Ich weiß gar nicht genau wie ich diesen Thread starten soll, vielleicht wird es etwas durcheinander, aber eventuell entwickelt sich ja trotzdem eine interessante Diskussion...


Nonnen leben ja bekanntlich einen sehr starken Verzicht aus Überzeugung zu ihrem Glauben aus. Wie steht ihr denn zu dieser Form des Verzichts? Lebt ihr vielleicht sogar selbst eine bestimmte Form des Verzichts aus?


Wir leben heute in einer totalen Konsumgesellschaft. Wir konsumieren und konsumieren. Ist da überhaupt noch jemand bereit Verzicht zu üben? Sei es aus religiösen oder aus anderen Gründen? Wissen wir überhaupt noch was genießen bedeutet und wie sich Dankbarkeit anfühlt, für die Dinge, die wir in Massen besitzen?


Ich denke, dass Verzicht auf vieles unnötige was uns heute in Massen umgibt, sehr gesund sein kann. Ob der Lebensstil der Nonnen schon zu viel des guten ist? Das weiß ich nicht, aber inspirierend ist es schon.


Mir stellt sich da nur die Frage, ob es wirklich gesund ist, wenn nicht geheiratet werden darf und keine Familie gegründet werden darf. Schließlich sehnt sich der Mensch nach Liebe zu einem Partner. Das ist unsere ganz natürliche Veranlagung. Sollte dies wirklich vollkommen unterdrückt werden?


Lasst uns einfach unsere Gedanken austauschen. :-)

    audrea_11988081

    Sehr gutes Thema.


    Ich habe ja schon mit vielen Nonnen zusammengearbeitet. Ich fand es immer sehr gut...auch mich dem Tagesablauf dieser Frauen anzupassen. Es ist trotz der Arbeit die sie hatten ein kontemplatives Leben. Es gibt im Tagesablauf Zeiten um ruhig zu werden, zu sich zu kommen, auch zu Gott zu kommen.


    Frueher wurden viele Frauen ins Kloster geschickt die das nicht wollten. Das war natuerlich falsch. Das Kloster war aber fuer andere Frauen die einzige Flucht, wenn sie nicht heiraten, Kinder bekommen usw. wollten.


    Auch wenn Frauen frueher sich mehr bilden wollten war das Kloster der Weg das zu machen.


    Ich hatte eine Grosstante die im Kloster war. Ich habe sie immer als eine sehr glaeubige, in sich ruhende Frau wahrgenommen. Sie war in einem kontemplativen Orden.


    Ich glaube auch, dass es sehr gut tut aus dem staendigen Konsum mal wenigstens teilweise auszusteigen. Ich versuche das in der Fastenzeit umzusetzen. Mir tut das gut. Es ist nicht nur ein koerperlicher Verzicht auf etwas. Es ist eine Zeit in sich zu gehen, sich inneren und spirituellen Dingen zuzuwenden.

      tahnee_12117418

      Ich würde mich ja gerne mal mit einer Nonne unterhalten, kam bisher aber noch nicht dazu.


      Ich glaube bis in den 70ern, oder waren es sogar 90er? wurden in Irland z.B noch Frauen aus unterschiedlichen Gründen gezwungen ins Kloster zu gehen, wo sie dann aber nur bestraft wurden?! Es gibt ja auch einen Film darüber, grausam.


      Ich denke auch das so ein Lebensstil ziemlich viel innere Ruhe mit sich bringt, wenn man freiwillig und aus Überzeugung bei der Sache ist.


      In der muslimischen Fastenzeit merke ich auch wie gut Verzicht tut.


      Außerhalb der Fastenzeit verzichte ich aber auch auf so manches, wo ich denke braucht man nicht unbedingt, tut nicht gut. Wenn ich so zurück blicke, hab ich da schon einiges hinter mir gelassen. Verzicht hat auf jeden Fall eine sehr positive Seite.

      Ja genau... 3 Jahre sind das glaube ich. Davor gibt es noch eine andere Phase, die ein halbes Jahr, bis zu einem Jahr andauern kann, je nach Orden.

      Da hast du Recht. Ich hab gar keinen genauen Plan gehabt wie ich dieses Thema genau anfangen soll, von welchem Punkt aus ich überhaupt anfangen soll. Der Verzicht kam mir als erstes in den Sinn.


      Hab schon eeeewig keinen Thread mehr erstellt. Bin aus der Übung :mrgreen:


      Eigentlich ist es ja zu aller erst die Liebe zu Gott, die eine Nonne dazu verleitet sich überhaupt auf diesen Weg zu begeben. Diese Liebe genügt ihnen und erfüllt sie. Ich denke, das ist der eigentlich wichtigste Punkt, worauf der ganze Lebensstil dann aufbaut, danach kommt erst der Verzicht und alles andere.


      Deinem letzten Satz kann ich mal sowas von zustimmen. Die falschen Menschen im Umfeld können der größte Ballast überhaupt sein, die negativen Gefühle kommen dann automatisch hinzu.

      Da ist was dran...


      Vermutlich empfinden viele ihren Verzicht auf etwas gar nicht mehr als Verzicht, wenn die richtige Motivation und Überzeugung dahinter steckt. Es ist dann einfach nur ein Teil eines individuellen Lebensstils.


      Ich würde bei einigen Dingen jetzt eigentlich auch nicht mehr sagen, dass ich darauf verzichte... Manches braucht man einfach nicht und diese Einsicht wird dann zur Normalität.


