Es ist so:
Der Kindsvater spielt gar keine Rolle, den erwähnte ich nur mal zur Erklärung
Der (ggf. Ex) lover war seit sieben Jahren mein emotionaler Mittelpunkt (abgesehen von den Kindern). Dieses Verhältnis ist sehr schwer nachzuvollziehen, für mich hat es aber einen Sinn gemacht. Sex ist bei mir eine ganz komplexe Angelegenheit, da muss alles andere auch stimmen - alltäglichen, harmonischen Umgang kann ich mit vielen Menschen haben, mich anfassen zu lassen ist etwas ganz anderes.
Mit 'alles andere muss auch stimmen' meinte ich nicht das generelle Maß an Zuwendung oder gar Materielles, sondern wie man z.B. die Welt sieht und erlebt, das Temperament (Introversion neben Übermut), die Intelligenz, die Sensibilität, die Optik, die Stimme, dass man sich hingeben und verzaubern lassen kann...die Sehnsucht und auch Verrücktheit, auch eine Art von Glauben...
Natürlich hätte auch ich gerne eine ganz normale Beziehung, aber es sind mir so verdammt wenige Männer im Leben begegnet, die ich wirklich im geschilderten Sinne begehren konnte, wo soviel ineinandergreift, dass ich lieber mit diesen eine andere Art von Beziehung ansteuere:
Nicht 'nur', sondern 'sogar' Sex, mehr Nähe als dabei kann ich sowieso nirgendwo erleben. Die Männer fahren dann natürlich gut damit, aber ich bilde mir doch ein, dass es niemanden kalt gelassen hat und tiefe Verbindungen entstanden sind.
Ich selbst bin extrem introvertiert und habe sicher eine Tendenz zu ADS, aber auch zur Euphorie. Alltag interessiert mich wenig.
Der lover ist ein enorm schwieriger und umstrittener Mensch, Synästhet, sehr labil und funktioniert über seinen Kontrollwahn. Ein Machtmensch, aber auch sehr beständi, zuverlässig und mit einer kindlich liebenswerten Seite. Ich fand ihn schon seit 2003(!) ganz toll und auch wir haben anfangs viele sehr persönliche Gespräche geführt. Seine Sexualität ist ebenfalls Ausdruck seines ganzen Wesens und ganz störanfällig, gleichzeitig ist er sehr sinnlich. Als oberflächlich habe ich unser Verhältnis nicht empfunden und ging davon aus, dass ich ihm auch menschlich definitiv nicht egal bin (ganz zu Beginn war es totale Euphorie, er überlegte tatsächlich kurz, sich scheiden zu lassen, verfiel aber bald in grosse Pank wegen seines kleinen Kindes und zog sich ziemlich hart zurück). Ich konnte ihn dann mühsam davon überzeugen, dass ich keinesfalls seine Trennung erwarte und das tue ich auch ehrlich nicht.
Aber ich werde in diesem Fall keine Funkstille aufrecht erhalten. Dafür habe ich zuviel investiert, ich habe mich extrem auf ihn eingestellt und das Ganze sollte eigentlich für immer halten (irgendwann sind ja unsere Kinder auch groß, dann wäre schon mehr Raum). Eine ganz persönliche Rechnung ist auch noch offen....
Zum Jahresbeginn wurde seine Laune schlechter und ich reagierte zum ersten Mal gereizt, es begann mich zu nerven. Ich dachte schon darüber nach, ihn doch mal mit einigen Dingen zu konfrontieren, kam aber dann nicht mehr dazu, weil der Youngster mir wieder begegnete - ausgerechnet in der Nacht nach dem letzten loverdate, es war dann mein Geburtstag und ich wollte nicht alleine sein.
Dann vergaß ich den lover auf einmal für zwei Monate völlig, denn ich hatte mich neu verliebt. Mit dem jungen Typ habe ich immerhin insgesamt über 10 Stunden sehr intensiv und privat geredet, da zählt jedes Wort und jede Geste, Smalltalk gibt es bei mir nie. Wir haben uns beide äußerst aufmerksam wahr genommen und bei mir ist eben auch da große Nähe entstanden, es passt halt vom Wesen. Viele Menschen bleiben mir dagegen auch nach vielen Jahren ganz fremd, sicher bin ich selbst sehr speziell.
Mit dem lover hatte ich etwas Kommunikation im Sommer - er erwähnte plötzlich große Schwierigkeiten in seinem Leben und er würde mir das leider erst später erklären können. Mich hat das natürilch doch sehr geschockt, er drückte sich nämlich so seltsam aus, dass man eine weitere Frau vermuten könnte. Am Ende haben wir uns noch gleichzeitg verliebt...
Aber Funkstille wär hier auf Dauer unangebracht. Ich sehe mich schon als nahe stehende Person mit Recht auf Erklärung und Aussprache. Wenn ich nix mehr mache, denkt er nur, ich hätte wen anderes und verdrängt mich dann, das tut er in solchen Fällen immer. Falls er wirklich eine Neue hat, muss ich mich damit leider abfinden, aber sicher nicht wortlos. Meine Liebe habe ich ihm übrigens nie erklärt.