grazia_12329395@skadiru. Natürlich nicht. Es ist klar, dass wie immer nichts verallgemeinert werden kann - auch wenn es einen ziemlich großen Trend gibt. Und es gäbe viele Einzelheiten klarzustellen. Vorab: Es geht nicht darum, dass Babies und Kleinkinder auch einmal im Elternbett mitschlafen.
Das sogenannte Familienbett hat es jedenfalls in der heute diskutierten Variante vor einigen Jahrzehnten nur in Ausnahmefällen gegeben: Es gab kein Wort dafür.
Außerdem geht es bei dieser Sache nicht nur um Sex, sondern um eine grundsätzliche Einstellung der Eltern (für mich Fehleinstellung), die Auswirkungen auf die Kinder hat. Das wird zwar auf einschlägigen Internetseiten bezweifelt, aber gerade diese angeblich "widerlegten" Bedenken halte ich für keinesfalls widerlegt.
Ich sehe doch, wie Helikoptereltern ihre Kleinen verhetscheln. Ich erkenne, dass Kleinkinder ihre Mütter und Väter schlagen und noch mit 5 Jahren Schreianfälle bekommen, wenn die Eltern ihnen nicht zuwillen sind. Ich lese die blöden Ratschläge irgendwelcher Pädagogen, dass natürlich die Eltern daran schuld seien - was zwar immer stimmt, aber aus Gründen, welche diese Pädagogen geradezu leugnen. Ich erlebe, wie junge Mütter versuchen, mit 3jährigen Kindern über Für und Wider zu argumentieren, obwohl sogar moderne Psychologen (denen ich sonst nicht traue) darauf hinweisen, dass dies nicht funktionieren kann. Für eine rationale Verarbeitung, was richtig oder falsch ist, müssen Kinder wenigstens mal 5 oder 6 Jahre alt sein. In jüngerem Alter brauchen Kinder Vorbild und klare Ansage - was es praktisch nicht mehr gibt.
Ein Argumentarium für die Kleinen nutzt da alleine gar nichts.
Und ich bin absolut davon überzeugt, dass das unsere künftigen Tyrannen werden - und zwar dann als Erwachsene, die Schnappatmung bekommen, wenn Ihnen nicht alle einschlägigen Probleme von anderen gelöst werden (wie z.B. das Klimaproblem). Nur wer sollen diese anderen denn mal sein, wenn die heutige Elterngeneration ausfällt, die ja praktisch nur noch für ihre Kleinen da ist.
Klar ist daran nicht allein das Familienbett schuld. Aber schon die Tatsache, dass es so etwas gibt, zeigt doch, dass sich Eltern keine eigene Intimsphäre mehr bewahren können oder wollen und dass die Kinder immer mit einbezogen und umsorgt werden sollen: Sie werden es ihren Eltern eines Tages nicht danken. Dass der Auszug aus dem elterlichen Schlafzimmer dann meist auch nach ein paar Jahren nur unter großem Trara möglich ist, versteht sich von selbst.
Dann zurück zum Thema Sex, und da rede ich jetzt mal Tacheles. Wir gehören ja nicht zu den Urhordenmenschen, die es im Beisein des Nachwuchses getrieben und daher alle zusammen geschlafen haben:
Wer ein Familienbett pflegt, muss sich für den Sex praktisch verabreden. Spontaner Sex in Verbindung mit spontaner Zärtlichkeit ist dann sehr schwierig. Sex muss stets geplant werden. Das kann zwar sehr spannend sein, vor allem, wenn es Rollenspielcharakter bekommt - z.B. eine Bekannte, die es wegen des Familienbetts ihrem Mann "in der Waschküche besorgt", wie sie sich ausdrückt.
Aber ausschließlich geplanter Sex, der sich niemals aus einer Komfortzone heraus spontan entwickeln kann, würde ich auf Dauer für mich nicht gutheißen wollen (und was ist noch eine größere Komfortzone als das Ehebett?). Um es klar zu sagen: Ich würde als Mann die Lust komplett verlieren.
Klar doch, dass dies nur eine Einzelmeinung ist. Muss ja jeder selbst sehen, wie er damit klarkommt. Aber meine Vermutung geht eher in die Richtung, dass ausgerechnet moderne Frauen - die ja in allem so selbständig sein wollen - sich emotional extrem von ihren Kindern abhängig machen. Emotionale Bindung an einen Mann gilt ja schon als frauenfeindliche Abhängigkeit, aber die emotionale Abhängigkeit vom Wohlergehen der Kleinen: Das ist heute das neue Credo der modernen Weiblichkeit.
Da kann es denn sein, wie selbst erlebt, dass eine Mutter ihrem halben Baby Folgendes zu erklären versucht: Süße, ja Du musst auf dem Kindersitz angeschnallt werden. Sonst kann Schlimmes passieren. Wir müssen in 10 Minuten am Bahnhof sein. Ach, Liebes, bitte bitte lass Dich doch anschnallen - Kind plärrt wie verrückt: will nicht, will nicht. Aber lass Dich doch anschnallen - Kind plärrt wie verrückt. - Zug wird verpasst.
Wer nicht sieht, wohin das führt, geht mit Scheuklappen durchs Leben. Und mir erzähle niemand, das sei ja so etwas von einer albernen Verallgemeinerung - bloß weil es noch ein paar wenige Ausnahmen vernünftiger Mütter und Väter gibt.