sanftundsinnlichDas "sich woanders holen" ist verführerisch, aber meist zu einfach gedacht. Denn zu gutem Sex gehört auch Intitimität, Seele, große Verbundenheit. Natürlich ist es niemals ausgeschlossen, dass aus tiefer Freundschaft auch einmal sexuelles Erleben werden kann, welches nicht unbedingt "zusammen für immer" bedeuten muss. Manche spontane sexuelle Begegnung zwischen Ungebundenen kann erfüllender sein als ein gewohnheitsmäßiger ehelicher Akt. Aber davon sprechen wir hier ja nicht, sondern von bereits bestehenden Beziehungen: Wenn man in einer Partnerschaft lebt, so wäre eine solche Parallel-Freundschaft doch sehr schnell eine Belastung fürs Gefühlsleben. Leider schreibe ich das aus persönlicher Erfahrung.
Im Prinzip hast Du ja recht, dass eine gute Beziehung auch eine stets zwanglose "Fürsorglichkeit" für den anderen mit einschließen sollte, die sich auf Leib und Seele bezieht. Die Sexualität hat da einen relativ großen Stellenwert - das ist längst in umfassenden Studien erwiesen (z.B. in dem Standardwerk "the normal bar"). Aber wir sind nun einmal nicht so "erzogen". Wir haben jedoch eine Kommunikation über Sexualität in Partnerschaften nicht erlernt. Daher wissen viele Paare nicht einmal, ob der andere z.B. masturbiert (Frauen unterstellen das Männern immer, aber nur wenige geben es für sich selbst zu) und ob er Phantasien hat. Darüber reden ist für viele immer noch absolutes Taboo. Die sogenannte sexuelle Aufklärung ist ohnehin ein Ammenmärchen und korreliert nur zu einem modernen Leistungs- und Konsumfetischismus. Da muss dann ja auch das Sexuelle "stimmen" bzw. nach außen hin "funktionieren", selbst wenn die Seelen armselig bleiben.
Das Frequenzthema ist vor allem für Männer ein Problem, manchmal aber auch für Frauen.
Männern kann ich nur empfehlen, sich einmal das Gegenteil dessen vorzustellen, was sie erleben. Z.B. täglich von einer Frau bedrängt zu werden. (Es gibt so etwas seltener, aber ich habe im Bekanntenkreis schon davon gehört. Neulich schrieb ein Sexualtherapeut, dies sei jedenfalls häufiger, als viele denken). Das wäre kein Wunschtraum. Das ist ein Albtraum, und es fördert eben nicht die Lust auf eine sexuelle Begegnung mit einer solchen Frau.
Wenn man einmal diesen Ausgangspunkt hat, dann weiß man doch als Mann, was zu tun ist: Die Partnerin auf sich zukommen lassen. Warten können. Aber nichts erfragen, erhoffen, Wünsche zurückstellen. - Daraus muss kein Leiden erwachsen. Es gibt soviel sinnvolle(re) Ziele für einen Mann, auf die man sich konzentrieren kann.
Außerdem noch ein wichtiger Punkt: Ich finde es schrecklich, wenn sich Männer so sehr von ihren Partnerinnen sexuell abhängig machen und ihre persönliche Zufriedenheit daran hängen. Das geht hier nicht gegen Frauen, sondern ist allgemein zu verstehen. Das würde auch für eine schwule Beziehung gelten. Oder meinetwegen eine lesbische.