user1693012806tja, weißt Du, ich wohne auch in einem Dorf, wo die Busverbindung grottig ist.
In den letzten 10 Jahren habe ich mindestens 5x meine Arbeitszeiten umstellen müssen, weil zum Fahrplanwechsel meine Verbindungen nicht mehr funktionierten. Nun arbeite ich nicht im Schichtbetrieb, somit ist das wenigstens möglich, aber den großen Teil musste ich trotzdem extra mit dem Chef klären, weil das im Rahmen der üblichen Gleitzeitregeln nicht drin war. Und bei Kollegen ist "die bekommt eine Extrawurst" auch nie wirklich unproblematisch.
Wäre das nicht gegangen, dass ich meine Arbeitszeiten anpassen kann, hätte ich mir was anderes überlegen müssen. Wahrscheinlich also entweder für meinen Arbeitsweg 2,5h und mehr je Richtung einplanen oder über einen Umzug nachdenken (was auch ekelhaft wäre, schon allein, weil unser Kind dann vermutlich die Schule wechseln müsste usw. usw. usw. ) - ich habe einen Führerschein, aber die ersten 4-5h nach dem Aufstehen sollte ich nicht Auto fahren. Ich könnte also natürlich auch gegen 1 Uhr aufstehen, damit ich um 6 Uhr los fahren kann... Oder einen anderen Job suchen. Oder ... Klar könnte ich auch meinen Mann fragen, ob der mich einfach jeden Tag früh und abends fährt - nun da würde der sagen: NEIN.
Was meinst Du denn, wer diese Probleme für mich löst? Ein Führerschein? Nein.
Meine Eltern? Nein. Meine Schwester? Nein. Mein Mann? Nein. Darum muss ICH mich kümmern. Und klar, ich habe jedes Mal geflucht wie ein Kutscher, denn nein, schön war es nicht.Jede Lösung hatte so ihren Preis. Wie immer im Leben.
Aber IHR entscheidet doch, dass ihr ihn fahrt. Dann lasst das sein, wenn es Euch so stört. Noch mal: Du MUSST ihn nicht fahren. Dein Vater MUSS ihn nicht fahren.
Alles andere kenne ich 1:1 von mir.
Ich bin faul.
Ich "setze mich nicht mal richtig hin", sonst würde ich Prüfungen, Aufgaben, Klausuren usw. ja schaffen.
Ich nehme keine Hilfe an.
Ich lüge, gerade, wenn es um Termine, Pflichten und Aufgaben geht.
Nun, nein, ich war nie faul.
Ich habe mich "hingesetzt". Auch wenn ich es von Kindheit an vorgezogen habe, dass mich nie jemand sieht, wenn ich nicht faul bin.
Nein, ich habe keine Hilfe angenommen. Weil mir alle immer nur auf die Art "helfen" wollten, die FÜR SIE funktionieren mag, für mich hingegen leider kein bißchen. Hat mir nie geholfen, ich habe es nur ausgehalten bis ich ... 2 oder 3. Klasse denke ich war. Danach habe ich es abgeblockt, denn das einzig mögliche Ergebnis war: alle Beteiligten sind massiv genervt und frustriert. Allein: ich hätte auch früher nicht gewußt, wie es besser geht. Ok, ich habe gemerkt, dass ich besser lernen kann, wenn nebenbei der Fernseher läuft oder ich sehr laute Musik höre. War nur leider verboten, weil das so gar nicht zu dem passte, was meine Eltern sich unter "hinsetzen und lernen" vorgestellt haben. Dafür sich zu mir setzen und "erklären" - macht meine Konzentration nicht mal 2 Sätze lang mit. Mit Gewalt vielleicht 5 Sätze. Danach gucke ich "Löcher in die Luft" und "mache nicht mehr mit", obwohl die sich doch solche Mühe geben. Nun inzwischen weiß ich wenigstens, woran es liegt und das das nie hätte anders sein können bei mir, egal, wie sehr ich mich auch bemühe und fleissig bin und ...
(Ich habe ADS, keine Lernschwäche und ohne die "Hilfe" meiner Familie ging das Studium, obwohl die Schule wirklich übel war, ich bin mit 18 ausgezogen)
Und ja, ich habe gelogen, wenn es um so etwas wie Termine ging. Es ist bis heute so, dass in meinem Flur eine Tafel hängt, wo ich drauf schreibe "Zahnarzttermin machen" oder "Steuerunterlagen fertig machen" oder auch nur "Hausordnung machen". Weil ich sonst im Leben nicht an solchen Kram denke. In meinem Zimmer hängt die gleiche Tafel noch mal. Außerdem steht es im Papier-Kalender, mehrfach und als Termine im Handy. Mehrfach.
Auch da: mir wurde immer erklärt, dass ich einfach nur zu faul bin, mich um so etwas zu kümmern, sonst wäre es ja kein Problem. Oh doch, ist es. Aber reagiert habe ich natürlich auf den Vorwurf, ich wäre einfach nur zu faul. Und "ich kann sowas nicht" führte nicht etwa dazu, dass man mit mir Optionen gesucht hätte, die für mich passen, wie die Tafeln und Kalender heute, nein, es wurde immer mit "Ausrede" quittiert. Schon, wenn die Wahrheit eh nur eine Ausrede ist - mit einer Lüge hat man immerhin noch die Chance, den Ärger zu umgehen. Oder wenigestens zu verschieben.