich das Thema Baby nur noch selten in den Mund und wenn ich es tat, dann mit Furcht auf seine Reaktion. Ich weinte dann oft am Morgen wenn er Arbeiten war und ich fühlte mich dadurch noch einsamer.
Ich suchte mir Hilfe, bei zwei verschiedenen Psychologen. Das brachte mir nicht viel, denn sie rieten mir meinen Job zu wechseln, um Abstand von dem ganzen zu bekommen. Ich muss dazu noch sagen ich arbeite mit Kindern und ich habe mein Job früher sehr geliebt und hatte Spass an der Arbeit. Aber nach der Abtreibung veränderte sich das, wenn ich nur an die Arbeit gedacht habe kamen mir schon die Tränen. Wenn ich im Geschäft war hatte ich das Gefühl nicht Atmen zu können. Ich hatte also sehr viel Krankheitsausfälle. Vor einem Monat wurde mir auf 30% gekündigt. Ich bin nun auf Stellen suche da ich auch irgendwie überleben muss. Wenn aber in einem Stelleninserat steht: Wir betreuen Säuglinge ab 3 Monaten, bin ich wieder voller Verzweiflung und Angst.
Die Abtreibung zieht also nach fast einem Jahr immer noch Folgen mit sich. Und man hat das Gefühl nicht aus dem Teufelskreis ausbrechen zu können und für immer darin gefangen zu sein.Wenn ich heute über das Thema rede kommen mir immer noch die Tränen und das grosse Schuldgefühl. Denn mein Baby starb nicht weil es altersschwach oder krank war, sondern weil ich mich gegen sein Leben entschieden habe und ihm keine Chance gelassen habe. Dabei ist doch jedes Leben ein Wunder. Dieser Gedanke quält mich Tag für Tag.Ich würde so gerne meine Gefühle meinem Freund mitteilen, aber ich habe Angst so wieder alles kaputt zu machen und in eine erneute Kriese zu fallen. Das würde ich im Moment sehr schlecht verkraften. Ich weiss er gibt sich sehr viel Mühe für mich und fragt auch ab und zu wie es mir geht. Ich sage dann immer, jaja gut, ich will ihn nicht belasten mit meinen Ängsten und Gefühlen.
Was ich mit dieser Geschichte sagen will ist, überlegt es euch gut ob ihr das auch durchmachen möchtet. Ich würde heute jedem davon abraten.
Bei ähnlichen Geschichten wäre ich um jeden Rat dankbar.