Hallo Forum,


mal wieder ein neutrales und sogar noch esoterisches Thema - vielleicht antwortet ja trotzdem jemand? ;-)


Was fallen Euch für interessante Mythen und Geschichten ein und was könnte "dran sein"? Mehr oder minder bedeutungslose Erzählungen von Einzelpersonen und / oder Überlieferung mythischer Dinge?
Mir fallen für beides Beispiele ein. Eines der bekanntesten Märchen - Schneewittchen - läßt sich recht einfach erklären: da hat wer bißchen viel Alraune genascht. Es gab ihr die böse Hexe (nun, es war oft Bestandteil der "Liebestränke"), dann verzerrte sich erst die Wahrnehmung (Zwerge, zu kleine Einrichtung), dann wie so oft gesteigertes Durst- und Hungergefühl (von jedem Tellerchen gegessen, aus jedem Becherchen getrunken), naja, dann kam die Hauptwirkung der Alraune (auch wenn ich nicht glaube, dass die "Zwerge" nicht da waren, als sie die Bettchen durchprobierte ;-)) Ja und als nächstes kommt ein totenähnlicher Schlaf, der mehrere Tage andauern kann und aus dem der Betreffende nicht zu wecken ist. Mit etwas Glück bleibt der auch totenÄHNLICH und der besorgte Prinz kann einen wachküssen. Dann allerdings würde ich an der Stelle auch lieber auf die böse Schwiegermutter zeigen :-D
Auf der anderen Seite steht beispielsweise die Sage um Avalon, die man auch mit einem zu dieser Zeit offenen Dimensionstor erklären könnte. Schließlich mußte immer einer dabei sein, der "die Nebel teilen" konnte, es gab einige wenige Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die auch noch anders aussahen (Morgana la Fey beispielsweise wird immer als "klein und dunkel" beschrieben), es wurde mit der Zeit immer schwerer, diesen Ort zu erreichen...
Und was ist mit den ganzen Geschichten über Feen / Elfen und Kobolde? In dem Falle glaube ich beispielsweise auch nicht, dass da jemand einen nicht ganz naturbelassenen Apfel gegessen hat ;-)


LG nyx

Ja die Mythen...
...
da fehlt doch noch Atlantis.


Um eine Welt versinken zu lassen, muss dieser Apfel schon sehr belastet gewesen sein ;-)


Ich denke, dass mehr dran ist, als wir glauben. Weil wir eben in einer Zeit leben, in der nicht wissenschaftlich nachweisbare Dinge eben auch nicht existieren.


LG
Janeh

ein Monat später

Märchen, Mythen und Legenden
Jeder Kulturkreis und Religion hat ihre Mythen, Sagen und Märchen hinter denen tiefe, "magische" Lebenswahrheiten und Volksweisheiten stecken - Ängste und Hoffnungen, Entschäuschungen, Glaube und Wünsche kommen gleichermaßen zum Ausdruck.
Nehmen wir die großartigen "lehrenden" Busch oder Grimm. Hierzu fällt mir gerade "die sieben Raben ein"...wie könnte es auch anders sein bei einem Raben. Ich kopiere es mal:


"Einem Vater wird nach sieben Jungen endlich ein Mädchen geboren. Er schickt seine Söhne Taufwasser für das Töchterchen holen. Da diesen jedoch der Krug in den Brunnen fällt und sie nicht zurückkommen, spricht er in seiner Angst: "Ich wollte, daß die Jungen alle zu Raben würden". Der gedankenlose Wunsch wird umgehend erfüllt - der Vater sieht sieben Raben durch die Lüfte flattern.


Das Töchterchen wächst auf ohne zu wissen, dass es Brüder hatte, denn die Eltern verschwiegen ihm deren Schicksal. Endlich erfährt es durch andere Leute was geschah, und dass diese ihr die Schuld an dem Vorgefallenen geben. Obwohl die Eltern ihr erklären, sie könne nichts für das Verhängnis, fühlt es sich weiter schuldig und macht sich allein auf den Weg, die Brüder zu erlösen.


Das Mädchen durchwandert die ganze Welt, kann seine Brüder aber nicht finden. Endlich, die Welt ist zu Ende, kommt es zur Sonne, dann zum Mond, die ihm aber mit ihrer Hitze und Kälte beide feindlich sind. Die Sterne jedoch sind ihm freundlich gesonnen, und der Morgenstern gibt ihm ein Hinkelbeinchen, mit dem es den Glasberg aufschließen könne - dort seien die Brüder zu finden. Am Glasberg angekommen hat das Mädchen das Beinchen, den Schlüssel, verloren. In seiner Not schneidet es sich einen Finger ab, steckt ihn in das Schloss, und das Tor öffnet sich. Drinnen trifft es auf einen Zwerg, der sagt ihr, die sieben Raben seien nicht zu Haus, aber es deckt ihr den Tisch mit sieben Tellern und Bechern. Das Mädchen nimmt von jedem etwas, und in den letzten aber lässt es seinen Ring fallen. Als die Raben zurückkehren, wollen sie essen, bemerken aber, jemand ist ihnen zuvor gekommen. Sie sprechen: "Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Wer hat aus meinem Becherchen getrunken? Das ist eines Menschen Mund gewesen." Der siebente Rabe findet auf dem Grund seines Bechers den Ring, erkennt ihn und wünscht sich die Schwester herbei. Sie tritt hervor, und die Brüder sind erlöst."


