werner_12479989PS: ...
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Auf dem Weg zur Uni sind mir noch ein paar Sachen eingefallen, die Probleme bereiten bei Männern mit Stiefeln.
Wie bereits erwähnt, gehören Hosenbeine in die Stiefel und müssen dazu schlank oder gar besser körperbetont geschnitten sein. Dies hat jedoch zur Folge, daß diese Hosen bei vielen Männern nur und ausschließlich zu Stiefeln getragen werden können, da sie im Schnitt über größere Füße verfügen, die an schmal geschnittenen Hosenbeinen in Halbschuhen einfach mal dämlich aussehen. Es geht dabei darum, daß größere Füße eher etwas andeuten, was Richtung rechter Winkel zwischen Fuß und Bein geht. Wohingegen bei kleineren Füßen eher eine geschwungene Linie entsteht. Das fiel mir in aller Deutlichkeit auf, als eine Freundin meine Hose (Röhrenjeans) musterte und skeptisch die Augenbraue hob -- dann aber feststellte, ich würde ja später Stiefel dazu anziehen, dann ginge das ja. Ich habe ja noch ein paar Absatzschuhe zuhause, wo ich z.B. feststellen konnte, daß es ab ca. 4,5cm Absatz auch mit der Röhre ginge, also die Linie von Fuß zu Bein durchaus angenehm anzuschauen war. 4cm Absatz sind dafür interessanterweise zuwenig bei meinen Füßen (Gr. 46/11) für die Röhre. Absätze können also helfen, die Silhouette in eine wohlgefälligere Form zu bringen. Die Alternative zu Absätzen am Männerfuß ist dann die weite Hose am Männerbein, wodurch der Effekt erzielt wird, das Verhältnis von optischer Länge des Fußes zum Umfang des Knöchels zu korrigieren. Das ist das geometrische Problem.
Es gibt noch ein soziales Problem. Männer bzw. männliche Egos kommen mit ungewollter Aufmerksamkeit weniger zurande ("Was guckst Du?!"), liegt vermutlich am Testosteron, wer weiß. Jedenfalls hat es sich bei uns kulturell so eingebürgert, daß Frauen optisch auffallen können, dürfen und gar sollen, wohingegen Männer das nur in kontrollierter Umgebung anstreben, ansonsten aber eher unter dem Aufmerksamkeitsradar bleiben wollen. Wenn sie auffallen, dann soll es durch bestechende Männlichkeit sein -- aufgrund der Optik oder gar Ästhetik aufzufallen ist weiblich. Männer lernen nicht, Kritik abzutun oder drüberzustehen, sondern dagegen anzukämpfen. Wo eine Frau sich bei einer Freundin ausheulen kann ("ich sah heute so scheiße aus, alle haben mich angestarrt wie einen Freak!"), würde so etwas bei einem Mann das eh labil ausgeprägte männliche Ego gänzlich zerreißen. Eher wird ein Mann 'graues Mäuschen' spielen, als sein Aussehen einer größeren Aufmerksamkeit auszusetzen. Womit wir wieder beim Thema "modische Experimentierfreudigkeit der Männer" wären.
Wenn ich im vorigen Absatz von Männern und Frauen schreibe, dann meine ich damit den aktuellen Zustand von Männern und Frauen. Es gab Zeiten, Kulturen und Moden, wo das ganz anders war. Im 18. Jahrhundert haben auch Männer Begeisterung für feine Stoffe, Schmuck (im weitesten Sinne) und gutes Aussehen aufbringen können, im 19. Jahrhundert hätte Frauen wenig ferner gelegen, als irgendwas zu tragen, was auch nur den Ansatz von Haut zeigen konnte oder sie modisch in die Nähe von Männer gerückt hätte.
LG
Madinside