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Nehmen Schwangere Antidepressiva zu sich, können ihre Babys nach der Geburt Entzugserscheinungen haben. Wissenschaftler der Universität von La Laguna haben herausgefunden, dass die Einnahme von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) schädlich für das Baby sein kann, berichtet das Wissenschaftsmagazin The Lancet.
Ärzte sollten SSRI nicht mehr an schwangere Frauen verschreiben, oder zumindest vorsichtig damit umgehen, so die Wissenschaftler. In den vergangenen sieben Jahren wurden SSRI als Standardbehandlung für Depressionen eingesetzt. Es war aber bekannt, dass beim Absetzen des Medikaments Entzugserscheinungen auftreten können. Eine Studie der Universität La Laguna zeigt nun, dass ungeborene Babys demselben Risiko ausgesetzt sind wie die Mütter, die mit SSRI behandelt werden. Kommen diese Babys auf die Welt, sind Entzugserscheinungen keine Seltenheit - die Babys zucken, sind extrem reizbar, weinen abnormal viel und zittern.
Die spanischen Wissenschaftler überprüften die Datenbank der World Health Organization WHO auf nachteilige Medikamentenreaktionen im Zusammenhang mit dem Gebrauch von SSRI. Seit November 2003 traten 93 Fälle auf, in denen Babys Entzugserscheinungen hatten. In 64 Fällen waren die Mütter mit Seroxat (Paroxetin) behandelt worden, in 14 mit Prozac (Fluoxetin), in neun mit Setralin und in sieben mit Citalopram. Die Medikamentendosis war nur bei 13 Paroxetin-Fällen angegeben. Sie reichte von zehn bis 50 Milligramm pro Tag. Die Behandlungszeit war nur bei acht Fällen angegeben - sie erstreckte sich von vier Monaten bis hin zu fünf Jahren.
Emilio Sanz, Leiter der Studie: "Die Ergebnisse zeigen, dass Entzugserscheinungen bei der Behandlung mit Paroxetin ein größeres Problem darstellen als bei den anderen Medikamenten. Paroxetin sollte nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Wenn es unbedingt sein muss, dann nur in der kleinstmöglichen Dosis. Auch mit den anderen Antidepressiva sollte sehr vorsichtig umgegangen werden." Forscher der Yale Universität finden es hingegen falsch, Entzugserscheinungen nur mit Paroxetin in Verbindung zu bringen. Vladislav Ruchkin meint: "Diese neuen Erkenntnisse könnten das Ende der SSRI-Ära einläuten. Solange die Forschungsergebnisse nicht widerlegt werden können, sollte man auf eine Therapie ohne Medikamente zurückgreifen."
Sheila Moser | Quelle: pressetext.austria
Weitere Informationen: www.ull.es
www.thelancet.com