Deine Geschichte erinnert mich ganz stark an meine eigene Geschichte. Mein Mann und ich sind auch seit 2007 verheiratet, haben zwei Kinder und es gab auch mal eine Kollegin, die ihn sich unbedingt angeln wollte. Angeblich ist nie was gelaufen, wirklich wissen tut man es aber natürlich nicht. Das hat mein Vertrauen damals tiefgreifend beschädigt und wir haben jahrelang gebraucht, um es wieder aufzubauen. Wobei "wir" eigentlich auch falsch ist, ich selber brauchte viele Jahre. Selbst heute, über 10 Jahre später, erwische ich mich immer noch bei Eifersuchtsattacken. Zum Glück ist diese Frau, wegen Jobwechsel, kein Thema mehr. Aber im Berufsleben begegnet man ständig neuen Menschen und so bin ich das ein oder andere Mal wieder aufmerksam geworden, wenn er von Kolleginnen erzählte. Dann kann es wieder passieren, dass dieses Bauchgefühl in mir hochkommt und das Misstrauen und die Eifersucht wieder überhand gewinnen will.
Ehrlich gesagt hat mir nur emotionale Distanz zu meinem Mann wirklich geholfen. Diese Distanz, die diese ganzen Eifersuchtsattacken zwangsläufig mit sich gebracht hat, hat mich wohl empfänglich für andere Männer gemacht. Wie das Schicksal manchmal so spielt, fing bei mir auf der Arbeit ein neuer Kollege an. Er fiel mir gleich auf und flirtete mich ständig an. Irgendwann fragte er mich unter einem Vorwand nach meiner Handynummer und ab da nahm das Ganze seinen Lauf. Vielleicht wäre es auch nicht nur bei der Whatsapp- und Kopfaffäre geblieben, aber das Schicksal spielte weiter und seine Frau trennte sich von ihm. Das Sortierte die Karten natürlich völlig neu und er hatte ernsthaft Skrupel, eine Familie - nämlich meine - zu zerstören, er selbst hat keine Kinder. So flaute unsere Kopfaffäre nach und nach ab und er fand zum Glück eine neue Beziehung. Ich weiß, es ist moralisch nicht besonders toll, aber diese Erfahrung hat mir wahnsinnig geholfen, mir meiner selbst wieder besser bewusst zu werden.
Heute flammt das Misstrauen meinem Mann gegenüber nur noch selten auf. Ich bin froh und dankbar, dass es so gekommen ist und ich mit meinem Kollegen nie intim geworden bin. Wir verstehen uns nach wie vor gut und die Anziehungskraft ist immer noch da. Aber vielleicht gehört gerade das dazu, zu akzeptieren, dass einem selber - und auch dem Partner - im Laufe eines Lebens immer wieder Personen begegnen können, von denen man sich angezogen fühlt. Ob und wie weit man dann geht, das muss jeder für sich selber entscheiden. Ich habe meinem Mann damals, als das Thema mit seiner Arbeitskollegin aktuell war, signalisiert, dass ich nach über 10 Jahren Beziehung durchaus Verständnis dafür hätte, wenn man auch mal wieder mit jemand anderem Sex haben möchte. Aber dann muss man so was ehrlich sagen und dann hätten auch beide das Recht dazu. Aber das war es wohl nicht, zumindest sagte er das. Heute denke ich, er war mit dieser Frau wahrscheinlich in einer ähnlichen Situation, wie ich Jahre später mit meinem Kollegen. Ich hätte meine Familie für ihn aber auch nie verlassen und was ich meinem Mann von Anfang an glaubte war, dass er seine Familie auf gar keinen Fall verlieren möchte. Also muss man sich einfach selber eingestehen, dass so was vielleicht einfach jederzeit passieren kann, nach vielen Jahren Beziehung. Man trifft jemanden und er oder sie ist auf der gleichen Wellenlänge, wäre unter anderen Umständen ein potentieller Partner. Was man dann daraus entstehen lässt, liegt in der ganz eigenen Verantwortung. Vielleicht sollte ich abschließend noch erwähnen, dass mein Mann und ich bereits viele Jahre eng befreundet waren, bevor wir ein Paar wurden. Eine gute Freundschaft war die Basis damals und bevor wir Themen wie Haus und Kinder angingen, haben wir eigentlich nie gestritten. Die Probleme kamen erst dann und damit auch mein Misstrauen. Wobei mein eigenes Misstrauen auch sicherlich viel mit meinem eigenen Selbstwert als Frau zu tun hatte. Den musste ich nach der Mutterschaft erstmal wieder neu finden. Der Sex war immer eine wichtige Säule unserer Beziehung/Ehe und ist es durch all die schwierigen Zeiten, bis heute geblieben. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, wenn das nicht immer so gut weiter funktioniert hätte, wäre die Beziehung bestimmt schon lange zu Ende. Denn bei aller emotionaler Distanz, die ich durch diese Kolleginnen-Affäre entwickelte, war es einzig der Sex, der es vermochte, uns wieder zu verbinden.