Outing
Ich oute mich mal als einer der Männer, die das Ansprechen von Frauen eher meiden.
Womit ich dann interessanterweise so ziemlich der Einzige bin in diesem Thread ;-)
Wobei ich präzisieren muss: Ich meide weniger das Ansprechen fremder Frauen, das mach ich eigentlich je nach Kontext recht oft und gern. Was ich nicht leiden kann ist das eindeutig erotisch intendierte Ansprechen bzw., das Einbringen der Erotik in eine neue Bekanntschaft, wenn man sich bereits auf andere Weise kennen gelernt hat. Es geht also in meinem Fall nicht um das Ins-Gespräch-kommen, sondern um das direkte oder auch halb-direkte Anleiern von Sex. Letzteres kann ich absolut nicht leiden. Der Grund ist zum einen, dass ich das Machtungleichgewicht hasse, das in diesem Moment entsteht: Der eine (der Mann) zeigt dem anderen (der Frau), dass er etwas will, ohne zu wissen, ob der andere das auch will. Durch diesen momentanen Informationsvorsprung ist die Frau in der überlegenen Position und ich als Mann bin zumindest vorläufig abhängig von ihrer Reaktion und das stinkt mir. Denn natürlich entblößt man sich, wenn man dem anderen zeigt: Hey ich bin scharf auf Dich! Und natürlich wird damit sehr viel verletzbarer als üblich.
Zum anderen kann ich den, nennen wir es mal Rollenwechsel, der damit einhergeht, nicht leiden. Normalerweise bin ich ein hoch gebildeter, sozial gut integrierter Mensch, der sich an gewisse Grundregeln eines höflichen Umgangs hält und das auch von anderen erwartet. Aber wenn es um das Eingehen von Beziehungen geht, dann soll ich plötzlich den schwanzgesteuerten Urmenschen mimen, der anderen Leuten so seltsame Dinge zu mutet wie zu versuchen, an ihrem Körper rum zu tatschen, die Klamotten runter zu zerren, ihnen die Zunge in den Mund zu schieben und andere unzivilisierte Befremdlichkeiten. Sex eben. Normalerweise ein beherrschter und ruhiger Mensch, soll ich nun plötzlich so tun, als wäre ich nicht mehr Herr meiner Instinkte und bräuchte jetzt ganz ganz dringend Sex. Brauch ich aber nicht, ich komm ganz gut ohne aus und mag es nicht, von Frauen in diese seltsame Neanderthaler-Rolle gedrängt zu werden.
Meiner persönlichen Erfahrung nach mögen es Frauen, wenn ihnen ein Mann das Gefühl gibt, dass er sie so sehr begehrt, dass er nicht mehr anders kann, als aus seiner üblichen sozialen Rolle des höflichen Umgang heraus zu fallen und Sex zu initiieren. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich hab aber einfach keine Lust mehr, den Frauen das zu geben, denn zum einen das bin nicht ich. Ich nix Primat Ihr verstehn? Und zum anderen bin ich, offen gestanden, neidisch. Ich würde auch lieber begehrt werden als selbst zu begehren, umworben werde als selbst umwerben zu müssen. Das werd ich in diesem Leben aber nicht mehr kriegen, denn an dem Punkt halten Frauen von Gleichberechtigung dann plötzlich gar nichts mehr.
Und da Frauen sich traurigerweise ohne das oben beschriebene Affenmenschen- Schmierentheater typischerweise auf eine Beziehung gar nicht erst einlassen, werd ich dann wohl allein bleiben. Aber das ist auch okay, ich hab fest gestellt, dass ich damit insgesamt ganz gut zurecht komm.