Hallo,
Ich möchte versuchen hier das erste Mal seit über 8 Jahren eine Frage zu stellen und ich hoffe mir kann irgendjemand eine Antwort geben.


Gibt es einen Hauptgrund warum man Bulemie hat?
Ist es
1)Das verzerrte Bild von Schönheit womit ich in dieser Gesellschaft aufgewachsen bin
2)Vielleicht ein Erlebnis in der Vergangenheit, das ich verarbeite, indem ich mich selber verletze, insofern das ich kotze(ich ritze nicht aber ich finde ich verletze mich sehr mit der Bulemie)
3)Ist es ein Hineinfressen und späteres auskotzen von Selbsthass, und wenn ja, wieso tue ich das?
4) Ist es weil ich auf mich aufmerksam machen will indem ich leide? Will ich eigentlich das meine Freunde und Familie mein stummes Leiden hört, und sich kümmert?
5)Hat jede Bulemie einen anderen Hintergrund?


Ich bin ein ganz normales, hübsches Mädchen, ich bin 1,73 groß und wiege zur Zeit 64 Kilo, meine Proportionen sind nicht toll, da sich alles Extrem auf den Bauch verlagert(aber wer sagt mir eigentlich dass das, "nicht toll ist"..)
Ich studiere und bin sehr glücklich mit der Wahl meines Studiums, alles läuft gut. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit, eine ebenso schöne Jugend, habe eine tolle Familie, mir ist nie etwas schreckliches passiert(Unfall, Vergewaltigung,etc) Nie. Ich hatte immer alles und habe alles.


Seit nunmehr 8 Jahren kotze ich mein Essen regelmäßig aus, oder esse mal gar nicht aber meistens kotze ich. Inzwischen gebe ich schon viel Geld aus für meine Fressattacken, beim Essen denke ich ans kotzen, ich erlaube mir Essen nur unter dieser Bedingung.
Ich habe all dies nie als sehr schlimm angesehen. Ich weiß das ist normal. Ich beschäftige mich viel mit mir selber, ich weiß eine Menge nur ich will wissen warum diese Krankheit in meinem Kopf ist. Wie finde ich heraus was passiert ist. Ich möchte hier alleine rauskommen, weil ich denke dass ich es schaffen kann. Was macht mich so wütend auf mich selber....was kann das nur sein. Muss es einen Grund geben, oder ist es einfach eine Gewöhnung die zur Sucht geworden ist?


Ich möchte wieder essen können ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich möchte mich im Spiegel anschauen ohne das Bild in meinem Kopf zu verzerren, ich möchte mit dem was ich habe glücklich sein, denn es ist soviel.
Ich weiß das Ich so gut bin wie ich bin,ich weiß das Leute die mich wegen meines Aussehens nicht mögen oder nicht akzeptieren, ziemlich oberflächlich und damit für mich nicht sehr wichtig sind. Ich weiß das Attraktivität zum größten Teil daraus besteht, das meine innere Schönheit nach außen glänzt, Menschen spüren dass ich ein guter Mensch bin, der ein Herz hat und von Grund aus voll fröhlichkeit, Stärke und Liebe ist.


Bin ich eigentlich glücklich und bin nur aus einer Gewöhnung in eine Sucht geraten? Kann ich mir das wie Rauchen oder sonst was einfach abgewöhnen? Muss ich gar nicht tiefer nachsuchen?


Ich wäre unglaublich dankbar falls mir irgendjemand atworten könnte,
Ich hoffe und bete für alle hier, alle die nicht richtig essen können und nicht wissen warum. Und ich freue mich für alle die einen Weg herausgefunden haben


Mit Lieben Grüßen,


Mareike

Hallo mareikchen
Dein Beitrag ist wirklich sehr interessant und ich möchte mir mal die Zeit nehmen um genauer auf deine Fragen einzugehen.. Allerdings wird es noch ein bisschen dauern :-S Wollt dir nur sagen dass du die nächsten Tage AUF JEDEN FALL mit einer Antwort von mir rechnen kannst ;)
Ganz liebe Grüße
:)

    ileen_12719511

    Hört sich schlimm an
    Also, ich hab/hatte auch Bulemie, aber ich weis warum. Aber jetzt gehts erst mal um dich. Also das mit dem Aufhören ist nicht so einfach wie mit dem Rauchen, weil du ja das essen nicht einfach weg lassen kannst und dich täglich damit auseinander setzten musst. Aber das Kotzen ist eine Angewohnheit die man sich abgewöhnen kann und auch muss, dauert allerdings, vorallem wenn dus schon 8 Jahre machst. Ganz wichtig ist dein Wille. Steck nicht sovie Energie dahinter, herauszufinden warum du das machst, sondern versuche stark zu sein um damit aufzuhören. Zuersteinmal würde ich versuchen regelmäßig zu essen. Kleine Portionen, damit dein Magen sich daran gewöhnt. Zwischen den Mahlzeiten mind. 2 Std. Pause, besser 3, damit du von dem Dauerfressen weg kommst. Versuche eine angenehme/andere Atmosphäre zu schaffen, als du es bei deinen "Orgien" gemacht hast. Auch wenn du es alleine schaffen willst, weihe eine gute Freundin ein, die mit dir isst und sich danach mit dir beschäftigt. Es ist wichtig, das du gerade nach dem Essen jemanden hats mit dem du über deine Gefühle reden kannst, weil sie dir dann auch viel besser bewußt werden. So hart es sich anhört, aber ich muss es dir sagen, am Anfang wirdt du etwas zunehmen. Dein Körper wird alles was du behältst erstmal einlagern, weil er immer wieder damit rechnet, das du es ihm wieder "nimmst". Aber nach spätestens einer Woche, wenn du deinem Körper bewiesen hast das er dir vertrauen kann, pendelt sich das wieder ein und alles geht seinen normalen Weg in die Kloschüssel. Es wird ein harter Kampf, aber jeder tag ohne Kotzen ist ein Gewinn, du schaffst das schon. Den ersten Schritt, das du damit aufhören willst, hast du schon gemacht. Viel Glück und melde dich wenn du mehr Hilfe brauchst. Ich(wir) sind da.

