Liebe Forumsmitglieder,


ich habe mich lange nicht zu Wort gemeldet, weil es mir psychisch nicht so gut geht, und weil ich unglaublich Stress in der Schule hatte, und einfach nicht mehr die Ruhe gefunden habe, hier schöne, lange Texte zu verfassen ;-)
Leider geht es bei mir in letzter Zeit dermaßen bergab, ich bin verzweifelt und wollte mich jetzt mal an das Forum wenden.
Zu meiner Vorgeschichte kurz: Ich war vom Sep '07 bis März '08 in einer Klinik wegen MS, wurde dann entlassen und klar, die Anfangszeit war verdammt schwer, aber nach und nach hat sich alles verbessert, ich habe mein Gewicht einigermaßen gehalten, ich konnte wieder entspannter und vielfältiger essen, habe mich "wohler" gefühlt als zuvor /auch wenn man von Akzeptanz des eigenen Körpers nicht sprechen kann.
Letztes Jahr Sommer- Winter hatte ich nach einer Gewichtsabnahme im Sommer immer FA's (ausschließlich mit Süßem), die ich aber in mir behalten habe. Mein Vorsatz für 2010 war es, diese abzustellen und mit eisernem Willen habe ich es auch geschafft und wieder ,,normaler" (3x am Tag halt) gegessen. Diesen Sommer fing es an mit den bulimischen Attacken, ich kann mir auch nicht mehr erklären wie, ich weiß noch, wie ekelhaft ich es zu Anfang empfand.. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass sich diese Verhaltensweise bei mir fast schon manifestiert hat.. Letztes hatte ich krankheitsbedingt (Magen - Darm - Virus) mal 5 Tage keinen FA, das war schon ein richtiger Erfolg.
Sonst sind immer 2-3 Tage dazwischen. Ich kann mic eifnach nicht mehr befreien, plane manchmal sogar schon FAs, kaufe dafür speziell an, habe Stress mit den Eltern (das einmal aufgebaute Vertrauen ist wieder verschwunden) und ich habe ungheimliche Angst, dass meine Zukunftspläne scheitern.
Ich hatte vor, als au pair ins Ausland zu gehen, aber in diesem Gesundheitszustand weiß ich selber, das ist utopisch.
Dazu habe ich letztens gehört, die Organisationen würden ehemalige Essgestörte, die ihre Therapie nicht 3 Jahre lang abgeschlssen haben, nicht vermitteln.
Jetzt steh ich zudem in dem Zwiespalt (wenn ich mich anmelden würde) : Info's zur Vergangenheit angeben oder nicht? Einerseits will ich ehrlich sein, andererseits habe ich Ansgt, abgelehnt zu werden, und die Sache mit dem Au Pair würde ich super gerne machen. Ehrlich gesagt habe ich mir auch keine Alternativen überlegt bzw Bewerbungsschluss ist überall schon vorbei.. Ich habe mich ziemlich darauf fixiert, 2 Praktika im Kindergarten gemacht (freiwllig, in den Ferien) und suche noch einen Babysitterjob, damit ich die restlichen Stunden sammele. Aber da scheine ich auch eher erfolgslos zu sein.
Zudem habe ich das Gefühl, mein ganzes soziales Umfeld ist in gewisser Hinsicht ,,krank".
Eine meiner Freundinnen hat eine Stoffwechselstörung und ist dadurch untergewichtig (und ich beneide sie um ihre Figurm auch wenn sie ihm mit dem niedrigen Gewicht schadet, keine Periode mehr etc..), eine meiner Freundinnen isst generell immer seeeehr wenig (ist aber trotzdem weiblich gebaut), auf der Arbeit (Nebenjob/Gastro Bereich) arbeitest eine MS, direkt am Buffet (wie absurd), die ich flüchtig kenne bzw ihre Geschichte (sie war mal erfolgreiche Basketballspielerin), eine Stufe unter mir ist ein MS, der auch noch ziemlich mit ihr zu kämpfen hat, dazu hat ich noch Kontakt mit vielen MS auch der Klinik (die ich aber nicht aufgeben will, weil mir die Leute auch wichtig sind)..


