Hallo aybuke,
ich weiß, dass dei Post schon recht lange her ist.
Ich hatte vor drei Tagen einen Schwangerschaftsabbruch.
Ich habe zwei Kinder (5 und 1) und beide waren absolute Wunschkinder, auf die wir uns unheimlich gefreut hatten. Ich hatte meine Periode erst 2 mal wieder nach der letzten SS gehabt und stille meine Sohn noch, sodass wir „nur“ mit Kondom und dadurch einfach nicht gut genug verhütet haben. Als der Test positiv ausfiel, bekam mein Mann Zukunftsangst. Mit zwei Kindern, 2 Jobs, unserem sehr anstrengenden da aus finanziellen Gründen viel in Eigenleistung stattfindendem Hausbau, der sich insgesamt über 4 Jahre (noch zwei weitere) erstrecken wird, seinem in ein paar Wochen anstehenden Wechsel des Arbeitgebers und v.a. Der Tatsache, dass wir uns nur noch die Klinke in die Hand geben, sah er die Herausforderung eines dritten Kindes als zu groß zu diesem Zeitpunkt. Dabei schließt er ein drittes Kind per se nicht aus.
Ich fühlte mich in der SS unheimlich schlapp. Ich ging um 18:30 ins Bett, vor meinen Kindern, die dann dazu kamen. Ich fühlte mich energielos, verzweifelt und überfordert. Ich wartete auf dieses Schwangerschaftsgefühl, das ich bei den ersten beiden hatte - es blieb aus. Ich hatte mich immer nur als Mutter von 2 Kindern betrachtet. Der Gedanke an drei überforderte mich und machte mich traurig. Wie konnte ich meinen ersten beiden so gerecht werden, wie ich mir das wünschte? Und dann dem dritten auch noch? Dazu kamen zwei nicht unkomplizierte Geburten: meine Tochter musste intensivversorgt werden und mein Sohn war eine Frühgeburt. Ich hatte auch Angst, als Mutter in der SS für sie auszufallen, zumindest zeitweise. Ich hatte alles zum Glücklichsein und wollte nicht mehr. Es baute sich ein riesengroßer Berg vor mir auf und ich fühlte mich so erdrückt. Seit 5 Jahren bringe ich jeden Abend Kinder ins Bett. Ich war kein einziges Mal mit einer Freundin abends aus, mit meinem Mann nur ein Mal in diesen 5 Jahren, kurz vor der Geburt unseres zweiten Kindes. Ich hatte mich in der letzten Zeit so auf einen „Neuanfang“ für uns als Paar, aber auch für mich als Individuum gefreut - wieder etwas Zeit für mich einrichten, nur 1 mal die Woche. In der Nacht nach dem Test fällte ich mit beiden Kindern rechts und links in meinen Armen die Entscheidung gegen das dritte und machte am nächsten Tag die Termine. Jeden Tag brach mir mein Herz aufs Neue und ich zweifelte so viel.
Hätte mein Mann Hoffnung und Zuversicht gehabt, hätte ich die Zähne zusammen gebissen und wäre jetzt schwanger. Wäre das das richtige gewesen? Vermutlich nicht.
Aber wir waren beide zu ängstlich und zu geschafft.
Ich weiß nicht, ob ein Kinderwunsch noch in mir aufkeimen wird. Ich weiß aktuell auch noch nicht, ob ich die Entscheidung bereue. Ich bin traurig und sehe, dass ich mich gegen ein weiteres meiner Kinder entschieden habe. Das war mir auch schon vor dem Abbruch bewusst. Natürlich war es noch kein Kind aber es hätte eines werden können. Mein Körper fühlte sich schon direkt nach der OP befreit an. Es ging mir physisch so viel besser. Psychisch auch, der Albtraum der Entscheidung war vorbei. Ich weiß trotzdem noch nicht, wie ich sie in mein Leben integrieren soll.
Wie gehst du heute mit dem Abbruch um?