etzel_18582783Meine erste Begegnung mit dem Tod fand statt als ich drei Jahre alt war und meine Mom mich zum Kindergarten brachte. Ich hab da jetzt ewig nicht mehr dran gedacht. Wir gingen an einer Bushaltestelle vorbei, und ein Student, der mit dem Rücken zur Busbucht stand und mit anderen tratschte, machte in dem Moment einen Schritt rückwärts, als der Bus in die Haltestelle einfuhr. Mir kam der damals ziemlich groß/alt/erwachsen vor, aber mit meinen jetzt 24 Jahren bin ich heute vermutlich älter als der geworden ist. Der Außenspiegel vom Bus hat ihn am Kopf erwischt und ihm die Schläfe eingeschlagen. Das Blut und der Matsch am Spiegel waren kein schöner Anblick, und auch nicht der geschockte Busfahrer, und auch nicht, wie der Student am Boden lag und mit den Beinen zuckte und schrie und dann still wurde bevor der Krankenwagen da war. Ich war damals ein bisschen verstört - nicht wegen des Anblicks des eingeschlagenen Schädels, sondern, weil das halt alles so plötzlich war, während ich eher der Typ bin, der es schätzt wenn er etwas Zeit hat, sich auf die Dinge einzustellen, und der gerne einen Plan für den Umgang mit den Dingen in der Tasche hat. Aber ich weiss noch, dass ich keine Angst hatte, weil ich damals voll darauf vertraut habe, dass meine Mom ja da ist, und dass meine Mom immer mit allem fertig wird, was unerwartet kommt, und deshslb weiss, was in der Situation richtig ist.
Als ich am Abend dieses Tages meine Mom gefragt hab, wo der Tote jetzt ist, sagte sie: "Ich weiss es nicht. Vermutlich bei einem Bestatter." Danach hat sie mir erklärt, was alles vom Eintritt des Todes bis zur Beerdigung passiert. Auch, dass die Leute, die den Toten kannten, traurig sind und manche bei der Beerdigung oder Beisetzung vielleicht auch weinen werden. Das ganze fand ich natürlich schon traurig, aber ich fand es damals gut, zu wissen, dass offenbar Leute da sind, die wissen, was getan werden muss, und dass dafür gesorgt wird, dass alles seinen geordneten Gang geht und dass mit dem Toten richtig umgegangen wird.