Ich arbeite in einer Berufssparte, die durch Corona deutlich mehr zu tun bekommen hat, seit Monaten auch noch in Vertretung zweier dauerhaft erkrankter Kollegen. Von Entschleunigung also keine Spur, ich würde sie mir manchmal wünschen. So viel zur Schattenseite von "systemrelevant".
Trotzdem bringt mich die Situation auch dazu, sehr dankbar auf das zu schauen, was ich habe. Mein Mann und ich sind jetzt noch näher beieinander, einfach weil viele andere soziale Kontakte zurzeit wegfallen. Wir haben gute räumliche Möglichkeiten in unserem Häuschen, um es uns schön zu machen. Ich habe schon lange vor Corona das Wandern für mich entdeckt, genieße meine Touren am Wochenende und habe im Sommer auch zwei mehrtägige Wanderungen gemacht. Unsere "Cluster-Freunde", also die, die wir regelmäßig treffen, sind echte Schätze.
Ich lese viel, "ersetze" gerade auch den ein oder anderen Museumsbesuch durch das Lesen eines Sachbuchs.
Manches geht mir echt ab. Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal nicht beim Geburtstag meines Patenkinds dabei sein können. Auch unser großer Familienbrunch zu Weihnachten wird wohl ins Wasser fallen. Und auch, wenn ich gerade nicht reisen wollen würde, finde ich es bedrückend, dass die Situation ist wie sie ist. Auch wenn ich Berichte zur Coronasituation in Ländern lese, die ich schon einmal bereist habe. Es ist nicht immer einfach. Aber auch nicht ausschließlich ätzend.