Naja, ich weiß auch nicht, was ich noch schreiben soll, mir kommen nur wirre Gedanken auf..
Gibt es jemanden unter euch, der es alleine geschafft hat, bulimische Attacken zu überwinden? (Ich bin in ambulanter Therapie, aber nur einmal im Monat und bisher hatte ich soviele andere Probleme mit ihr zu besprechen, dass das Thema eher etwas zu kurz kam) Oder jemand der als au pair im Ausland war und dort positive Erfahrungen gesammelt hat? Über Antworten, Anregungen, Tipps, was auch immer wäre ich sehr dankbar, weil ich selbst nicht mehr weiter weiß.
Gruß, globetrotter123

Hallo globetrotter,
du hast schon eine längere Krankengeschichte hinter dir, warst bereits vor 3 Jahren wegen Anorexie 6 Monate lang in der Klinik und leidest nun seit Sommer des Jahres unter Bulimie. Ich kann dir nur wenig Hoffnung machen, dass du allein und ohne professionelle Hilfe gegen die ES ankommst. Letztlich hast du dies ja auch seit diesen Sommer schon erfolglos versucht.


Ich würde dir schon raten, dich deiner Therapeutin anzuvertrauen und sie um eine Behandlung zu bitten. Dazu reicht eine Stunde im Monat nicht aus. Die Therapie muss intensiviert und möglicherweise verlängert werden. Du solltest auch mit deiner Therapeutin über dein Vorhaben sprechen, als Aupairmädchen ins Ausland zu gehen. Wenn sie dir abrät, solltest du das befolgen. Es hat schon seinen Grund, dass die Organisationen dich in Kenntnis deiner Erkrankung nicht vermitteln würden.Ich selbst halte es auch für erforderlich, dass man psychisch stabil sein sollte, wenn man als junges Mädchen allein ins Ausland geht.


Denk jetzt nicht an deine Karriere, sondern vorrangig geht es darum, dass du wieder gesund werden musst. Dazu solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Es besteht aber für dich kein Grund zu verzweifeln. ES sind Krankheiten, deren Heilung langwierig ist, aber auch nach 3-4 Jahren noch ohne weiteres möglich.


LG Nus

    Hallo Globetrotter123,
    die Entscheidung für das Au-Pair-Jahr ist sicherlich nicht einfach...
    Prinzipiell würde ich Nus zustimmen - es sieht nicht so aus, als ob du es ohne Therapie alleine aus der ES raus schaffst, zumal sich die Formen deiner ES ja scheinbar einfach nur wandeln. Allerdings ist es vermutlich auch nicht förderlich für deine Genesung, wenn du keine Aufgabe mehr hast und zuhause sitzen musst, weil du sämtliche Bewerbungstermine verpasst hast.


    Meine Frage an dich wäre folgende: bist du dir über den Grund / Auslöser deiner Krankheit bewusst? Ich finde, da solltest du bei deiner Au-Pair-Entscheidung ansetzen. Wenn die Ursache familiärer Art ist oder generell etwas mit deinem näheren Umfeld zu tun hat, könnte ein "Tapetenwechsel" auch eine plötzliche Besserung deiner Krankheit mit sich bringen? Ich habe das schon öfters gelesen / gehört, dass Essgestörte für die Zeit eines Urlaubs oder Auslandssemesters ein nahezu normales Essverhalten an den Tag gelegt haben.
    Sicherlich ist das Problem damit nicht aus der Welt geschafft, so oder so solltest du dich dringlichst um eine Intensivierung deiner Therapie bemühen!


    Das war jetzt nur so meine (nicht fundierte) Meinung zu dem Thema. ;-)

      Aupair und ES
      Huhu,
      ich bin gerade als Aupair in Südeuropa und versuche mal ein bisschen meine Erfahrungen zusammenzufassen.


      Mit der Bewerbung hatte ich keine Probleme, ich hab privat gesucht ohne richtige Agentur und dann spontan innerhalb von ein paar Wochen entschieden zu fahren.
      Auslöser, dass ich den Aufenthalt machen wollte, war gerade meine ES, ich ahnte schon, dass ich mich mit meinem Essverhalten irgendwann umbringen würde, wenn sich nichts änderte. Und weil gerade meine Mutter und meine Schwester mich sehr negativ beeinflussten, wollte ich nur noch weg.
      Und dachte mir außerdem, wenn ich Zeit mit Kindern verbringen kann, dann zeigt mir das wieder etwas vom wirklichen Leben, weil ich zu der Zeit ziemlich isoliert war und praktisch nur in meinen eigenen Gedanken lebte.


