Wenn Du in eine solche Situation kommst
was ich Dir wirklich von Herzen, und das meine ich ganz ernst, nicht wünsche, wirst Du das auch nicht tun. Glaub mir, ich hatte bis vor dieser Zeit genau die gleiche Meinung wie Du.
Du wirst Dich nicht trennen, weil Du nämlich total überrumpelt von Deinen Gefühlen bist. Weil Du verzweifelt bist, daß Du solche Gefühle auf einmal hast. Weil Du Dich hasst dafür, daß Du solche Gefühle hast.
Weil Dein GANZES LEBEN aus den Fugen gerät auf einmal und die nicht mehr weißt, wie es weitergehen soll.
Weil Du versuchst, diese Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Weil Du mit Deinem Partner eine gemeinsame Vergangenheit hast. Weil Du nicht weißt, ob das was Dir auf einmal klar geworden ist über Deine Bezeihung überhaupt eine Berechtigung hat.
WIE willst du in eine neutrale Situation kommen, wenn Du innerlich total zerrissen bist? Wie??? Du wohnst zusammen, Du lebst zusammen, du isst zusammen, du schläfst in einem Bett, wenn auch nicht miteinander. Du hast gemeinsame Kinder. Du sagt Deinen Kindern also von heute auf morgen wir ziehen aus? Du findest innerhalb von ein, zwei Wochen eine passende Wohnung die auch noch bezahlbar ist und ziehst gleich um? Bei der Du Deine Kinder nicht aus ihrem Umfeld reissen musst? Und selbst wenn Du in einer neuen Wohnung bist, wie willst Du zu einem NEUTRALEN Zustand kommen, wo der Zustand, den man hat absolut subjektiv ist? Sag mir, wie man das macht, dafür wäre ich Dir sehr dankbar.
Ich habe meinem Partner ziemlich schnell gesagt, daß ich mich mit dem Gedanken trage, mich zu trennen. Er war einmal kurz erschrocken, dann ist nichts mehr passiert. Er hat direkt aufgegeben.
WAs würdest DU tun, wenn Dein Partner sagt, ihr habt eine Krise und Du hegst den Gedanken, Dich zu trennen?
Nun, ich sage Dir, was ich getan hätte: ich hätte um meinen Partner gekämpft wie ein Löwe. Ich hätte mir Hilfe geholt von aussen. Von Freunden, von Therapeuten. Aber ich hätte ihn nicht einfach ziehn lassen.
Was ich für meine Beziehung getan habe? Ich war da für meinen Partner, ich habe versucht ihm ebenso Freund wie Frau zu sein, ich habe ihm zugehört, Sachen für ihn erledigt, organisiert, den Alltag geregelt, so banal es klingt: gekocht, geputzt, gebügelt, ihm den Rücken gestärkt, er konnte sich immer auf mich verlassen, ihn überrascht, mich zurecht gemacht...
Was ich nicht gemacht habe: Ich hätte schon viel früher mit der Faust auf den Tisch hauen müssen und ihm sagen müssen, daß er endlich den Hintern hochkriegen muß. Das habe ich nicht gemacht. Ich hätte nicht locker lassen dürfen, als er meine Wünsche und Bedürfnisse nicht erfüllt hat. Ich hätte nicht locker lassen dürfen, als er für unsere Beziehung nichts tun wollte. Ich hätte nicht locker lassen dürfen, als er nicht mit mir geredet hat. Ich hätte nicht locker lassen dürfen, daß er mich nie an sich hat teilhaben lassen. Ich hätte nicht locker lassen dürfen, als ich mich nicht auf ihn verlassen konnte und ganz allein mit meinen Ängsten war. Damit meine ich eine für mich schwere Zeit, in der ich mich nicht auf ihn verlassen konnte, weil alles andere wichtiger war als ich. Ich war selbstverständlich. Ich war da.
Die gravierendsten Dinge sind mir wie bereits schon mal gesagt, erst bewußt geworden, als ich mich verliebt hatte.
Vorher dachte ich, und auch das ist mir erst durch das schreiben hier bewußt geworden, ich dachte, wenn ich mich entwickle und an der Beziehung arbeite, es sich dadurch positiv auf uns auswirkt. Da ich ihn dadurch mitziehe. Heute weiß ich, daß das nicht reicht. Einer allein kann eine Bezeihung nicht retten.
Liebe Grüße und auch Dir Danke für Deinen Beitrag. Auch dadurch ist in mir grade wieder viel passiert.