Ich kann nicht...
Lieber F.,
es ist verloren, weil ich ihm nie wieder vertrauen könnte.
Ich kann jetzt nicht für ihn da sein, denn ich brauche all das letzte bisschen Kraft, das ich noch habe, um mich um mich selbst zu kümmern.
Ich war immer für ihn da und ich war immer absolut ehrlich zu ihm. Absolut. Vielleicht sogar zu ehrlich. Dass er heimlich hinter meinem Rücken mit einer anderen, für die er sich interessiert, auch kommuniziert (SMS), dass entzieht uns jede Möglichkeit.
Er hat sich über seinen Job definiert, es war abzusehen, dass er in eine tiefe Krise stürzt, wenn er seinen Job verliert. Ich wollte mit ihm gemeinsam durch diese Krise. Dass er aber lieber allein da durch wollte, habe ihm gezeigt, dass er mich nicht mehr liebt.
Ich bin nicht gewappnet dafür, die Gedanken zu bekämpfen, dass er sich nun in aller Ruhe seinen neuen Verliebtheitsgefühlen zuwendet, während ich völlig verzweifelt bin.
Weißt du, als er die Kündigung bekommen hat, hat er sich entschlossen, für zwei Wochen wegzufahren, um runterzukommen. Das war okay für mich. Traurig, weil er mich ab sofort ausgeschlossen hat, aber ich habe ihm allen Raum und alle Zeit geben wollen, um mit dieser Ausnahmesituation bestmöglich umgehen zu können - so wie er es braucht. Das habe ich ihm auch in einem Brief mitgeteilt. Ich habe mich völlig zurückgenommen, ihm meine Verzweiflung nicht gezeigt, weil es um ihm gehen sollte, um seine Wunden.
Er fuhr weg und plötzlich meldete er sich kaum und nur noch lieblos. Wir machten in unserem einzigen Gespräch am Anfang der Reise aus, dass er sich ein Mal am Tag per SMS meldet, damit ich weiß, ob alles okay ist. Diese SMS kam jeden Tag später und wurde jeden Tag liebloser. Eigentlich hatten wir sehr oft kommuniziert - 5 SMS am Tag, zwei Mal telefoniert, wenn wir getrennt waren.
Und der schlimme Gedanke, dass er es kaum übers Herz gebracht hat, mir zu schreiben, aber bestimmt mit ihr kommuniziert hat, sicher sogar liebevoller - das zerreißt mich.