Du stehst vor einem klassischen ethischen Dilemma: Deine Beziehung gibt Dir nicht alles, was Du für Dein Wohlergehen möchtest und Du stellst Dir logischerweise die Frage, ob du Dir jetzt einfach das Fehlende nimmst.
Nachdem ich jetzt alle Deine Posts in diesem Thread durchgelesen habe, denke ich, dass Du nicht nur ein klassisches Dilemma vor Dir hast, sondern auch 2 klassische Denkfehler machst.
1. Du erwartest von Deinem Partner, dass er seine Einstellung zur Sexualität (Häufgikeit, Intensität oder Öffnung der Beziehung) ändert.
2. Du nimmst für dich das Recht in Anspruch, Deine eigene sexuelle Entscheidung -- ganz allein für Dich -- zu treffen.
Warum Denkfehler? Darum:
1. Du bist mit Deinem Partner eine Beziehung eingegangen, in der ihr implizit oder explizit Monogamie vereinbart habt. Jetzt hast Du es Dir plötzlich anders überlegt und stellst an den Partner die Forderung, seine Einstellung dazu auch zu ändern. Du sagst selbst, dass Du es unfair empfindest, dass er davon nicht abrückt. Warum sollte er aber davon abrücken? Er ist genau so, wie Du ihn kennen- und liebengelernt hast. Er hat sich nicht geändert, sondern Du hast Dich geändert. Also ist es Deine Verantwortung, ihn dazu zu bewegen sich zu ändern. Aber Du kannst nicht verlangen oder fordern, dass er sich ändert, nur weil Du Deine Meinung geändert hast.
2. Du spielst gedanklich damit, Dir das einseitige Recht heraus zu nehmen, Dich sexuell ohne sein Konsens zu verwirklichen. Damit führst Du den Grundpfeiler einer Beziehung: Vertrauen und Verlässlichkeit ab adsurdum. Denn Deine Verwirklichung bedingt bewusstes Täuschen, geplantes Hintergehen und Lügen für den eigenen Vorteil. Als Begründung für die möglichen Lügen führst Du an, dass er sonst die Beziehung beenden würde. Du findest also, dass es für Dich angenehmer wäre zu Täuschen, Hintergehen und Lügen als auf die Beziehung zu verzichten. Du gibst ihm aber keine Chance eine ähnliche Entscheidung für sich zu treffen. Genau wie er sagen könnte, dass er sich trennt falls Du Dich sexuell verwirklichst, könntest Du ihm sagen, dass Du Dich trennst, wenn er die Verwirklichung verweigert. Dann, aber erst dann könnt ihr gleichwertig über eine Lösung (Konsens oder Kompromiss) reden.
Insgesamt denke ich, Du machst es Dir viel zu leicht. Jede Beziehung erfordert von beiden Seiten Verzicht und Entgegenkommen. Du aber hast Angest vor der Konfrontation und den möglichen Folgen und daher bringst Du den Konflikt nicht auf den Tisch, sondern überlegst, den ethisch falschen Weg zu gehen, nämlich für den eigenen Vorteil zu Lügen, zu Täuschen und zu Hintergehen.
Anders ausgedrückt: Wenn Du Arsch in der Hose hast, rede mit Deinem Partner offen und ehrlich! Wenn nicht sei halt selbst der Arsch in der Beziehung.