        olivie_12936800

        Ich danke dir
        Das hört sich alles sehr gut an, ich danke dir(euch?) sehr für die Antwort,ich werde mich melden. Ich bin sehr froh dass es dieses Forum mit so lieben Menschen gibt. Danke für die Hoffnung-Mareike

          Hallo Mareike
          So also zu erst möchte ich dir sagen, dass es sehr schwierig ist eine konkrete Antwort auf deine Frage zu geben. Denn jeder von uns ist anders und hat seine eigenen ganz persönlichen Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse.
          Somit komme ich gleich zu deiner Hauptfrage, nämlich gibt es eine spezielle Ursache für die Essstörung? Die Frage ist mit Nein zu beantworten. Ich habe mal gehört man spricht bei einer Essstörung von einem "mehrdimensionalen Entstehungsmodell", d.h. es spielen hier individuelle, familiäre und sozialkulturelle Faktoren eine Rolle. Und wie ich sagte da jeder eine andere Auffassung von etwas hat, wirkt es sich bei jedem anders aus. Jeder muß für sich selber rausfinden welcher Faktor bei IHM die auslösende Rolle gespielt hat. Deswegen ist es ja bei einer Essstörung so wichtig hinter der Ursache zu kommen, denn bleibt man unwissend und bekämpft nur die Symptone (die Fressattacken, das Übergeben usw) mag man damit syptomfrei sein, aber den eigentlichen Grund kennt der Betroffene immer noch nicht. Und läuft damit Gefahr früher oder später bei einer nächsten "auslösenden" Situation wieder in das alte Muster zu verfallen...
          Alleine ist es oft sehr schwierig hinter die Gründe zu kommen. Aber schließlich wie sollten wir auch dahinter kommen, denn schließlich sind wir doch die Opfer..!? Vieles betrachten wir zu subjektiv. Gerade deswegen ist es ja hilfreich mit einem Therapeuten darüber zu reden, denn nur er kann dir helfen Stück für Stück zu deinem Selbst wieder zu finden. Allerdings wie gesagt, er kann dir auch nur "helfen", schaffen kann man es letzendlich nur selber. Man muß schon den Willen mit in eine Therapie mitbringen. Zu meinen man bräuchte nur hinzugehen und dann würde man schon gesund werden ist falsch...
          Bei mir war es so, dass ich mit der Zeit alleine hinter meinen "persönlichen" Grund gekommen bin, ich kenne meine Schwächen und bin ehrlich genug zu mir selber um mir einzugestehen, warum ich so geworden bin. Ich meine, es ist wie ich schon sagte oft nicht einfach dahinter zu kommen. Wenn du sagst, dass du es selber nicht weißt, dann wäre es für dich um so ratsamer professionelle Hilfe hinzu zu holen.
          Auch bei dir existiert eine ganz individuelle Ursache, vielleicht ein Zusammenspiel aller der Möglichkeiten die du aufgezählt hast!? Ich denke bei dir hat sich jetzt die Krankheit auch zu einer sehr schwierigen Sucht entwickelt haben, so dass du mittlerweile selber gar nicht mehr weißt ob es nur noch eine Gewohnheit ist. Du schreibst ja auch selber, dass du es als nicht so schlimm ansiehst.
          Auf jeden Fall empfehle ich dir wie gesagt eine Therapie aufzusuchen. Schau mal unter www.bulinie-online.de nach!


          Ich finde es wirklich super, dass du nun endlich den Schritt in Richtung Besserung gehen möchtest!! Man kann es wirklich wirklich schaffen, es ist nichts unmöglich :) Man braucht viel Kraft dazu, aber das sollte es dir angesicht des schöneren Leben was dich erwartet, wert sein. Und bei jeden Rückschlag den man erleidet muß man immer wieder aufstehen... Die Bulimie ist eine sehr ernstzunehmende Krankheit, durchbrich diesen Teufelkreis, werde wieder Herr über dein Leben.
          Ich wünsche dir alles Gute, wenn du noch Fragen hast stell sie ruhig. Ich hoffe ich habe zumindest einen großen Teil deiner Fragen einigermaßen beantworten können.
          LG :)