an0N_1194188299zVielleicht ist da ...
ein falscher Eindruck entstanden, denn ich möchte Dich auf keinen Fall bekehren, den Versuch unternehmen, Deine Ansicht rhetorisch wegzubügeln oder Ähnliches. Auf gar keinen Fall. Ein Forum wie dieses lebt von unterschiedlichen Ansichten. Wenn es hier nur einen Haufen Gleichgesinnter gäbe, könnten die sich eine Zeit lang streicheln und dann würde es vor Langeweile sterben.
Ich musste an einigen Stellen Deines postings schmunzeln, weil ich in jungen Jahren häufig ähnlich empfunden hab. Es war dieser Impuls, 'ich hab die Fahne, alle mir nach, denn ich kenn den Weg', nur irgendwann hat man dann nur noch wenige um sich, weil jeder seinen eigenen Weg hat.
Deine Überzeugung beruht auf Erfahrungen, die Du gemacht hast. Du hast Verletzungen erlitten, daraus Deine Schlüsse gezogen und reagierst sehr emotional auf Schilderungen, die Dich an Deine Verletzung erinnern. Diese Emotionen verengen Dein Gesichtsfeld derart, dass diejenigen, die hier stellvertretend für die stehen, die in Deinen Augen verletzen, Deine massive Ablehnung zu spüren bekommen. Dabei stecken hinter diesen Menschen wieder ganz eigene Geschichten. Es können zweifellos absolut skrupellose Egomaniacs sein, aber die wenigsten dieser Gattung würden sich die Mühe machen, hier zu schreiben.
Es ist ein Spannungsfeld von Wünschen, Bedürfnissen, Ängsten, Illusionen, Erwartungen und Träumen, in dem es sehr viele Facetten gibt und jeder versucht für sich den Drahtseilakt hinzubekommen, eine Mischung aus purem Ego und Mutter Teresa zu finden, mit der er und seine Umwelt leben können. Pures Ego tut gut, macht aber auf Dauer sehr einsam und Mutter Teresa macht alle anderen glücklich und einen selbst krank.
Ich mag noch im Detail auf den letzten Passus Deines posts eingehen:
" ...für einige mag das betrügen ein *hilfeschrei* aus ihrer monotonen beziehung sein..nur weil sie nicht genug aufmerksamkeit bekommen oder der sex lahm is
- aber dann sollen solche leute ihren weg gehen und nícht auf ihrem feldzug auf anderen rumtrampeln...denn aus dem vermeindlichen hilfeschrei wird nämlich schnell ein disaster und eine weitere person in den abgrund gezogen.. so seh ich das.. es gibt immer mehrer wege die man gehen kann..wieso muss es immer der sein, der die meisten leidtragenden bringt? ..."
Grundsätzlich sollten alle Menschen gut sein und niemand sollte einem anderen weh tun, nur gibt es leider immer und überall widerstrebende Interessen und in diesem Spannungsfeld müssen Menschen entscheiden. Manche machen sich vorher Gedanken, manche nachher, andere wiederum handeln nur aus dem Bauch heraus usw. Mit den Auswirkungen ihres Handelns müssen sie danach leben. Wiederum gibt es dann eine Reihe von Handlungsmöglichkeiten: der eine verdrängt, der nächste läuft mit Gewissensbissen herum, wieder ein anderer baut sich ein so elegantes gedankliches Konstrukt, womit er alle Klippen umschifft und sich gut fühlt und und und ... Am besten ist es natürlich, wenn es Entscheidungen waren, mit denen alle, also ich selbst und meine gesamte Umwelt gut leben kann, nur gibt es bei vielen Dingen leider keinen Königsweg, manchmal muss man jemandem auf die Füße treten oder selbst zurückziehen.
Versuch doch mal die Position der Betrogenen zu verlassen und versetz Dich in eine Frau, die sich allerheftigst in einen Mann verliebt und dann nach 4 Wochen feststellt, dass er liiert ist.
Stop, nicht sofort losschlagen und antworten.
Versuch mal Dich hineinzuversetzen: dieser Mann löst alles Mögliche in Dir aus, Du hast Dich 4 Wochen schon in einem Hype befunden, der Dir die Füße weggezogen hat, Du freust Dich jedes Mal riesig auf ein Treffen, Du freust Dich ihn zu berühren, seine Berührungen elektrisieren Dich, es rührt Dich an, wenn Du seine Augen lachen siehst, Du entwickelst Vorstellungen was in Zukunft noch alles sein könnte ... Dann schwupps, harte Landung, der Mann ist schon vergeben ... Wie geht es weiter?
Ein Szenario kann selbstverständlich sein, stop, da leidet eine andere Frau, wenn ich weiter mit ihm zusammen bin, ergo sofortiger Abbruch ...
Sie könnte sich aber auch denken: 'für eine andere mir unbekannte Frau auf all das, was mich reizt, verzichten? Nein, ich will ihn, ich möchte nicht verzichten, denn es ist seine Aufgabe sich zu entscheiden ...
Sie könnte sich denken, es ist mir egal, ob da noch jemand ist, Hauptsache, ich bekomme das, was mir gut tut ...
Und noch 1.000 weitere Szenarios ... alles ist menschlich.
Hast Du schon mal erlebt, dass Du fest davon überzeugt warst, etwas nicht zu tun und hast dann zu Deinem eigenen großen Überraschen festgestellt, dass Du es dann doch tust oder umgekehrt, dass Du fest davon überzeugt warst, etwas zu tun und hast es dann, als der konkrete Fall anstand, nicht getan?
Das war eigentlich alles, was ich rüberbringen wollte. Je sicherer man sich etwas ist, desto größer kann das Erwachen hinter der nächsten Biegung des Flusses sein.
Einen lieben Gruss
Larsen