Jetzt gibts Fakten
Hallo,
ich möchte euch allen, die Interesse haben Grundschullehrerin zu werden, die Fakten aufzeigen.
Ich hab alles durch und werde demnächst auf einer Planstelle verbeamtet.
Alle Inhalte beziehen sich auf Rheinland-Pfalz und können sich auch schon wieder gerändert haben.
1. Das Abitur ist unbedingt notwendig, um Lehramt studieren zu können. Je nach Budesland und Uni ist ein NC (nummerus clausus)notwendig. Also sollte der Abischnitt möglicht gut sein.
Im Vertrauen gesagt, hatte ich nicht das beste Abi, konnte aber mit viel Glück und Interesse ins Studium einsteigen!
Für die Fächer Sport, Musik und Kunst ist eine Aufnahmeprüfung notwendig.
2.Für Grundschullehrerin (Regelstudienzeit 7 Semester, also 3 1/2 Jahre)studierst du als erstes Pflichtfach: Grund- und Hauptschulpädagogik (so kannst du nach Beendigung des Studiums auch in einer Hauptschule arbeiten). Darin enthalten: Pädagogik, Didaktik, Psychologie, Mathe, Erziehungswissenschaft.... Als zweites Pflichtfach kannst du zwischen Deutsch, Mathe Musik, Sport... auswählen. Zusätzlich kommt ein drittes Wahlpflichtfach dazu: Theologie, Soziologie, Politikwissenschaft;
In deinen Fächern besucht du Vorlesungen und Seminare, musst Referate halten und sammelst so die notwendigen Scheine, die für die erste Staatsprüfung notwendig sind. In den Pflichtfächern musst du eine schriftliche Prüfung ablegen, in allen anderen nur mündliche. Dazu kommt noch die Examensarbeit (also eine theoretische Abhandlung über ein Thema, ca. 100 Seiten).
Im Studium müssen Orientierungspraktikas und Blockpraktikas (jeweils einmal Grund- und einmal Hauptschule), sowie ein Fachpraktikum (im zweiten Fach) abgeleistet werden.Das Studium soll sich aber verändern und mehr praxisorientiert werden.
3. Nach dem Studium, in dem ich mich vom mittelmäßigen Schüler zum guten Studenten entwickelte (da das Studium zwar anstrengend war - bekommt man kein Bafög, muss man ja auch irgendwie Geld verdienen - aber auch total interessant und spaßig!), steigt man als Lehramtsanwärter ins Referendariat ein.
In RLP 1 1/2 Jahre voller Anstrengungen, da man im Seminar und in der Schule vollen Einsatz zeigen muss! Hier ist das lockere Leben vorbei. meist sitzt man bis spät Abends noch an den Unterrichtsvorbereitungen oder an den Seminarbeiträgen. Beweist man Organisationstallent bleibt immer noch Zeit für ein Käffchen oder einen Stadtbummel. Also Kopf hoch und durch. Zu der alltäglichen Vorbereitung kommen immer wieder schriftliche Ausarbeitungen für die Unterrichtsbesuche, unbenoteten Lehrproben, benotete lehrproben und die Examenslehrprobe. Für das zweite Staatsexamen werden die Noten der Schule, des Seminars, der Lehrproben und der zweiten Examensarbeit (jetzt eine Abhandlung mit theoretisch und praktischem Teil)verrechnet. Dazu kommen die Noten der Examenslehrproben und der mündlichen Prüfungen.
Für den ganzen zeitlichen und nervlichen Aufwand (fragt mal den Partner einer Referendarin), bekommt man immerhin ca. 970 Euro netto monatlich. Damit kann man schon gut auskommen. Man muss sich allerdings privat Krankenversichern (ca. 70 Euro monatlich).
4. Um nach dem zweiten Staatsexamen eine Planstelle zu bekommen, muss der Notenschnitt sehr gut sein. Bei uns (2006) wurden allerdings fast keine Planstellen vom Land RLP vergeben. hat man im gleichen Bundesland studiert und das Referendariat abgeleistet, bekommt man auf seine Note einen Bonus von 0,5. Die Leute mit einem Notenschnitt von ca 1,0 bis 2,0 ( je nach Angebot und Nachfrage) bekommen dann einen "Feuerwehrvertrag" (Krankheitsvertretung mit 19 Stunden pro Woche)angeboten. Hier hat man nach einem Jahr anspruch auf eine Planstelle.In der Feuerwehrzeit lernt man vor allem flexiebel zu sein und sich auf die unterschiedlichen Schüler einzustellen. Mit ca 1400 Euro netto Angestelltengehalt kann man sich schon was leisten.
5. Nun folgt die Verbeamtung auf Probe. hat man eine Planstelle ergattert arbeitet man 25 Lehrerwochenstunden (plus die persönliche Vorbereitungszeit), übernimmt meist eine Klassenleitung und hat es endlich geschafft: "richtiger" Grundschullehrer!!
Das ganze für 2559,52 Euro brutto (A 12) monatlich. Ich glaube netto wird das ca, 2000 Euro sein (das muss man sich mal in DM vorstellen). Davon muss aber noch die private Krankenversicherung (bei ener Frau, 26 Jahre)von ca. 200 Euro gezahlt werden.
Für jemanden, der sich jahrelang mit Aushilfsjobs über Wasser hielt, ein Traum.
Das war jetzt viel Info, aber keine Angst,trotz großer Anstrengung ist Grndschullehrer ein super schöner Job. Man kann den langen Ausbildungsweg auch dann schaffen, wenn man selbst nicht der beste Schüler war, denn man entwickelt sich Schritt für Schritt weiter, erhällt Verantwortungsgefühl für sich selbst und für sein Umfeld.
Weiter informieren kann man sich in Studienführern, der Studien- und Schulordnung, dem Schulrecht, dem Schulgesetzt...
Zum Schluss noch ein paar Worter zur üblichen Diskussion.
Klar ist, dass ein Lehrer 25 Stunden die Woche in der Schule arbeitet und ab 14 Uhr zu Hause sein kann. Klar ist aber auch, dass sich das Schulsystem (Ganztagsschulen) und die Gesellschaft (Kinder sind nicht nur lieb , nett und hoch intelligent) stark verändert hat. Selbst meine Grundschulzeit (ich bin jetzt 26) war komplett anders und kann mit der heutigen Zeit kaum verglichen werden. Wer sich also kompetent über die Arbeit eines Lehrers äußern will, muss sich erst mal gründlich informieren. Über die positiven Seiten (gute Bezahlung, viele Ferien...)wird viel geredet, die negativen Seiten( große Belastung, noch größere Verantwortung, Bildungs- und Erziehungsauftrag..) werden dezent verschwiegen.
Gehe ich mittags mit einer Freundin in die Stadt, freue ich mich über die freie Zeit. Sitzt ich den ganzen Tag an Vorbereitungen, bin ich mir der Verantwortung bewusst, einer Klasse Werte, Normen und Wissen zu vermitteln.Schau ich auf meinen Kontoauszug, bin ich zufrieden und dankbar, dass sich mein jahrelanger (unbezahlter) Einsatz nun bezahlt macht. Und im Vertrauen, ich bin regelmäßig reif für die Ferien!
Hoffentlich konnte ich viele Fragen beantworten und Mut machen.