Guten Morgen. Ganz großen Dank.
Wir sprachen heute Morgen über den gestrigen Streit.
Wir reden sehr viel. In unserer Beziehung bin ich derjenige, der knifflige Probleme frühzeitig anspricht. Etwas mit ihrer Kindheit, den Eltern, wo (bis heute) nicht geredet wird. Die Situation ist eher ein Hinweis darauf, dass Reden nur die Basis ist. Wenn das Verhalten sich nicht ändert, bleibt ein Problem erhalten.
Wir sprechen seit 2-3 Jahren über dieses Problem, wo es sich seit 2023 zuspitzt. Wie es früher war? Es hatte zu Anfang der Beziehung nicht existiert. Es tauchte erst auf, als sie Grundschullehrerin wurde. Plötzlich wurde sie zur Super-Mutter, die ihren Helikopter nicht mehr verlässt. Sie macht wirklich viel mit den Kindern, das toll ist (Bogenschießen, Segeln, Bowling, Fußballverein, etc., was nicht teuer ist, worauf man aber erst kommen muss und dann die Muße finden muss, um es zu organisieren). Sie lädt oft andere Kinder ein. Die anderen Eltern loben sie sehr dafür. Sie hat dabei viele Eltern-Freundschaften entwickelt, die wirklich nett sind. Sie geht zu jedem Elternabend, ist Elternsprecherin, ist in div. Elternchats.
Übertreibt sie es? Klar. Aber es ist ihr sehr wichtig und sie geht darin auf. Die Kinder entwickeln sich sehr gut, weswegen ich eigentlich nichts dagegen hatte… doch wie ich zunehmend anerkennen muss, vergisst sie dabei die Beziehung mit mir und mich als Vater. Es ist, als wäre ich nicht mehr so wichtig.
Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass ich früher Unternehmer war und die ersten Jahre der Beziehung sehr stark eingespannt war, als mein Unternehmen schmerzhaft krachen ging. Sie hat sich angewöhnt mehr allein mit den Kindern zu unternehmen, große Freundeskreise aus jungen Eltern aufzubauen. Doch das ist viele Jahre her. Seitdem ich Angestellter bin, sehe ich die Dinge anders, aber sie scheint... den Zug verpasst zu haben oder sich anders entwickelt zu haben. Wer weiß.
Ich habe sie heute Morgen daran erinnert, dass unsere Tochter, 12,5 Jahre alt, immer weniger Lust auf ein solches Bemuttern hat, typisch Teenager – und dass mein Sohn, 10 Jahre, spätestens in 4 Jahren sich ebenfalls als Teenager distanzieren wird. Dann wird es auf uns als Beziehung und Ehe wieder stärker ankommen und es wäre doch traurig, wenn sie mich bis dahin verliert.
Ich habe ihr ferner gesagt, dass ich den Eindruck gewinne, dass „Familie“ für sie „ohne Vater (mich)“ bedeutet. Nicht rational, denn natürlich weiß sie, wie es klingt, aber sie handelt schon sehr wie eine alleinerziehende Mutter, dass wir fast wie eine Patchwork-Familie aussehen und das mit meinem Unternehmen ist zu lange her, als dass man damit alles rechtfertigen könnte.
Ich erzählte von den letzten Wochenenden, wie seltsam es ist, wenn ich morgens um 9 Uhr von der Gym zurückkehre, um ein leeres Haus vorzufinden, wo ich ihr dann hinterher schreiben darf, wo sie denn nun wieder ist und wann sie wiederkehren. Wochenende für Wochenende. Samstag und Sonntag. Wenn die Kinder nicht gerade die Nase voll haben, sind sie andauernd unterwegs… Ich verstehe nicht ganz, warum es so schwer ist mir spätestens am Vorabend kurz zu erzählen, was sie so alles vorhat, für den Fall, dass ich mitkommen möchte, oder? Es klingt so trivial.
Wir sprachen noch über einige andere Dinge, wo sie mir versicherte, dass sie keine Affäre hat, dass sie den Sex mit mir liebe (wir haben nach 15 Jahren schon den besten Sex unserer Beziehung, würde ich sagen), dass sie bloß in dieser Routine ist, wo sie so viel für Kinder organisieren muss und mich in der Regel zu vergessen scheint…
Ich meinte, dass selbst so eine Aussage, so nett gemeint es ist, doch kein Zeichen für eine gesunde Beziehung ist. Ich versuchte ihr zu zeigen, wie es umgekehrt wäre, auch ohne Kinder, wo der Mann sagt: "Ach ja, also, ich vergesse dich immerzu, weil Arbeit, Freunde und Fußball." (Natürlich würde manche raten der Frau sich zu trennen.)
Wir könnten darüber rätseln, wie solche Super-Mütter und Helikoptermütter entstehen. Vor 15 Jahren war sie so noch nicht, auch in den ersten Jahren der Elternschaft nicht. Zwar gab es einen Sprung, als sie Grundschullehrerin wurde, doch sie stammt aus einer sehr kalten, sehr schweigsamen Familie, wo die Mutter bis heute nicht reden kann und der Vater mittlerweile auf tragische Weise verstorben ist. Ihr Bruder ist deswegen bereits Anfang 20 so richtig hart von der Bahn abgeraten. Je älter wir werden, umso mehr denke ich, dass sie deswegen unseren Kindern unter allen Umständen eine bessere Mutter werden möchte, zur Not auf meine Kosten, auch wenn sie es so natürlich nicht sagen würde. Zumindest lodert irgendetwas in ihrer Brust, dass sie so krass antreibt. Wer weiß. Wenn ich es recht bedenke, muss ich sie nachher mal darauf ansprechen, ob sie Angst davor hat, dass wir schlechte Eltern werden könnten.
Aber mal abwarten, ob das Problem in 4-8 Wochen zurückkehrt, nachdem wir uns als Beziehung jetzt wieder mehr Mühe geben. ;)