anisa_12250641Zustimmung
Entgegen dem vorhergehenden Beitrag muss ich Dir leider vollumfänglich beipflichten.
Dein Beitrag ist zwar an mancher Ecke ein wenig scharf formuliert, er weist allerdings berechtigt auf die Hauptprobleme bezüglich Lehrerschaft hin.
Das Argument, es handele sich um Sozialneid bzw. man sei nicht bereit, einen angemessenen Obolus für die Bildung der eigenen Kinder zu entrichten, schlägt keinesfalls durch. Auch geht es m.E. kaum darum, dass Lehrer "zu wenig arbeiten" oder "faul" sind.
Die Probleme, die aus der universitären Ausbildung und dem beamtenrechtlichen Status resultieren sind vielmehr hinlänglich bekannt.
Darüber hinaus lässt sich sagen, dass insb. die wissenschaftliche und zu Lasten der eigentlich relevanten Praxis theoretische Ausbildung an der Universität dazu führt, dass viele Lehramtsanwärter bzw. Referendare erst im Referendaiat selbst erkennen, dass sie eigentlich gar nicht für einen Unterricht vor einer tobenden Klasse gemacht sind; wohl gemerkt, nachdem sie ein vollständiges Studium hinter sich gebracht haben.
Die wenigen oblgatorischen Schulpraktika, die stets Ausnahmesituationen darstellen, können den fehlenden Praxisbezug kaum ausgleichen.
Man kann sich nun an fünf Fingern abzählen, wie viele der eigentlich gescheiterten Lehrer nun tatsächlich den Schritt zu einem neuerlichen Studium oder in eine Ausbildung machen.
Außerdem bedeutet eine gute Leistung an der rheoretisierten Universität im Falle des Lehramtes nicht gleich, dass hierdurch die Qualifikation als Lehrer nachgewiesen ist. Diese zeigt sich in der aktuellen Lage erst viel später, d.h. frühestens im Referendariat.
Da aber auch nach den Noten des ersten StEx einegstellt wird, muss man hier von einem zumindest unsicheren Einstellungskriterium ausgehen, das sich in keiner weisen an den realen Gegebenheiten orientiert.
Bei Grundschullehrerern trifft dies in noch stärkerem Maße zu, als im Falle von Gymnasiallehrern, da es bei ersteren kaum um die Vermittlung von komplexen Inhalten geht, sondern vielmehr Erzihung und Grundlagenbildung im Vordergrund steht.
Hier liegt also in der Tat ein strukturelles Problem begründet. Übrigens findet die Lehrerbildung in den meisten anderen Ländern gerade nicht auf Universitätsniveau statt, sondern an speziell ausgerichteten Hochschulen, die hohen Praxisbezug gewährleisten. Vor allem die Skandinavier haben uns da einiges Voraus.
Für den Beamtenstatus der Lehrerschaft gibt es m.E. keinen (!!) greifbaren Grund. Weder lässt sich dies aus dem tradierten Sinn der Beamtenstellung als solche herleiten, noch ist kaum ein besoderes Interesse der Öffentlichkeit daran zu erkennen, die Lehrerschaft im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern zu bevorzugen. Übrigens wiederum ein "Luxus", den sich allein Deutschland in dieser Form leistet. Im Falle der Pisa-Sieger ist die LEhrerschaft nicht beamtet und unterliegt daher stärkerer Evaluation durch die verantworlichen Anstellungsbehörden.
Die Beamtenstellung ist vor allem negativ, da kaum Möglichkeiten bestehen, im Falle fehlender Leistungsbereitschaft einzuschreiten und zudem kaum Anreize gegeben sind, tatsächlich eine überdurchschnittliche Leistung zu erbringen (um ggf. befördert zu werden, mehr Geld zu verdienen etc.).
Deutsche Lehrer werden im weltweiten Durchschnitt extrem GUT bezahlt; die Entlohnung ist also nicht unmittelbare Voraussetzung für einen überdurchschnittlichen "Bildungsoutput", wenn wir es mal so nennen wollen.
Zudem kann festgehalten werden, dass eine GS-Lehrerin mit einem Bruttogehalt von ca. 2.800,-- EUR (A12) idR. über 2.000,-- EUR netto in der Tasche haben wird. Ein großer Vorzug des Beamtenstatus ist nämlich, dass Lohnnebenkosten kaum entstehen, so dass außer der (privaten) Krankenversicherung, die zudem durch die staatliche Beihilfe verbilligt ist, und die allg. Einkommenssteuer kaum ein Posten anfällt, der das Brutto-Gehalt mindert.
2.000,-- EUR wiederum, sind m.E. ein mehr als stattliches Gehalt für ein Studium, das zwischen 6 und 9 Semestern beansprucht. Dies bitte ich nicht falsch zu verstehen; natürlich sollen Bildungsvermittler Geld verdienen und natürlich sollen sie auch einen angemessenen Status genießen.
Führt man sich jedoch vor Augen, dass junge Assistenzärzte (mit sehr KRASSEN Arbeitszeiten und Verantwortung für Leben und Tod) bspw. ebenfalls netto ca. in o.g. Größenordnung verdienen, kann von "schlechtem" Gehalt kaum gesprochen werden.