Naturgemäss erhält man hier durch die Schilderung einer/eines TE immer eine sehr einseitige Sicht der Dinge und weiss nicht wie der Partner dies alles wahrnimmt. Manchmal erhält man hier viele Informationen über die Situation und manchmal nur Häppchenweise aber nicht genug. Wie aber die/der TE seinen eigenen Anteil reflektiert kann man meistens gut erkennen.
Hier in Deinem Beitrag bekommt man leider nur wenige und dann teils kryptische Informationen, die tatsächlich den Eindruck erwecken dass Du Dich hauptsächlich als Opfer siehst und dafür Bestätigung möchtest. Die Informationen sind entsprechend zugeschnitten. Das ist einerseits total verständlich, weil Du verletzt und verzweifelt bist. Andererseits wird Dich das aber auch nicht voran bringen und zu einer Lösung beitragen.
Die Bewertungen anderer mögen Dir nicht gefallen aber sie können dafür sorgen, dass Du einen anderen Blickwinkel erhältst und selbst die Situation anders betrachtest. Und das kann sehr wohl äusserst hilfreich sein - wenn man es denn zulässt. Gerade Bewertungen die einen verärgern sind diejenigen die einen wunden Punkt treffen und somit mehr als nur einen Funken Wahrheit enthalten. Es ist oft schmerzhaft sich damit zu beschäftigen, aber das kann man sich eben nicht ersparen um wirklich weiterzukommen.
Mit der Wahrnehmung ist das übrigens so eine Sache: Sie wird eingefärbt von eigenen Erwartungen und der momentanen Verfassung und beeinflusst deutlich die Bewertung einer Situation. Jeder kennt das, man denkt an eine bestimmte Sache und plötzlich nimmt man sie überall wahr. Z.B sehen Frauen mit Kinderwunsch plötzlich überall schwangere Frauen. Oder man ist unglücklicher Single und plötzlich sieht man überall verliebte glückliche Pärchen. Grund dafür ist die sog. selektive Wahrnehmung die dafür sorgt dass unser Gehirn automatisch das für uns Wichtige vom Unwichtigen unterscheidet. Wir sehen das was wir sehen wollen. Die grosse Gefahr liegt darin, dass wir dabei immer nur unsere Erwartung bestätigen und auch falsche Schlussfolgerungen nicht mehr überprüfen. Man sollte also regelmässig die eigene Wahrnehmung hinterfragen und reflektieren.
In Deinem Fall ist Dein Mann in Deiner Wahrnehmung dauernd verzückt nachdem er sich mit einer anderen Frau unterhalten hat. Es ist würde mich nicht wundern, wenn Du jedes Mal wenn er gute Laune hat dies dahingehend interpretierst und sein Verhalten dann für Dich "auffällig" ist. Selbst wenn er dann einmal besonders aufmerksam zu Dir ist und etwas mitbringt wirkt das dann automatisch für Dich wie ein Beweis für sein Fehlverhalten.
Laut Deiner Aussage sind die "gestriegelten Bürodamen" nur in dem Betrieb um "ihrem Chef den Bauch zu pinseln". Du ordnest scheinbar diese Damen automatisch für Dich als Konkurrenz ein. Dass es Frauen gibt die tatsächlich arbeiten wollen und kompetent ihren Job machen kommt Dir wohl gar nicht in den Sinn. Das alles wirkt auf mich sehr einseitig und dass Du geradezu erwartest, dass Dein Mann Dich hintergeht. Du hast die damalige Schwärmerei (2018, harmlos?) scheinbar gar nicht verarbeitet und siehst überall potentielle Konkurrentinnen die Dir Deinen Mann abspenstig machen wollen. Und er geht für Dich selbstverständlich bereitwillig darauf ein.
Für Dich ist sein Verhalten "auffällig". Näher eingegangen was das genau bedeutet bist Du aber nicht. Du weichst da für mich total aus. Ein Beispiel wie sich so ein "auffälliges Verhalten" abspielt und zeigt wäre äusserst schön. Und zwar nicht nur mit 2 Worten, sondern dass es Aussenstehende verstehen können.
Du schreibst dass Du lediglich auf sein Verhalten reagierst. Allerdings wird Dein Mann auch auf Dein Verhalten reagieren. Er wird merken dass Du angespannt bist und ihm misstraust. Und vermutlich wird er versuchen dem entgegenzuwirken und es Dir recht zu machen. Und Du in Deiner momentanen Verfassung siehst Du das wieder negativ. Also irgendwie ein ewiger Kreislauf. Dass Dein Mann sich dann letztlich Bestätigung und simple Freundlichkeit anderswo sucht wäre dann keinesfalls verwunderlich. Im Gegenteil. Und nein, das ist keine Rechtfertigung - aber durchaus eine Erklärung.
Die Situation scheint äusserst festgefahren zu sein und ich bezweifle dass ihr im Moment normal miteinander kommunizieren könnt. Daher hoffe ich, dass ihr Euch nochmal zu einer Paartherapie entschliessen könnt.