Man denke z. B. auch an die jüdische Mythologie, die hauptsächlich in der Torah, im Talmud und im Tanach zu finden ist. Darüber hinaus entwickelten sich außerbiblische Legenden wie die der Lilith.


C.G. Jung schrieb einmal:
"Das Märchen ist der große Bruder des Traumes."
Wenn wir uns auf das Märchen einlassen so stellen wir fest, dass es uns wie mit den Träumen geht, dass Dinge, die im Märchen vorkommen, uns oft grotesk, irreal und phantastisch erscheinen, mit unserer angeblichen "Realität"nichts zu tun haben.


Märchenhafte Rabengrüße euch allen

Liebe Mannileone,
Brutälität durchzieht schon seit jeher die Leben aller Generationen. Es gehört demnach (leider) zum Dasein dazu. Warum sollen Märchen nur Liebliches darstellen? Am Ende siegt jedoch immer das Gute. Somit hat es für Kinder meiner Meinung nach doch etwas positiv Lehrendes, was man von vielen TV-Sendungen absolut nicht sagen kann.


Zu Jung: Er wollte wohl damit sagen, dass im Märchen wie auch im Traum das meiste eine symbolisch-magische Bildspache enthält, die erst entschlüsselt werden muss, um verstanden zu werden.


Noch ein Zitat von Thorwald Detlefsen. Ich halte es für interessant, wobei ich aber auch erwähnen möchte, dass ich Detlefsen's Anschauungen größtenteils mit Skepsis betrachte.


" Würde die Tradition der Märchenerzähler, die durch Gasthäuser, Dörfer ... zogen und Märchen erzählten, heute noch bestehen und die Menschen genügend mit heilenden, kraftgebenden Bildern versorgt werden, dann wäre das Berufsbild des Psychologen und Psychoanalytikers überflüssig.
Die Menschen waren so mit heilenden Bildern versorgt, dass die Seele sich selbst heilen konnte. So wie der Körper nach Nahrung verlangt, so verlangt auch die Seele nach heilenden Bildern als Nahrung. Diese Bilder gibt das Märchen, ebenfalls die Mythen, Sagen und Legenden der Völker."


Lieben Gruß

    jokull_11857064

    Schön...
    erst ein mal Danke an alle, die doch noch was dazu geschrieben haben, hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben ;-)


    @Mannileone: ich denke nicht, dass man einen Aspekt des Lebens ausklammern sollte - auch nicht in Märchen. Wichtig ist auch für mich, dass Konflikte ja schlußendlich aufgelöst werden und man also das "Schlechte" nicht mit "in den Schlaf nimmt".


    @rabenvogel: besonders vielen Dank für die schöne Geschichte!
    Zumindest ist es jetzt so, dass Menschen offenbar mit sich selbst wesentlich schlechter klar kommen. Klar, bestimmte Störungen (Schizophrenie und überzogene Aggressionen beispielsweise) hat es schon immer gegeben, aber ich denke ein solches Übermaß an Depressionen beispielsweise nicht. Ob das nun an Märchenerzählungen hängt? Auf jeden Fall denke ich hat es damit zu tun, dass wir uns immer weiter von "unserer Natur" entfernen. Ich finde es auch wirklich schrecklich, dass so viele Weisheiten und Traditionen im Moment in Vergessenheit geraten - auch ein Grund für diesen Thread


    LG nyx

      Mannileone,
      ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt. Dieser Part:
      .... "wobei ich aber auch erwähnen möchte, dass ich Detlefsen's Anschauungen größtenteils mit Skepsis betrachte"...


      ....ist nicht auf die Märchen bezogen.
      Ich meinte damit seine Analysen bezüglich Krankheiten und deren Heilungen.


      Nun, die Akzeptanz der Kirche ist sicherlich hinreichend vorhanden, solange ihrer ideologischen und moralischen Vorstellung entsprochen wird.


      Gute Nacht

      gytha_12650464

      Danke nyx
      Ich hege die Hoffung, dass wertvolle Traditionen nicht in Vergessenheit geraten
      und auch, dass die Menschen wieder lernen, achtsamer im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt hierfür erfreuliche Ansätze. Ich treffe immer häufiger auf Menschen, die nach ethischen Werten leben und deren Bewusstsein sich nicht nur an Materiellem orientiert....und deren Dasein nicht nur von "just for fun" bestimmt wird.


      Nun muss ich aber rasch ins Nestchen, ehe ich noch mein Räbchen verpasse, das sich im Anflug befindet....Gute Nacht