Hallo alle Zusammen, ich bin aktuell am verzweifeln. Mein Partner (29) und ich (31) sind seit knapp fünf Jahren ein Paar.
Bei uns passt der Spruch "was sich liebt, dass neckt sich" ganz gut. Wir finden aber trotzdem immer wieder zueinander und sind dankbar den anderen zu haben.
Mein Partner hat (k)ein Verhältnis zu seinem Vater & ist seit einigen Jahren mit ihm zerstritten. In seiner Kindheit war Gefühle zeigen bei seinem Vater ein "no Go" getreu dem Motto "ein Mann darf nicht weinen & muss immer stark sein". Er kann allgemein nicht gut über Gefühle reden aber wir finden immer einen Weg.


Nun ist vor knapp drei Wochen sein geliebter Opa verstorben, sein Opa war sein Held. Die Umstände des Todes sind leider auch alles andere als leicht verdaulich, das Krankenhaus hat massive Fehler gemacht und letzendlich endete alles mit einer Obduktion und fremdverschulden.


Wir wohnen nicht zusammen, haben aber trotzdem jeden Tag miteinander verbracht (gemeinsames Essen, jeder ging seinem Hobby nach und abends haben wir uns wiedergefunden). Seit dem Tod des Opas bin ich der Feind. Die ersten zwei Tage ging es noch, er hatte unermessliche Wut im Bauch aber mittlerweile bin ich fast wie Luft. Wenn wir aufeinander treffen, merkt man uns an, dass ein Problem zwischen uns besteht. Er ist distanziert, kalt und ein stück respektlos. Ich habe wirklich Verständnis für die Situation, ich habe vor einigen Jahren auch einen sehr sehr engen Menschen verloren und habe damals alle anderen von mir weggestoßen & mich vom damaligen Partner getrennt.


Ich habe vor vier Tagen das Gespräch gesucht und in dem Gespräch hat er mir offenbart, dass er gerade an allem zweifelt. An der Beziehung, seiner Art, seinem Lebensstil - einfach alles. Er will sich Gedanken drüber machen, ob alles so noch einen Sinn für ihn macht.
Immer so in der Luft gehalten zu werden, ist für mich natürlich schwierig und verletzend.


wie würdet Ihr handeln? Ihr seid neutrale Personen und könnt die Situation vielleicht anders beurteilen als eine Freundin von mir.


vielen Dank im Voraus!
liebe Grüße

Vielleicht ist das nun etwas einfach gesehen, aber von aussen betrachtet sind gewisse Sachen evtl einfacher:


Gib ihm Zeit.
Sag ihm, dass Du seine Trauer mitempfindest, dass Du ihn liebst, dass Du für ihn da sein möchtest. Aber wenn er Zeit braucht und Abstand, so gäbest Du ihn diese. Er solle zu Dir kommen, wenn er Dich (wieder) braucht. Gu wartest (z.B. 2-3 Monate) darauf.
Aber: wenn er Dich (zurzeit) nicht will, Abstand braucht, so lässt Du dich nicht als Schuldige hinstellen oder sonstwie runterziehen, dann ziehst Du dich verständnisvoll zurück bis er Dich wieder will.


Also: also ich gehe jetzt, weil ich bin nicht dein Opfer. Aber ich bin da für Dich. Ich warte. Ich liebe dich und möchte als Unterstützung oder einfach so da bei Dir sein, sobald Du das zulässt.

  • kathi0512 hat auf diesen Beitrag geantwortet.
    spiff80

    Gestern hat er mir offenbart, dass er einfach nicht mehr kann und nur noch weg will. Er will heute seinen Chef nach unbezahlten Urlaub fragen und ins Auto steigen und einfach für sich sein.
    Es fällt mir irgendwie schwer das nachzuvollziehen. Wie lange geht er weg? Wohin? Geht es ihm alleine wirklich dabei besser?
    Ich habe so viele Fragen in meinem Kopf und er hat keine Antworten

      Liebe Katharina,


      es gibt Momente im Leben eines Mannes, da muss man sich und seine Ansprüche zurücknehmen und voll für seine Partnerin da sein. Sie unterstützen mit voller Kraft und ihr das Gefühl geben "Ich bin nicht alleine, da ist jemand, der mich auffängt." Beispiele: Schwangerschaft und Geburt, Jobwechsel, Wechseljahre, vor Operationen...