      Ich hatte beschlossen, die ES hinter mir zu lassen, einfach in Deutschland zurückzulassen.
      Ich reiste mit etwas über mittlerem Normalgewicht an, hatte vorher schon zu viele FA gehabt.
      Naja, nichtmal die erste Woche ging wirklich gut, dann kamen wieder die ersten FA. Nicht so groß, aber dafür permanent. Zuerst hungerte ich zum Ausgleich, wie ich es jahrelang und immer gemacht hatte, dann erinnerte ich mich daran, dass ich gesund sein wollte und ließ das Hungern.
      Aber das Fressen nicht, denn es wurde stressig. Die lieben Kleinen hatten ihre erste große Austestphase und schrien rum und erzählten mir, dass sie mich nicht mochten.
      Ich ließ es über mich ergehen, und auf dem Weg zur Sprachschule kaufte ich ein und betäubte meinen Frust mit Essen, viel und ungesund.
      Dann kamen die Vormittage, wo ich allein zuhause war und Hausarbeit machen musste. Es gab Berge von Wäsche, die Küche war unordentlich und die Vorratsschränke waren gefüllt. Und was machte ich: Ich fraß.
      Ich entwickelte ein Scheißegalgefühl, ich dachte mir, lange halte ich es eh nicht aus mit den Anfeindungen der Kinder, also macht es nichts, wenn ich zunehme, ich kann ja danach in Ruhe wieder abnehmen.
      Und fraß weiter. Und wurde übergewichtig.
      Fing zwischendurch wieder an mit Kotzen, nicht nur, weil ich fett wurde, sondern vor allem, weil mein Bauch von den Essmengen so weh tat und ich es loswerden wollte.
      Inzwischen änderte sich die Situation, die Kindern gewöhnten sich an mich, und alles war toll. Nur ich war fett.
      Und nun, da ich bleiben wollte, fing ich an, abzunehmen.
      Erst noch vernünftig, mit viel Gemüse, viel Sport.
      Dann kam wieder Stress, Alleinsein, FA. Und ich ging wieder kotzen. Und hatte Angst, nicht mehr abzunehmen, also schränkte ich mich weiter ein. Irgendwann war ich wieder so gefangen in der ES, dass ich kaum noch etwas zu mir nahm, also entweder ein FA mit Kotzen, der auch immer kleiner wurde mit der Logik, du kotzt ja eh, also brauchst du auch nicht so viel Essen zu verschwenden, oder ein bisschen Obst und Gemüse, und an freien Tagen auch mal nichts. Wenn die Kinder oder die Familie dabei waren, aß ich vernünftiger wegen Vorbildfunktion, und sonst unter aller Sau.
      Jetzt bin ich gerade so weit, dass ich mir sagen kann, ich hab wieder Normalgewicht, also darf ich wieder ein bisschen mehr zu mir nehmen (seit gestern, ich hoffe, das bleibt jetzt so), jetzt im Sinne von fast normaler Diät, tendiere nicht mehr gegen null Kalorienaufnahme, wie es die letzten Wochen der Fall war.


      Also es war jedenfalls eine heftige Erfahrung, die ES war definitiv nicht geheilt, sondern sehr deutlich ausgeprägt, trotzdem bin ich froh, dass ich es mache, denn ich bin zumindest nicht mehr so isoliert wie vorher, lerne ständig neue Leute kennen, habe gezwungenermaßen Sozialkontakte und eine gewisse Tagesstruktur, habe eine sinnvolle Tätigkeit und eine Motivation, annähernd vernünftig zu essen, um den Kindern Vorbild zu sein und meine ES zu verstecken.
      Diese Erfahrung sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man nur halbwegs gesundheitlich dazu in der Lage ist, ich habe so viel gelernt und sogar meine Oma meinte zu meinen Emails nach Hause, dass sie eine Entwicklung feststellen kann.


      Aber es gibt so ein paar Punkte, wo man vorsichtig sein muss, ich würde zum Beispiel an deiner Stelle nicht zustimmen, zusätzlich zu den Kindern Hausarbeit zu machen, ok, es wird besser bezahlt, aber wenn man dann allein zuhause ist und einen Wust an Arbeit vor sich hat, kommen die bescheuertsten essgestörten Gedanken, während die Zeit mit den Kindern mich, seit sie keine Abneigung mehr zeigen, wunderbar ausgeglichen macht und ich die Gedanken ans essen/nichtessen/kotzen völlig vergesse, in dem Augenblick bin ich einfach nur ich, die spielt, um ein Kind glücklich zu machen, und sonst keiner, keine essgestörte, kein Zombie, einfach nur ich.
      Und zu schaffen macht mir auch der kulturelle Unterschied.
      Hier sind so viele Leute schlank und dünn, die zehn oder zwanzig Jahre älter sind als ich, während in meiner Heimat hauptsächlich Teenager vom Schlankheitswahn ergriffen waren. Konnte ich mich da also beruhigen, ok, ich bin über 20, ich muss nicht dünn sein, gilt das hier nicht mehr.
      Und zwischendurch essen ist hier ziemlich verpönt, es gibt zwei gesittete warme Mahlzeiten und ein winziges Frühstück. Und gerade das war in Deutschland meine Hauptmahlzeit, wenn ich also klein frühstücke und denke, das liegt nur an der ES, dann ist das hier normal.
      Also Südeuropa ist kritisch zu sehen, ok, du wolltest ja sowieso in die USA, oder?