      Der Lebensstil einer Nonne ist ja eine Nummer größer. Wo ich einen riesen Verzicht sehe, sehen diese Frauen wahrscheinlich keinen Verzicht.


      Als weltfremd würde ich das ganze auch nie betrachten.

      Also ich finds gut...


      aber geschult werden sie dann ja wahrscheinlich trotzdem mal ordentlich in diesem Bereich, oder? :)


      Da hängt ja schon irgendwo auch eine Menge Wissen mit zusammen.

      audrea_11988081

      Also so einsam sind sie eigentlich gar nicht. Sie leben wie in einer community mit anderen Nonnen zusammen. Haben jeden Tag gewisse Aufgaben und Pflichten etc.
      Es gibt mit Sicherheit Menschen, denen aus Überzeugung die Hingabe zu Gott reicht und sich danach richten. Ich persönlich hatte auch nie einen Kinderwunsch,etc. Zudem gibt es auch asexuelle Menschen, die einfach kein Bedürfnis danach haben, mit jemanden intim zu sein. Diese Art von Menschen sind so einfach glücklich und vermissen auch nichts.

      Aber von Vorteil wäre es schon, wenn man z.B die Bibel mit diesen Sprachkenntnissen dann durchforscht. Die Bibel gehört schließlich zu jedem guten Priester dazu :)


      Ich denke, je besser man das Buch kennt, an welches man glaubt, desto besser ist man in seiner Berufung als Priester, Nonne, Imam, Rabbiner usw.

      Ich könnte bis zu einem gewissen Punkt wie eine Nonne leben. Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher.


      Nur käme für mich nicht in Frage, niemals zu heiraten, niemals eine Familie zu gründen. Das ist der einzige Punkt, der mir die Vorstellung so richtig schwer macht. :)


      Alles andere sind Kleinigkeiten, die man denke ich schon über Bord werfen kann, mit der richtigen Motivation.

        Richtig. So ist es. Das ist bei anderen Religionen auch der Fall. Da verzichtet man ja auch auf einiges, aus Überzeugung.
        Das fasten im Ramadan fällt den allermeisten auch nicht schwer, aus Überzeugung. Würde man das nur so machen, hätte man wohl größere Probleme. Als ich noch geraucht hab war das Verzichten im Ramadan kein Problem, aber einfach so aufhören? Neeee.
        Vegetariern, die aus ethischen Gründen verzichten, wird es vermutlich ähnlich gehen.

        Ein Priester sollte ja aber nicht nur Seelsorger sein, oder?
        Also Hebräisch wäre schon nicht schlecht.

          kolab_12914992

          Ich finde es schon wichtig, dass Geistliche diese Sprachen lernen.


          Sie sollten faehig sein die Schriften selber mit den Uebersetzungen vergleichen.

            Ich sehe es ein.... Verzicht ist wirklich der Falsche Begriff :mrgreen:


            Für mich hat der Begriff "Verzicht" allerdings nichts negatives. Ich sehe darin etwas positives, wahrscheinlich das, was du als bewusstes Handeln bezeichnest. Bewusstes leben würde es auch treffen.

              tahnee_12117418

              Genau...


              Es kommt immer ein besseres Verständnis dieser heiligen Schriften zustande, wenn man die dazugehörigen Sprachen mit heran zieht. Hebräisch und aramäisch sind im Bezug auf die Bibel z.B wirklich wertvolle und wichtige Sprachen.

              "​Aber zurückgezogen leben, einfach gekleidet zu sein, sich aus der Gesellschaft zurückzuziehen, das empfinde ich gar nicht als Einschränkung."


              Das empfinde ich auch nicht als Einschränkung, bis auf den Punkt, dass man nicht heiraten darf und keine Familie gründen darf. Das wäre für mich definitiv eine riesen Einschränkung und ein Verzicht, der für mich persönlich keinen Sinn ergeben würde.


              Ich merke, dass die meisten hier den Begriff "Verzicht" anders verstehen als ich. Ich hab ja meine religiöse Brille auf... Ich verstehe unter diesem Begriff, dass ich bewusst lebe, so bewusst wie möglich darauf achte, was ich brauche und was nicht, was ich konsumiere und was nicht. Ich versuche alles so gut es geht auf ein Minimum zu reduzieren, damit ich mich auf das wesentliche konzentrieren kann bzw. um das weltliche ein Stück hinter mir zu lassen. Manches davon würde für den einen oder anderen sicher keinen Sinn ergeben, aber mir gibt das dann ein positives Gefühl zurück, bewust auf etwas zu verzichten, aus einer Überzeugung heraus.
              Etwas ähnliches tut eine Nonne ja auch.


              Du hast Recht. Es ist also kein wirklicher "Verzicht", wenn man etwas weg lässt, was einem sowieso nicht fehlen wird und/oder wenn man durch einen Verzicht etwas positives zurück bekommt und das ist bei Verzicht aus Überzeugung wirklich der Fall.



              Ich bin wohl zu sehr Familienmensch. Ich kann mich da absolut nicht hineinfühlen, wie es wäre niemals zu heiraten und Familie zu gründen. :)



                Die Einsamkeit selbst garantiert aber auch nicht, dass man dann wirklich einsam ist.


                Ich bin echt gerne mal einsam. Nur meinen Atem zu hören, macht mir nichts aus. Man muss sich selbst auch mögen und mit sich im reinen sein, damit man Einsamkeit auch schätzen kann, aber auf Dauer würde Einsamkeit und das fehlen sozialer Kontakte wohl doch jeden unglücklich machen.


                Aber einsame Phasen finde ich gar nicht mal so schlecht.