      Aber auch andersherum gibt es Phasen, in denen Frau sich nicht so wichtig nehmen sollte. In denen die Prinzessin (temporär) eingemottet werden sollte und Ronja Räubertochter entstaubt werden muss.


      Eine dieser Phasen ist Trauer über nahe Angehörige. Wir Männer machen Trauerarbeit eben manchmal eher mit uns selbst aus. In so einer Phase haben wir nicht auch noch die Kraft, die Partnerin auf Händen zu tragen oder sie gar wöchentlich neu zu erobern. Das gleiche gilt für Erklärungen und Commitment. Er weiß es selbst nicht...


      Beziehungen in denen in so einer Phase auch noch Druck aufgebaut wird, werden schonmal abrupt beendet.
      Beziehungen in denen der/die Partner/in auch in einer schweren Phase die Stange hält und nicht klagt oder gar an Trennung denkt, werden i.d.R. gestärkt.



      Gleichwohl darfst du so eine "Gegenleistung" nicht erwarten oder aktiv einfordern. Denn Schicksalsschläge können uns durchaus auch zum Nachdenken und Hinterfragen anregen. Der Alltag lässt uns nämlich vieles verdrängen und hinnehmen. Corona tat ein übriges dazu... Eure Beziehung begann kurz davor.

      kathi0512

      5 Phasen der Trauer :
      Leugnen: Es kann nicht wahr sein!
      Zorn: Wer hat mir das angetan?
      Verhandeln: Wie kann ich es wieder gut machen?
      Depression: Ich kann es nicht abwenden!
      Akzeptanz: Ich akzeptiere die Situation.


      (Ursprungsbeitrag www.trauerhaus-sobotta.de)


      Ich habe vor ein paar Jahren meinen Bruder verloren.
      Er war erst 42 Jahre jung und ist an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.
      Bei mir hat es ewig gebraucht, bis ich seinen Tod verstehen und akzeptieren konnte.
      An die Trauerphase Zorn erinnere ich mich sehr gut.
      Alles nervte mich, für mich war die Welt stehen geblieben, wie konnte sie sich für andere weiterdrehen?


      Jeder Mensch trauert anders, jeder durchläuft die Phasen auf seine Art.
      Für dich tut es mir leid, vor allem, wenn der Partner dich von sich stößt.
      Du kannst abwarten und für ihn da sein, versuchen es nicht persönlich zu nehmen, denn es geht nicht gegen dich!
      Trotzdem muss du dich nicht schlecht behandeln lassen.
      Dass er abhauen möchte und für sich sein möchte, verstehe ich, aber die Trauer und den Schmerz nimmt man mit, davor flüchten kann man leider nicht.
      Ich würde jedem Trauernden, zu einer Trauerbegleitung raten.
      Ganz viel Kraft dir!!


      15 Tage später
      kathi0512

      Hallo Kathi
      Hast Du die Antworten im Forum gelesen?


      Es geht zurzeit nicht um Deine Fragen! Er ist unsicher, Du wirst von ihm keine Antworten bekommen. Belaste ihn nicht mit Deinen Fragen. Fragen ist keine Unterstützung.


      Er ist schwach und weiss nichts. Sogar die Liebe zu Dir ist unklar. Mach ihn nicht noch schwächer, unsicherer und ungewisser, indem Du deine Liebe zu ihm in Frage stellst.


      Nochmals: sag ihm, dass Du ihn liebst und wartest bis er zurück kommt. Das ist was ee braucht.
      Was Du brauchst, musst Du 2-3 Monate zurückstecken. Sorry. aber es geht vorbei. Für mich wärs erst problematisch, wenn er über Monate nicht an sich arbeiten würde und du über viele Monate "austrocknest"...