alara_11987530Ich frage mich auch
wie eingebildet manche hier sind. Wie kurzsichtig. Und auf welch hohen Rössern die sitzen.
Ich wurde noch mit der Einstellung erzogen, dass man Schulden, die man gemacht hat, warum auch immer, gefälligst zurückzahlt. Ohne wenn und aber. Wenn das eingebildet ist, bin ich das sehr sehr gerne. Ich weiß nämlich tatsächlich nicht, was dagegen spricht, seine Schulden zu tilgen. Wenn es sein muss eben auch über 20, 30 Jahre oder länger.
Welchen Grund gibt es, nicht 20, 30 oder 40 Jahre lang zu zahlen?
Ist eine ernst gemeinte Frage.
Eine Schuldsumme von 50.000 Euro hat man mit einer monatlichen Rate von 125 Euro in knapp 35 Jahren getilgt.
So eine Summe könnte sogar ein Hartz IV Empfänger leisten, wenn der seinen Hintern in die Höhe bekommt und sich wenigstens noch einen Mini-Mini-Job (so 5 Stunden wöchentlich) dazu sucht.
Und - von Leuten abgesehen, die krankheitsbedingt (teil)erwerbsunfähig sind - niemand muss 35 Jahre lang "hartzen"; niemand hat 35 Jahre lang Babys und Kleinkinder, die ihn an einer Teilzeit- oder Vollzeitarbeit hindern würden, oder daran, eben bspw. am Abend oder Wochenende noch einen Mini-Job anzunehmen, um die Tilgungsrate zuzuverdienen.
Wenn eine Insolvenz so schlimm ist, dann stellt sich die Frage, warum Leute diesen Weg überhaupt gehen wollen? Dann sollen sie es doch ganz einfach lassen.
Ich habe tatsächlich schon viele, meist als Mandanten, erlebt, die ihrerseits freiwillig Insolvenz beantragt haben - eine Insolvenz, die auf Betreiben eines Gläubigers initiiert wurde, ist mir persönlich aber noch nicht untergekommen.
Offenbar finden sehr viele Insolvente die ach so schlimme und unbequeme Insolvenz immer noch viel viel attraktiver, als andernfalls über Jahrzehnte für IHRE Schulden aufkommen zu müssen.
Ja, ich finde Insolvenzen asozial.
Was sind sie denn sonst?
Kann man so kurzsichtig sein, so eine LmaA-Haltung haben, dass man die Folgen von Insolvenzen einfach so ausblendet? Es geht da nicht nur immer um nicht getilgte Bankkredite oder um Schulden bei Großunternehmen, es geht auch um Gelder, die andere, Privatpersonen, kleine Firmen, unterer Mittelstand DRINGEND benötigen - um selbst überleben zu können; da hängen mitunter ganz viele andere Existenzen dran.
Ich habe viele Mandanten erlebt, die ihre Gebührenrechnungen nicht bezahlt haben, teilweise kein Bock, teilweise unterhalb der Pfändungsfreigrenzen, teilweise nur mit "EV", teilweise auch insolvent mit entsprechendem Verfahren.
Das war immer sehr lustig, ja wirklich, wenn der Chef dann kam und frohgemut verkündete, dass er nicht in der Lage ist, die Löhne rechtzeitig zu zahlen (und nicht mal sagen konnte, wann das machbar sein würde). Fand mein Vermieter auch immer komplett zum totlachen, wenn ich ihn deshalb mit der Miete vertrösten musste.
Ich habe auch erlebt, wie unsere Nachbarn mit ihrem kleinen Familienunternehmen pleite gegangen sind; die hatten einen kleinen Flieserleger-Betrieb mit angeschlossenem Fliesen/Steinplatten-Verkauf, mühsam nach der Wende aufgebaut. Die sind pleite gegangen, weil so viele Kunden die Rechnungen nicht bezahlt haben. Tolle Sache.
Mein Vater wurde arbeitslos, weil seine Firma insolvent ging; war ein Konstruktionsbüro (die erstellten dort Fassaden-Konstruktionen für in- und ausländische Objekte, Bürogebäude, etc.); war eine mittelständische Firma - so um die 30 Angestellte.
Monatelang zu spät Lohn, zu wenig Lohn, Überstunden, die nicht bezahlt wurden, Urlaubstage, die nicht genommen werden konnten.
Herr Chef saß derweil zuhause in einer großen Villa, planschte im riesen Pool, fuhr, mit Frau "Chefin", Luxusschlitten - und seine Angestellten durften dann irgendwann beim Amt vorstellig werden. Beim Chef war nichts zu holen - Haftung allein beschränkt auf das Unternehmen.
Der "Witz" - Frau "Chefin war ein paar Jahre zuvor mit einer ähnlichen Firma in Insolvenz gegangen.
Und der "Oberwitz" - Sohnemann "Chef" ist jetzt mit einer entsprechenden Firma zugange.
Ja, ich finde Insolvenzen asozial.
Denn die betreffen eben nicht nur den Insolvenzschuldner.
Die verursachen wirtschaftliche/volkswirtschaftliche Schäden; Steuern die nicht realisiert werden, Gelder, die anderen Menschen und Firmen fehlen - und dort für Schieflagen sorgen.