      Ich kann definitiv nicht sagen, dass ich es schon geschafft habe, meine bulimischen Attacken zu überwinden, bin grad wieder bei Tag zwei.
      Aber sie nehmen nicht mehr meine ganzen Gedanken gefangen, solange ich mit den Kindern zusammen bin, sowieso nicht, und wenn die Familie zuhause ist, ist auch alles ok.
      Allein Hausarbeit ist das einzige, was Probleme bereitet, also mach das besser nicht.
      Such dir eine familie, wo du viel Zeit mit den Kindern zusammen bist und die Eltern auch nnicht durchgehend arbeiten, wie bei mir.
      Und meide Länder, wo der Durchschnitt zu schlank ist.
      Allerdings habe ich auch schon gehört, dass USA für Essgestörte schwierig ist, weil das ungesunde Essen da auch zu FA triggert und bulimisches Verhlatne bestärkt.


      Guck vielleicht mal nach Nordeuropa oder England/Irland?
      Innerhalb Europa ist es auch nicht so kompliziert mit der Bewerbung, da wird wegen Krankheiten und so gar nicht genau nachgefragt, ich wurde ausschließlich gefragt, ob ich eine Krankenversicherung habe, und das wars.


      Also alles natürlich nur, wenn du dich selber in der Lage fühlst, auch Stress zu überstehen, und dich vor Kindern vernünftig verhalten kannst.


      Ich wünsch dir alles Gute, schreib mich an, wenn du noch mehr wissen willst.


      lg

      17 Tage später
      selver_11957295

      Danke für die Antwort,
      wenn auch mit ernüchternem Beigeschmack.
      Meine Therapeutin weiß bereits darüber Bescheid,
      sie hat mir geraten, ich solle meinen Plan keineswegs verwerfen,sondern alles tun, ihn in die Tat umzusetzen, weil ich u.a. dann auch keine wirkliche Motivation hätte, weiterzumachen, weiterzukämpfen, mein Abitur zu machen, etc.
      Sie hat mein Vorhaben, die FA völlig zu unterdrücken -ich weiß,wieder utopisch- damit kommentiert, dass ich mir erstmal kleinere Ziele stecken sollte, 1,2, Mal in der Woche es zuzulassen, keineswegs zu .,,planen", aber mehr oder weniger zi akzeptieren.
      Ich muss sagen, seit der Schulstress vorbei ist, lief es auch schlagartig besser,sicherlich 2 Wochen mit kaum einem FA. Dann kamen die Weihnachtsstage und wieder die Zukunftsangst und es lief bergab. Fürs neue Jahr habe ich mir nun vorgenommen, es zu schaffe. Meine Eltern sagen mir immer wieder, wie viel ich doch schon geschafft habe.. Letzes Jahr habe ich mein Essverhalten schließlich auch wieder einigermaßen normalisiert (also FA's ,,abgestellt"), diesmal ist es kritischer und wesentlich ernster, aber ich habe den festen Willen, es zu schaffen und für meinen Traum zu klämpfen.
      Die Therapieabstände habe ich verringert,sodasss eine intensivere Therapie möglich ist,auf deinen Rat hin auch.
      Hoffe,das bewährt sich.
      Frohes neues Jahr und liebe Grüße,
      globetrotter

      friede_12375283

      :arrow:
      Hallo prinzessintakatuka.
      Erstmal danke für die Antwort.
      So richtig bin ich mir nicxht darüber bewusst, ich meine, eine ES hat immer multifaktorelle Ursachen, von daher kann es DIE Ursache sowieso nicht geben. Ich denke jedoch, dass das familiäre Umfeld schon eine große Rolle als Ursache gespielt hat...
      Ich war 2009 drei Wochen in Amerika, und habe auch mal wieder gemerkt, wie gut mir dieser Abstand tat. Ich war in einer Austauschfamilie, und mir ging es ewcht gut diese 3 Wochen, ich war unbeschwert und glücklich.
      Genau deswegen habe ich ja auch die Hoffnung , dass dieser Abstand wieder Gutes bringen wird. Zudem macht mir der Umgang mit Kindern einfach unglaublichen Spaß und bringt mir iwie auch soviel Erfüllendes,mhhh...